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ZDF-Politbarometer Oktober II 2004
Union verliert weiter - Schwarz-Gelb ohne Mehrheit
Mehrheit zu längeren Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich bereit

Mainz (ots)

Die CDU/CSU fällt in der politischen Stimmung weiter
zurück: mit 38 Prozent (-3) erhält sie jetzt den schlechtesten Wert
in den letzten zwei Jahren. Die SPD legt dagegen mit 33 Prozent (+3)
noch einmal klar zu. Leichte Veränderungen gibt es bei den anderen
Parteien: die Grünen kommen auf 13 Prozent (+1), die FDP auf 7
Prozent (+1) und die PDS auf 5 Prozent (-1).
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, kämen
längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien sowie
taktische Überlegungen der Wähler stärker zur Geltung. Dies
berücksichtigt die Politbarometer-Projektion: Die SPD käme danach
auf 30 Prozent (+2), die CDU/CSU auf 40 Prozent (-2), die Grünen
erhielten unverändert 11 Prozent, die FDP 7 Prozent (+1), die PDS
bliebe bei 6 Prozent und die sonstigen Parteien zusammen lägen bei 6
Prozent (-1). Damit hätte eine Koalition aus CDU/CSU und FDP keine
Mehrheit mehr im Bundestag.
Bei der Bewertung der zehn wichtigsten Politiker kann sich vor allem
Angela Merkel, die beim letzten Mal einen Einbruch erlebt hatte,
wieder deutlich verbessern. Weiterhin auf Platz eins liegt Joschka
Fischer mit einem Durchschnittswert auf der +5/-5-Skala von 1,8 (Okt.
I: 1,6). Danach folgt auf Platz zwei Wolfgang Clement mit leicht
verbesserten 0,6 (Okt. I: 0,5) jetzt vor Friedrich Merz mit 0,5 (Okt.
I: 0,6). Konstant Gerhard Schröder mit 0,4, vor Angela Merkel auf
Platz fünf, die mit 0,2 deutlich zulegen konnte (Okt. I: minus 0,3).
Danach Franz Müntefering unverändert mit 0,0 und ebenso unverändert
Edmund Stoiber mit minus 0,1. Leicht verbessert, aber auch weiterhin
im Negativbereich Guido Westerwelle mit minus 0,4 (Okt. I: minus
0,6), gefolgt von Hans Eichel (Okt. I: minus 0,7) und Ulla Schmidt
(Okt. I: minus 0,9) mit jeweils minus 0,8.
Sowohl Schröder (65 Prozent) als auch Merkel (74 Prozent) haben nach
dem Eindruck der Mehrheit der Befragten ihre Partei in wichtigen
politischen Fragen nicht voll hinter sich. Während aber bei der SPD
zunehmend mehr Unterstützung der Partei für Schröders Kurs
wahrgenommen wird (nach 16 Prozent im September glauben dies nun 27
Prozent), verschlechtert sich der Rückhalt Angela Merkels in der CDU
nach Ansicht der Befragten weiter. Nur 21 Prozent (Sept.: 32
Prozent) gehen davon aus, dass die Partei sie inhaltlich voll
unterstützt.
Etwas zurückhaltender wird auch die Aussicht für die Union mit einer
Kanzlerkandidatin Merkel beurteilt. Dennoch traut ihr mit 32 Prozent
eine relative Mehrheit zu, die Partei erfolgreich in die
Bundestagswahl zu führen (Sept.: 35 Prozent). Auf einen Erfolg
Stoibers setzen 25 Prozent (Sept.: 26 Prozent). Mit 18 Prozent sähen
jetzt mehr Befragte (Sept.: 10 Prozent) lieber jemand anderen als
Kandidaten, häufig ohne einen konkreten Namen zu nennen. Ein Viertel
kann sich hier nicht festlegen. Bei den Anhängern der Union rechnen
sich 38 Prozent mit Merkel die größeren Chancen bei der nächsten
Bundestagswahl aus, 25 Prozent mit Stoiber. Für einen anderen
Kandidaten sprechen sich 20 Prozent aus und 17 Prozent äußern sich
nicht.
Weiterhin pessimistisch werden die Konjunkturaussichten
eingeschätzt. Nur 17 Prozent glauben, dass die Wirtschaft in Schwung
kommen wird, 38 Prozent befürchten eher einen Abwärtstrend und 43
Prozent rechnen mit keiner Veränderung. Pessimismus auch beim Thema
Arbeitslosigkeit: 92 Prozent gehen nicht davon aus, dass dieses
Problem in den nächsten Jahren in den Griff zu bekommen ist, nur 7
Prozent erwarten dies. Die größte Schuld an der hohen
Arbeitslosigkeit hat für 39 Prozent die weltwirtschaftliche Lage, für
28 Prozent ist die Bundesregierung hierfür hauptsächlich
verantwortlich und für 25 Prozent sind es die Unternehmen (weiß
nicht: 8 Prozent).
Um Arbeitsplätze zu sichern, wären die meisten Berufstätigen bei der
Arbeitszeit zu Zugeständnissen bereit: 77 Prozent würden für diesen
Fall einer Verlängerung ihrer Arbeitszeit ohne mehr Lohn zustimmen,
19 Prozent lehnen dies ab (weiß nicht: 5 Prozent). Dagegen würden
nur 45 Prozent in diesem Zusammenhang eine Lockerung des
Kündigungsschutzes in Kauf nehmen, 48 Prozent aber nicht (weiß
nicht: 7 Prozent).
Eine gemeinsame europäische Verfassung begrüßen 52 Prozent der
Befragten, 20 Prozent meinen, es sollte sie nicht geben und 28
Prozent äußern sich hierzu nicht. Knapp drei Viertel (73 Prozent)
wünschen sich dabei eine Volksabstimmung über die EU-Verfassung, für
22 Prozent sollte die Entscheidung bei Bundestag und Bundesrat
liegen (weiß nicht: 5 Prozent).
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der Mannheimer
Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der
Zeit vom 26. bis 28. Oktober 2004 unter 1239 zufällig ausgewählten
Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ
für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz Deutschland. Die
Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt 2,7 Prozentpunkte, bei
den kleineren 1,4 Prozentpunkte.
Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 12. November
2004 nach dem "heute-journal".
ots-Originaltext: ZDF
Digitale Pressemappe: 
http://www.presseportal.de/story.htx?firmaid=7840

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