ZDF-Programmhinweis
Donnerstag,18.November 2004, 21.15 Uhr, auslandsjournal
Mainz (ots)
Donnerstag,18.November 2004, 21.15 Uhr auslandsjournal mit Dietmar Ossenberg Allahs streitbare Tochter - Eine Fernsehmoderatorin verschafft Saudi Arabiens Frauen Gehör
Die 30-jährige Butheina Nassr ist die Vorzeigefrau Saudi-Arabiens. Im verschlossenen konservativen Wüsten-Königreich kämpfte sie sich im Januar dieses Jahres auf den prestigeträchtigen Moderationssessel des saudischen Nachrichtenkanals Al Ikhbariya. Sie ist damit die erste Anchorwoman, die ausgerechnet vom staatlichen Fernsehen auf den Schirm gelassen wird. Für die meisten Saudis ein Skandal. Für die Frauen im Reich der Wahabitischen Fundamentalisten und Ölprinzen aber ein Signal zum Aufbruch. Noch halten die Fesseln des religiösen Establishments und der konservativen Clanchefs, die Frauen in Saudi-Arabien hinter Schleiern verbannen, unsichtbar und stumm machen, sie am Autofahren hindern und am Erwerb eines eigenen Reisepasses. Doch das Bild zeigt erste Risse. Auch die Königsfamilie hat das Konfliktpotenzial erkannt, das die Jahrhunderte lange Unterdrückung der Frauen birgt: Es könnte zur Bedrohung der eigenen Macht werden. Schon deshalb steuert die Regierung einen vorsichtigen Öffnungskurs. Bei einem sogenannten nationalen Dialog wurden im Sommer erstmals Frauen öffentlich eingeladen, über Reformen in Familie und Bildung zu diskutieren. Mit aller Macht drängen junge, gut ausgebildete Frauen an die Hochschulen im Königreich. Im vergleichsweise liberalen Jiddah am Roten Meer wagen Frauen sich immer häufiger unverschleiert auf die Straße. "Doch damit stehen wir erst am Anfang", meint Fernsehfrau Butheina. "Ich muss den Frauen im Land als Beispiel eines neuen Rollenverständnisses dienen", so die Nachrichtenmoderatorin. "Das ist eine große Verantwortung." Und nicht ganz ungefährlich in einem Land, aus dem 15 der 19 Attentäter vom 11.September kamen, und in dem Osama Bin Laden in weiten Kreisen als ehrenwerter Kämpfer für einen Weltsieg des Islam verehrt wird. Butheinas Ehemann hat schon Drohungen aus Fundamentalistenkreisen erhalten. Wenn er seine Frau nicht zwinge, vom Bildschirm zu verschwinden und ehrbar zu werden, dann werde ihnen etwas zustoßen. "Damit muss ich leben", wiegelt Butheina ab. "Auf der anderen Seite gibt es genügend Menschen, Frauen vor allem, die mich unterstützen und mich beknien, den Kampf jetzt bloß nicht aufzugeben." "Natürlich würden wir gerne alleine Autofahren und ohne einen Mann an unserer Seite in ein Restaurant gehen können. Das nervt erheblich. Völlig absurd ist auch die Tatsache, dass es keine Umkleidekabinen in den Läden gibt. Man könnte ja ein Stück Haut der Frauen erspähen. Und das wäre schon wieder Sünde." Aber noch viel wichtiger ist Butheina das große Ganze: "Frauen müssen endlich in wichtige Positionen der Gesellschaft vorrücken, wählen und gewählt werden können." Erst dann, so glaubt die streitbare junge Frau, wird sich in Saudi Arabien wirklich etwas bewegen.
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