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Donnerstag, 31. März 2005, 22.40 Uhr, Berlin Mitte

Mainz (ots)

Donnerstag, 31. März 2005, 22.40 Uhr
Berlin Mitte
mit Maybrit Illner
Thema:
Jobs gehen, Gewinne steigen: Erpressen die Bosse die Politik?
Gäste:
Günter Verheugen (SPD), EU-Kommissar für Unternehmen und Industrie;
Vizepräsident der EU-Kommission
Edmund Stoiber (CSU), Ministerpräsident von Bayern
Jürgen Thumann, BDI-Präsident
Michael Sommer, DGB-Vorsitzender
Am Donnerstag präsentiert die Nürnberger Bundesagentur ihren März-
Bericht. Schon jetzt steht fest, dass die übliche Frühjahrsbelebung
ausgeblieben ist. Anders als in den Vorjahren wird die Zahl der
Erwerbslosen nicht um 100 000 sinken, sondern auf dem Rekordniveau
von etwa 5,2 Millionen verharren. Vor diesem Hintergrund nahm
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) die Unternehmen in die Pflicht.
Endlich solle "das ständige Gerede von der Verlagerung der
Betriebsstätten und Arbeitsplätze aufhören und in Deutschland
investiert werden", so Schröder. Diese Erwartung richte er an die
deutsche Wirtschaft auch mit dem Blick auf eine Umfrage unter
deutschen Dax-Konzernen. So hätten die 30 größten Unternehmen ihren
Gewinn im vergangenen Jahr auf 36 Milliarden Euro verdoppelt,
gleichzeitig aber 35 000 Stellen in Deutschland gestrichen. Im Rest
der Welt hätten sie dagegen 9600 Jobs geschaffen. Die Opposition
warf Schröder umgehend vor, mit der Offensive nur sein Versagen bei
der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit vertuschen zu wollen. Rot-Grün
sei für die Arbeitslosigkeit verantwortlich. "Unternehmer-
Beschimpfung" helfe keinem einzigen Betroffenen.
CSU-Chef Edmund Stoiber verlangt von der Bundesregierung über die
Vereinbarungen des Job-Gipfels hinaus weitere Maßnahmen gegen die
Arbeitslosigkeit. DGB-Chef Michael Sommer wirft den Arbeitgebern
vor, für die Steuersenkungen der vergangenen Jahre keine
Gegenleistung erbracht zu haben und die angespannte Wirtschaftslage
zum Abbau von Arbeitnehmerrechten auszunutzen.
Die Wirtschaft hat die Kritik des Kanzlers an der mangelnden
Investitionsbereitschaft deutscher Unternehmen zurückgewiesen. BDI-
Präsident Thumann sagte, viele Unternehmer und Manager hätten ihm
zugesagt, sie würden Investitionen nach Deutschland umlenken, wenn
die verabredeten Reformen tatsächlich kämen. Parallel zu den
Entwicklungen in Deutschland nimmt Europa einen neuen Anlauf in
seiner wirtschaftlichen Aufholjagd mit Asien und den USA. Mit
gezielten Investitionen sollen sechs Millionen neue Jobs bis 2010
geschaffen und ein stetiges Wachstum von drei Prozent erreicht
werden. Die Dienstleistungsmärkte in der Europäischen Union werden
auf absehbare Zeit geöffnet - zu Billigkonkurrenz aus den Ländern
vor allem Osteuropas soll es aber nicht kommen.
Erpressen die Bosse die Politik? Wer nimmt die Unternehmer in die
Pflicht? Gibt es in Europa Arbeit für alle - nur nicht für uns? Was
schafft endlich Jobs in Deutschland? Diese und andere Fragen
diskutiert Maybrit Illner am Donnerstag bei „Berlin Mitte“ mit ihren
Gästen.

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