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Dienstag, 9. August 2005, 20.15 Uhr, Familie Hitler
Mainz (ots)
Dienstag, 9. August 2005, 20.15 Uhr Familie Hitler Im Schatten des Diktators Von Oliver Halmburger und Thomas Staehler
Die NS-Propaganda stilisierte Hitler zu einem Mann, der scheinbar aus dem Nichts in die Geschichte trat - ohne Familie, ohne Privatleben. Seine Herkunft wurde verklärt oder verleugnet. Als sei er gekommen wie ein Prophet - so wollte der Diktator gesehen werden. Je mehr der Agitator des Rassenwahns im politischen Rampenlicht stand, umso mehr fragten jedoch NS-Gegner nach der Herkunft des politischen Aufsteigers, umso mehr wuchs seine Furcht vor Denunziation, denn den lückenlosen Nachweis über den Stammbaum, den er später von allen Deutschen abforderte, konnte Hitler selbst nicht erbringen. Auf Schloss Senftenegg in Niederösterreich lagerten Jahrzehnte lang unbeachtet die Akten von Hitlers Ahnenforscher Karl Friedrich von Frank. Er hatte dem NS-Diktator seine Dienste angeboten und sollte ihm eine "saubere Herkunft" bescheinigen. Auszüge aus den Unterlagen werden im Film gezeigt.
Nach der "Machtergreifung" fiel es dem NS-Diktator leichter zu diktieren, was "sein Volk" wissen durfte und was nicht. Den "Ahnengau des Führers" im so genannten Waldviertel ließ Hitler nach dem "Anschluss" Österreichs als Truppenübungsplatz platt walzen. Doch hielt er ständigen Kontakt zu seinen nächsten Verwandten - vor allem, um sie unter Kontrolle zu haben.
Da war der zwielichtige Halbbruder Hitlers, Alois - in Berlin Kneipier und immer darauf bedacht, aus seinem Namen Kapital zu schlagen. Alois Hitler trieb den jüdischen Vermieter des Hauses, in dessen Erdgeschoss sich sein Lokal befand, ins Exil nach Holland. Zum ersten Mal berichtet eine "Ziehtochter" über das Leben in der Familie Alois Hitler.
Hitlers Halbschwester Angela führte den Haushalt auf dem "Berghof" bei Berchtesgaden. Sie veranlasste Martin Bormann, andere Anwohner vom Obersalzberg zu vertreiben. Eine Zeitzeugin erinnert sich, wie Polizisten ihren Vater damals abtransportierten.
Hitler hatte einen "Lieblingsneffen", der zuerst auf einer NS- Eliteschule erzogen wurde und unbedingt an der Front in der Sowjetunion kämpfen wollte. Sein Schicksal war bislang unbekannt. Heinz Hitler geriet 1942 in sowjetische Kriegsgefangenschaft, sein Name wurde ihm zum Verhängnis. Er starb nur wenige Monate nach seiner Einlieferung im Moskauer Prominentengefängnis Butyrka.
Zudem brachten die Autoren in Erfahrung, dass Hitlers Schwester Paula einen Arzt heiraten wollte, der im Rahmen der NS-Euthanasie- Maßnahmen zum Massenmörder wurde. Dr. Erwin Jekelius schickte Tausende behinderte Menschen in die Gaskammer und ordnete auch die Ermordung von Kindern an. Hitler ließ Jekelius an die Ostfront beordern. Der Diktator wollte selber bestimmen, wer sich seiner Familie nähern durfte.
Ein Aktenfund belegt, dass der NS-Wahn auch vor der eigenen Verwandtschaft nicht Halt machte. Hitlers Großcousine Aloisia Veit litt an Schizophrenie. Neun Jahre verbrachte sie in der psychiatrischen Anstalt "Am Steinhof". Schließlich wurde auch sie Opfer der "Euthanasie"-Morde, starb im Dezember 1940 in einer Gaskammer der "Anstalt Hartheim".
Besonders dreist verhielt sich Neffe William-Patrick aus England, der in Berlin das Leben eines Playboys führte. Er drohte dem Diktator mit der Enthüllung von Familiengeheimnissen und erpresste damit Geld von seinem Onkel. Bei Recherchen stießen die Autoren auf entsprechende Briefe. Anfang der 40er Jahre wanderte der Neffe in die USA aus, trat im Blitzlichtgewitter der Fotografen in die US Navy ein, um Adolf Hitler - wie er selbst sagte - den Krieg zu erklären. Auf Long Island bei New York leben heute noch die Söhne von William-Patrick. Seit Jahrzehnten versuchen sie, ihre wahre Identität zu verbergen.
Ein Großneffe Hitlers aus Österreich, Adolf Koppensteiner, berichtet wie sowjetische Truppen 1945 das "Waldviertel" nach Angehörigen Hitlers durchkämmten. Seine Eltern wurden deportiert. Er war damals sechs Jahre alt. Zum ersten Mal schildert der Nachkomme, wie sehr er darunter zu leiden hatte, mit Hitler verwandt zu sein.
Der Film präsentiert eine Vielzahl bislang unbekannter Dokumente und persönlicher Aufzeichnungen, die überraschende Einblicke in Hitlers familiären Hintergrund gewähren, darunter ein seit 40 Jahren verschollenes Manuskript von Adolf Hitlers Schwester Paula; zudem eine 300-seitige Familiengeschichte der Hitlers - aufgeschrieben von Erna Petra Hietler und Hitlers Halbbruders Alois. Der Inhalt umfasst vor allem die Jugendzeit der Geschwister.
So führen verschiedene Facetten vor Augen, was es damals hieß, Angehöriger der "Familie Hitler" zu sein, und was es für einige Verwandte noch heute bedeutet, im Schatten des Diktators zu leben.
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