ZDF-Programmhinweis
Dienstag, 27. September 2005, 22.15 Uhr
37°
Business und Bobbycar: Väter im Karrierestress
Mainz (ots)
Dienstag, 27. September 2005, 22.15 Uhr
37° Business und Bobbycar: Väter im Karrierestress Film von Ulrike Baur
Mitarbeitermeeting im Konferenzraum einer kleinen Personalentwicklungsagentur. Männer und Frauen im Businesslook. Einer schaut sorgenvoll auf die Uhr, als es auf 16.30 Uhr zugeht: Martin C. (40) muss weg, um 17.00 Uhr schließt die Mannheimer Kita, in der Fanny, seine zweieinhalbjährige Tochter, untergebracht ist. Mit seiner Lebenspartnerin Bettina (35) hat er einen ausgeklügelten Plan entwickelt: Haushalt, Zuständigkeit für die gemeinsame Tochter genau fifty fifty. "Ziemlich gewöhnungsbedürftig" sagt Martins Chefin, Mitte dreißig, kinderlos und ein echter workoholic. "Ich will es anders machen als mein eigener Vater, der als renommierter Wissenschaftler quasi nie zu Hause war", erzählt Martin später, während er mit Tochter Fanny zu Hause die Spülmaschine ausräumt. "Es ist mir wichtig, nicht nur der Sonntagspapa zu sein, sondern ganz banale Alltagssituationen mit meiner Tochter zu erleben." Aber auch die Karriere ist Martin wichtig. Hausmann als Beruf, das wäre nichts für ihn. Um im Kollegenkreis mithalten zu können, legt er so manche Nachtschicht am Computer ein, spätabends, wenn Fanny schläft. Thomas B. (49) verzweifelt manchmal an seiner momentanen Lebenssituation. Als Personalchef einer Stuttgarter MAN-Tochterfirma steht er gerade vor einer schwierigen Entscheidung: Soll er dem Ruf in die Nürnberger Konzernzentrale folgen, was mit einem weiteren beruflichen Aufstieg verbunden wäre - oder soll er ablehnen, der Familie zuliebe, die nicht schon wieder umziehen will? "Ich will meine Freunde hier behalten", erklärt zu Hause Felix (14), der ältere der beiden Söhne mit ernster Miene. Und Moritz (11) steht ziemlich traurig dabei, wenn Papa sonntags abends wieder den Koffer packt für die nächste Dienstreise. Demnächst werden Thomas und seine Frau wohl wieder eine Wochenendehe führen, wie früher: "Der Preis der Karriere. Wenn ich das Angebot jetzt ablehne, riskiere ich, nie wieder gefragt zu werden", sagt Thomas. Und eine andere, weniger prestigeträchtige Stelle annehmen, um mehr Zeit für die Kinder zu haben? "Kaum möglich. Ab einer bestimmten Position geht es nur noch bergauf - oder ganz steil bergab. In Krisenzeiten sowieso." Detlef S. (46) hat eine Bilderbuchkarriere hinter sich: mit knapp dreißig Jahren nach der Wende jüngster Treuhanddirektor - und der einzige Ostdeutsche in diesem Kreis. Später Karriere im Westen. Unternehmenschef bei einem Automobilzulieferer. Dann, vor einem Jahr: ein folgenschwerer Autounfall. "Ich hatte Riesenglück. Und mir wurde plötzlich klar, dass das Leben so nicht weiter gehen kann: Immer auf der Überholspur. Immer in Zeitnot, gestresst, ungeduldig." Detlef S. hat sich eine Auszeit genommen, seinen Karrierejob hingeschmissen. Die Familie lebt dennoch nicht schlecht vom Ersparten. Und Detlefs Ehefrau Gabi (45) kann jetzt intensiver ihrem eigenen Beruf nachgehen als erfolgreiche Steuerberaterin. "Trotzdem war es für alle eine Umstellung: Papa plötzlich zu Hause, an ganz normalen Wochentagen. Papa bringt den Müll raus, füllt die Waschmaschine. Mäht den Rasen, was früher ein Gärtner erledigt hat." Detlef weiß, dass diese Veränderung für seine Frau und die Kinder nicht immer leicht gewesen ist.
37° will wissen, wie die neuen Väter mit der Doppelbelastung Job und Familie zurechtkommen. In ihrem Denken und Fühlen hat sich schon einiges verändert, in unserer Gesellschaft aber wohl noch nicht.
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