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Donnerstag, 15. Dezember 2005, 22.35 Uhr
Berlin Mitte

Mainz (ots)

Donnerstag, 15. Dezember 2005, 22.35 Uhr
Berlin Mitte
mit Maybrit Illner
Thema: "Eine Frage der Ehre: Darf Schröder Gas zu Kohle machen?"
Die Gäste u.a.:
Henning Voscherau (SPD)
Utz Claassen, Vorstandsvorsitzender der EnBW Energie Baden-
Württemberg AG
Britta Bannenberg, Korruptionsexpertin und Strafrechtsprofessorin
Altbundeskanzler Gerhard Schröder soll Aufsichtsratsvorsitzender der
North European Gas Pipeline Company (NEGPC) werden. Die NEGPC ist
eine Tochter des russischen Staatskonzerns Gazprom und der deutschen
Unternehmen Eon und BASF. Jenes Konsortium, das erst die Ostsee-Gas-
Pipeline bauen wird und dann mit 1,8 Mrd. Euro an Leitungsgebühren im
Jahr rechnen darf. An Schröders neuem Arbeitgeber ist die russische
Regierung zu 51 Prozent beteiligt.
Mit dieser Nachricht nur wenige Wochen nach seinem Amtsverlust
überraschte der Altkanzler selbst treue Genossen. Pikanterweise
hatte Schröder das Pipeline-Projekt selbst noch kurz vor dem
Ausscheiden aus dem Amt mit dem russischen Präsidenten Wladimir
Putin festgezurrt.
Die Frage "Darf Schröder das?" bewegt das Land. Auf der Suche nach
der richtigen Antwort stößt man auf zwei Positionen: Die erste
lautet: Wirtschaft und Politik sollten sich gegenseitig öffnen. Das
sei zum gegenseitigen Verständnis notwendig. Die zweite Position
steht dem deutlich entgegen: Die Sphären sollten sauber getrennt
werden. Wer heute unvoreingenommen und neutral regieren soll, darf
nicht darauf schielen, wer ihn morgen beschäftigen könnte. Und so
gibt es kritische Stimmen aus allen Parteien, die Schröder Ähnliches
vorwerfen: Es gehe nicht um Gas - es gehe um Kohle.
Es wundert daher kaum, dass der Wechsel des ehemaligen
Bundeskanzlers in den Aufsichtsratsvorsitz der deutsch-russischen
Pipeline-Gesellschaft den Bundestag beschäftigen wird.
Dann steht möglicherweise auch Schröders Russlandpolitik nochmals
auf dem Prüfstand und die Frage, welchen Weg die neue
Bundesregierung nehmen wird? Kritiker werfen Alt-Kanzler Schröder
vor, er habe es in seiner siebenjährigen Amtszeit versäumt, Kritik
an der Menschenrechtssituation in Tschetschenien zu üben, und
stattdessen Herrn Putin als "lupenreinen Demokraten bezeichnet".
Ist das Verhalten Schröders unmoralisch oder instinktlos? Darf ein
Politiker persönliche Vorteile aus der eigenen Amtszeit ziehen?
Brauchen wir einen Ehrenkodex für Ex-Politiker? Ist Schröders Russen-
Deal möglicherweise sogar ein politischer Fehler? Oder ist die
Zusammenarbeit mit Russland für Deutschland eine wichtige Aufgabe,
die in Profi-Hände gehört? Wie wird in Zukunft deutsche Russland-
Politik aussehen? Diese und andere Fragen diskutiert Maybrit Illner
mit ihren Gästen.

Rückfragen bitte an:

Pressestelle
Telefon: 06131 / 70 - 2120

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