ZDF-Programmhinweis
Donnerstag, 16. November 2006, 23.45 Uhr, Die Feindzentrale (1)
Mainz (ots)
Donnerstag, 16. November 2006, 23.45 Uhr Die Feindzentrale (1) Das ZDF im Visier der Staatssicherheit Film von Christhard Läpple
"Mein Auftrag war es, Menschen für die DDR zu gewinnen", sagt Christina Kanyarukiga. Die junge Journalistin arbeitete in den 80er Jahren in der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte von Guido Knopp. Was erst jetzt entdeckt wurde: Sie war eine eingeschleuste "Kundschafterin" und lieferte als Agentin "Swantje" vertrauliche Informationen aus Mainz an ihre Führungsoffiziere in der DDR. Die Geschichte von Christina Kanyarukiga alias "Swantje" erzählt von einem deutschen Doppelleben im Kalten Krieg. Fast ein Jahrzehnt lang spionierte die Frau, die heute in Hamburg lebt, unerkannt für das Ministerium für Staatssicherheit.
Die zweiteilige Dokumentation "Die Feindzentrale" zeigt, wie Ost- Berlin versuchte, mit gewaltigem Aufwand an Personal und Material das ZDF zu kontrollieren und zu beeinflussen. Die Staatssicherheit gab dieser geheimen Operation den Decknamen "Bagage". Über 200 inoffizielle Mitarbeiter setzte die Stasi im Kampf gegen das ZDF ein. Der Mainzer Sender geriet vom ersten Tag seiner Gründung an ins Visier der Ost-Berliner Spionage.
Günter Scheer, ein langjähriges Fernsehratsmitglied, beschaffte als inoffizieller Mitarbeiter viele vertrauliche Informationen aus der Chefetage. Zum ersten Mal spricht der Top-Spion Ost-Berlins über seine Motive. Rainer Wagner, ein Museumsdirektor aus Weimar, entwickelte sich als IM "Partner" zu einem der erfolgreichsten Spitzel im ZDF-Büro in Ost-Berlin. Auch er steht nach seiner Enttarnung offen Rede und Antwort. Ein westdeutscher ZDF-Kameramann hatte drei Jahrzehnte lang für Ost-Berlin gearbeitet. Dieser Informant mit dem Decknamen "Goslar" plauderte gegen Honorar und Quittung über Banales und Brisantes aus dem Sender. Bereits ein halbes Jahr vor dem Sendestart 1963 organisierte er für die Stasi eine bis dahin unveröffentlichte Personalliste aller ZDF- Führungspositionen.
Ausführlich geht die Dokumentation auf die Fälle der ZDF- Korrespondenten Dietmar Schumann und Michael Schmitz ein. Durch die Öffnung der Rosenholz-Dateien wurde bekannt, dass beide Journalisten vom Ost-Berliner Geheimdienst bis zur Wende 1989 als geheime Quellen der DDR-Auslandsspionage geführt wurden.
Gezeigt wird ebenfalls, wie gezielt die Staatssicherheit gegen das ZDF-Korrespondentenbüro in der DDR vorgegangen ist. Wiederholt verschafften sich Spezialkommandos dort Zutritt. Die Büros waren verwanzt, der Eingang wurde mit versteckten Kameras überwacht. Jeder Anruf, jeder Brief, jeder Besucher wurde erfasst. Stasi-Minister Erich Mielke wollte genau wissen, welche DDR-Bürger mit welcher Absicht Kontakt zu der "Feindzentrale ZDF" aufnahmen. Gegen 672 DDR- Bürger wurde im Zusammenhang mit der "Akte ZDF" strafrechtlich ermittelt. Stellvertretend schildert die Dokumentationsserie das Schicksal von Wilma Reuß. Die Ost-Berlinerin war wegen "staatsfeindlicher Hetze" zu sieben Jahren Haft verurteilt worden, weil sie sich 1978 vertrauensvoll an das ZDF wandte, um im Westen Texte zu veröffentlichen. Dazu kam es nie. Die junge Frau stand vom ersten Kontakt an unter Stasi-Beobachtung.
Nach über zweijähriger Recherche, bei der über 350.000 Seiten Dokumente ausgewertet und Hunderte von Zeitzeugengesprächen geführt wurden, ist eine intensive Nahaufnahme über Verdacht und Misstrauen, Vertrauen und Verrat an den Machtstellen der Medien entstanden. Zum ersten Mal brechen Beteiligte ihr Schweigen, fast zwei Jahrzehnte nach dem Ende der Geheimaktionen gegen "die Feindzentrale ZDF".
Auch die History-Dokumentation von Joachim Jauer "Antenne West Das Fernsehen und die deutsche Einheit" am 19. November 2006, 0.00 Uhr erzählt, wie Ost-Berlin bis zum Mauerfall versuchte, die Berichterstattung des Zweiten Deutschen Fernsehens zu behindern, aber auch, wie das Westfernsehen ungehindert über Mauer und Stacheldraht hinweg das Leben in der DDR beeinflusst hat.
Der zweite Teil von "Die Feindzentrale" wird am Freitag, 17. November 2006, 0.10 Uhr, ausgestrahlt.
Rückfragen bitte an:
Pressestelle
Telefon: 06131 / 70 - 2120
Original-Content von: ZDF, übermittelt durch news aktuell