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Freitag, 20. Oktober 2006, 5.30 Uhr
ZDF- Morgenmagazin
Wolfgang Herles gibt Buchtipps

Mainz (ots)

Freitag, 20. Oktober 2006, 5.30 Uhr
ZDF-Morgenmagazin
Wolfgang Herles gibt Buchtipps
In den Buchhandlungen liegt das Herbstangebot der Verlage bereit, und
Wolfgang Herles hat sich quer durch die Frankfurter Buchmesse
gelesen. Seine Fundstücke präsentiert er am 27. Oktober live im "ZDF-
Morgenmagazin".
John Le Carré, Geheime Melodie, List, 416 Seiten
Der Meister des politischen Thrillers schickt seinen Protagonisten
in den Kongo. Bruno Sal-vador, genannt Salvo, ist eigentlich
Dolmetscher, doch der britische Geheimdienst verspricht sich mehr
von ihm, als er ihn auf eine Geheimkonferenz über die Zukunft des
afrikanischen Landes schickt. Salvo lauscht und berichtet. Am Ende
kann er nicht unbeteiligt wegschauen, denn er sieht die Katastrophe
auf den Kongo zukommen, der doch das Land seines Vaters ist.
Mario Vargas Llosa, Das böse Mädchen, Suhrkamp, 395 Seiten
Als 15-Jähriger beobachtet Ricardo im Sommer 1950 eine Gleichaltrige
beim Mambo-Tanz in Lima. Dann ist sie plötzlich verschwunden, aber
die Erinnerung an "das böse Mädchen" lässt Ricardo nie mehr los.
Seine Liebe wird zur Obsession, und bis in die 80er Jahre kreuzen
sich die Wege der beiden immer wieder - in London, Tokio, Paris und
Madrid. Mario Vargas Llosa, der große südamerikanische Autor,
erzählt vom Rätsel einer Beziehung, von deren Unglück und Glück im
Laufe von mehr als 30 Jahren.
Tim Parks, Stille, Kunstmann, 360 Seiten
Harold Cleaver ist ein überaus erfolgreicher Fernsehjournalist, eine
Berühmtheit in London. Sein Leben gerät aus den Fugen, als der Sohn
unter dem Titel "Im Schatten des Allmächtigen" seinen ersten Roman
veröffentlicht. Cleaver flieht aus London, vor seiner
Lebensgefährtin, vor seinen Kindern. Er steigt aus und wählt die
Stille in einem entlegenen Dorf in Südtirol und denkt über das Leben
nach. Und damit hat er etwas gemein mit seinem literarischen Vater.
Tim Parks hat das heimatliche London schon vor Jahren verlassen und
lebt mit seiner Familie in Verona.
Kiran Desai, "Erbin des verlorenen Landes", Roman, Berlin Verlag,
432 Seiten
Mit ihrem zweiten Roman landete die junge, indische Autorin den
großen Wurf. Als Hauptkulisse dient ein halb verfallenes
Kolonialhaus in einer Kleinstadt an den Hängen des Himalaja im
Indien der achtziger Jahre. Hier lebt ein pensionierter indischer
Richter, der noch immer die englische Kultur hochhält, dessen Ehe
scheiterte und der einzig seine Hündin Mutt abgöttisch liebt. Seine
Enkelin Sai erfährt in dieser Traumwelt ihre erste Liebe zu ihrem
Privatlehrer Gyan. Der mürrische Koch trauert ebenfalls den
Engländern hinterher. Sein Sohn sollte es einmal besser haben, doch
der fristet in Amerika das harte Leben eines Illegalen. Mit dem
Beginn einer bürgerkriegsähnlichen Revolte zerbricht das
selbsterschaffene Trugbild des Hauses. Die Autorin wurde dafür in
diesem Jahr mit dem Man-Booker-Preis ausgezeichnet.
John Grisham, Der Gefangene, Heyne, 464 Seiten
Nach 20 fiktiven Bestsellern legt der studierte Jurist ein Sachbuch
vor, das sich erst recht liest wie ein Thriller. Es ist die wahre
Geschichte des ehemaligen Baseballprofis Ron Willliamson. Für einen
Mord, den er nicht begangen hat, wird er zum Tode verurteilt und
sitzt elf Jahre unter grausamen und entwürdigenden Bedingungen in
der Todeszelle. Kurz vor der Hinrichtung beweist eine DNA-Analyse
seine Unschuld. Doch Williamson erholt sich nicht mehr von der Haft
und stirbt fünf Jahre später. Grisham – selbst leidenschaftlicher
Baseballspieler – will Zeugnis ablegen von der Ungerechtigkeit eines
modernen Rechtssystems.
Hallgrímur Helgason, "Rokland", Roman, Klett-Cotta-Verlag, 479
Seiten
Nach seinem Erfolgsroman "101 Reykjavík" führt der isländische
Kultautor seine Gesell-schaftssatire unbeirrt fort. Sein neues Buch
erzählt von Böddi, der nach Jahren in Berlin in sein isländisches
Kaff zurückkehrt. Er lebt bei seiner fernsehverblödeten Mutter,
arbeitet als Lehrer und unterhält seine Schüler mit giftigen
Karikaturen ortsbekannter Größen. Doch schon bald geht der Job
flöten, ist die Tochter des Rektors geschwängert und das Elternhaus
nach dem Tod der Mutter verloren. Böddi dreht durch. Zu Pferde
bricht er nach Reykjavík auf, um dort zum allgemeinen Umsturz der
geistlosen Lebensverhältnisse aufzurufen. Ein Amokritt, der bereits
vom eigenen Bruder gnadenlos in den Medien vermarktet wird.

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