ZDF-Magazin "Frontal 21" berichtet über Geschäfte in der Grauzone: Ärzte im Dienste der Pharmakonzerne Bayer Vital und AstraZeneca bringen mit zweifelhaften Methoden ihre Medikamente an den Patienten.
Mainz (ots)
Die Pharmakonzerne Bayer Vital und AstraZeneca sollen nach Informationen des ZDF-Magazins "Frontal 21" niedergelassene Ärzten durch zweifelhafte Methoden dazu gebracht haben, ihre Arzneien vermehrt zu verordnen. Über so genannte Anwendungsbeobachtungen sei Geld an Zehntausende Mediziner geflossen. Angeblich sollten die Ärzte Erkenntnisse über etwaige Nebenwirkungen des angewendeten Medikaments dokumentieren und wurden dafür honoriert. Stattdessen, so behaupten Insider der Branche gegenüber "Frontal 21", seien die Anwendungsbeobachtungen als Instrument missbraucht worden, um die Ärzte zu bestechen.
So honorierte der Pharmakonzern Astra Zeneca rund 17 000 Ärzte für angebliche Tests mit dem Magenmittel Nexium mups. "Das Nexium ist seit fünf Jahren im Handel. Da ist nichts mehr mit der Anwendungsbeobachtung an neuen Erkenntnissen zu gewinnen. Sondern hier ist die Anwendungsbeobachtung ein reines Bestechungsinstrument gegenüber den Ärzten" , bewertet dies Professor Peter Schönhöfer von Transparency International gegenüber "Frontal 21".
Bezahlte Anwendungsbeobachtungen dienen nach Recherchen von "Frontal 21" meist Marketinginteressen der Konzerne und nicht wissenschaftlichen Zielen. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine interne Studie der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. "Wir haben 131 neue Anwendungsbeobachtungen, die uns im zweiten Halbjahr 2005 gemeldet worden sind, untersucht und stellen fest, dass in weniger als 20 Prozent überhaupt an eine Veröffentlichung gedacht ist. Nur von fünf Studien liegen uns bis heute Ergebnisse vor. Es ist so, dass das absolute Gros nur Marketinginteressen verfolgt", stellt Leonhard Hansen, Vorsitzender der Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein, gegenüber "Frontal 21" fest.
Der Einfluss der Pharmaindustrie auf die Ärzte sei in Deutschland besonders groß, so der Heidelberger Pharmakologe Professor Ulrich Schwabe. "Die Pharmaindustrie gibt etwa 40 Prozent ihrer Umsätze für Marketingmaßnahmen aus, das würde in Deutschland bedeuten, dass das in der Größenordnung von etwa fünf bis sechs Milliarden Euro pro Jahr liegt." Nach seinen Informationen wurde auch der umstrittene Cholesterinsenker Lipobay von Bayer selbst dann weiter vermarktet, als gefährliche Nebenwirkungen des Medikaments bekannt waren. Schwabe gegenüber "Frontal 21": "Hier hat man ganz klar sehen können, dass die Wissenschaftler der Firma Bayer durchaus über die Risiken des Mittels informiert waren, dass aber die Marketing-Leute oder die Kaufleute aufgrund der möglichen höheren Umsätze diese Bedenken beiseite gewischt haben."
Das ZDF-Magazin "Frontal 21" berichtet darüber in seiner aktuellen Ausgabe heute, 7. November 2006, 21.00 Uhr.
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