Reiche/Seib: Arbeitsgruppe Bildung und Forschung in Würzburg Hochschulreformen angemahnt
Berlin (ots)
Anlässlich der Klausurtagung der Arbeitsgruppe Bildung und Forschung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion am 13./14. Mai 2004 in Würzburg erklären die Vorsitzende der Arbeitsgruppe, Katherina Reiche MdB, und die zuständige Berichterstatterin, Marion Seib MdB:
Die Arbeitsgruppe Bildung und Forschung der CDU/CSU- Bundestagsfraktion hat sich auf ihrer diesjährigen Klausurtagung vor allem mit dem Thema Zukunft der Hochschulen in Deutschland beschäftigt.
Als Diskussionspartner standen der bayerische Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Thomas Goppel, der Würzburger Universitätspräsident Prof. Dr. Axel Haase, der Rektor der RWTH- Aachen, Dr. Burghard Rauhut, der Präsident des Hochschullehrerbundes, Prof. Dr. Nicolai Müller-Bromley und Dr. Joerg S. Hofstetter, Wissenschaftler an der Universität St. Gallen, zur Verfügung.
An den Hochschulen wird sich die Zukunft des Landes entscheiden. Deutschland ist auf einem gut ausgebildeten Akademikernachwuchs und auf Innovationen aus der Hochschulforschung dringend angewiesen. Die Politik muss die Rahmenbedingungen so setzten, dass eine international wettbewerbsfähige Entwicklung der deutschen Hochschulen möglich ist.
Die Arbeitsgruppe Bildung und Forschung der CDU/CSU- Bundestagsfraktion begrüßt die Vereinbarungen von Bund und Ländern, Spitzenleistungen an Hochschulen stärker zu fördern. Die Länder haben den falschen Ansatz des Bundes vom Kopf auf die Füße gestellt. Die Eliteuniversitäten lassen sich nicht von oben herab bestimmen, sondern müssten sich als Leuchttürme in einem in sich schlüssigen akademischen System herausbilden. Wettbewerb ist wichtig, er muss jedoch wissenschaftsgeleitet und offen sein. Alle Hochschulen brauchen eine Chance, ihre Stärken herauszubilden. Ein Wettbewerb zur Förderung von Spitzenleistungen an Hochschulen für sich allein genommen ist jedoch nicht ausreichend. Die Hochschulen brauchen grundlegende Reformen.
Vier große Herausforderungen müssen in den nächsten Jahren bewältigt werden: Die Hochschulen brauchen eine solide Finanzbasis, d. h. zu allererst Verlässlichkeit der Politik gegenüber den Hochschulen und Sicherung der staatlichen Grundfinanzierung. Die Qualität von Forschung und Lehre hängt aber zunehmend auch von der Erschließung eigener Finanzquellen ab. Dazu gehören Public-Privat-Partnerships, Industriekooperationen, Einnahmen aus Lizenzen, das Angebot von Weiterbildungsstudiengängen und Studienbeiträge.
Die Hochschullandschaft muss differenzierter werden, indem sich die Hochschulen selbst bedarfsgerecht unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Die notwendige Profilbildung kann nur gelingen, wenn die Hochschulen mehr Freiheiten in der Studentenauswahl und der Personalpolitik haben. Die zentrale Studienplatzvergabe muss ebenso fallen wie die Kapazitätsverordnung. Über Jahrzehnte hat sich ein komplexes System herausgebildet, das Wettbewerb und Profilbildung verhindert. Nivellierung ist aber der Todfeind wissenschaftlicher Spitzenleistung.
Eine Besoldungsreform ist notwendig. Das starre Beamten- und öffentliche Dienstrecht ist nicht wissenschaftsadäquat. Die Professorenbesoldungsreform bringt nur wenig Flexibilität, macht dafür aber den Einstieg in den Beruf des Hochschullehrers, insbesondere des Fachhochschullehrers bei abgesenkten Grundgehältern (W 2 ca. 3700,- Euro) unattraktiv. Für das gesamte wissenschaftliche Personal muss eine leistungsgerechte Bezahlung möglich sein. Dafür ist die Einführung eines Wissenschaftstarifvertrags zu prüfen.
Zur Profilbildung gehört es auch, dass Wahlmöglichkeiten für die wissenschaftliche Qualifikation bleiben. Das Modell der Juniorprofessur, das Nachwuchswissenschaftlern ermöglichen soll, früher als bisher selbständig zu forschen und zu lehren, muss zum einen richtig umgesetzt werden, zum anderen darf es aber nicht der einzige Weg zur Professur sein. Die Habilitation muss möglich bleiben.
Die Forschung an den Hochschulen muss gestärkt werden. Dafür muss die Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft und anderen außeruniversitären Forschungsinstituten noch enger werden. So entstehen attraktive Tätigkeitsfelder für Nachwuchswissenschaftler. Der Bologna-Prozess zur Schaffung eines europäischen Hochschulraums muss umgesetzt werden. Dabei geht es vor allen Dingen um die Einführung der international kompatiblen Abschlüsse Bachelor und Master. Oberstes Gebot ist die Qualität. Nur so kann eine erfolgreiche Internationalisierung der deutschen Hochschulen, die sie attraktiver macht für ausländische Studierende und Deutschen im globalisierten Arbeitsmarkt bessere Chancen eröffnet, gelingen.
Im zweiten Teil der Klausurtagung konnte sich die Arbeitsgruppe bei Besuchen im Rudolf-Virchow-Zentrum für experimentelle Biomedizin an der Universität Würzburg und beim Technologie- und Gründerzentrum Würzburg von der Leistungsfähigkeit der Forschungs- und Innovationsregion Würzburg überzeugen. Innovationspolitik braut eine ganzheitliche Strategie, die exzellente Grundlagenforschung, angewandte Forschung und Überführung in den Markt in den Blick nimmt. Eine innovative Region braucht regionale Forschungs- und Technologiecluster. In Würzburg ist ihr Aufbau in vorbildlicher Weise gelungen.
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