Kindersitz-Test
Bessere Ergebnisse als vor einem Jahr
ADAC:
Nachwuchs keinesfalls ungesichert mitfahren lassen
München (ots)
Zwei von 21 Auto-Kindersitzen haben bei einem aktuellen Test des ADAC vier Sterne, also die Bewertung "sehr empfehlenswert" erhalten. Die beiden Testsieger von Römer, Baby Safe, für Kinder bis 13 Kilogramm und Duo mit Isofix-Befestigung (mit Gurtbefestigung nur "empfehlenswert"), für die Gewichtsklasse von 9 bis 18 Kilogramm, konnten sowohl im Bereich "Sicherheit" wie auch bei der "Bedienung" überzeugen. Acht weitere Sitze wurden als "empfehlenswert", der Rest als "bedingt empfehlenswert" eingestuft. Kein einziger Sitz musste mit "nicht empfehlenswert" abgewertet werden. Der Test hat somit gezeigt, dass viele Hersteller die Kritik des ADAC an den Ergebnissen des Vorjahres aufgegriffen und ihre Produkte entsprechend weiterentwickelt haben. So schneiden beispielsweise Römer Baby Safe, Concord Lift Pro und auch der Maxi Cosi Priori beim Seitencrash deutlich besser ab.
Abgesehen von den beiden mit "gut" bewerteten Testsiegern gab es in der Kategorie "Sicherheit" neun mal ein "befriedigend" und zehn mal "ausreichend". Für die Vergabe der ADAC-Empfehlung spielt neben der "Sicherheit", die mit Hilfe von Crash-Tests ermittelt wird, auch die "Bedienung" der Sitze ein Rolle. Auch hier geht es letztlich um Sicherheit, zum Beispiel um die Frage, ob gefährliche Fehlbedienungen möglich sind. Der Maxi Cosi Rodi schneidet dabei als einziger mit einem "sehr gut" aus, gefolgt von einer 15 Produkte umfassenden "guten" Gruppe. Zwei mal wurde die Bedienungsfreundlichkeit mit "befriedigend" bewertet. Bei den Sitzen Jané Matrix, Graco Cosmic und Wavo Kind ist die Gefahr für Fehlbedienungen relativ hoch. Letztgenanntes Produkt hat deshalb trotz befriedigender Ergebnisse bei der "Sicherheit" die Gesamtbewertung "empfehlenswert" verpasst. Neben den Kriterien "Sicherheit" und "Bedienung" wurden auch der "Sitzkomfort" untersucht sowie die Verarbeitungsqualität und die Reinigungsfreundlichkei
Hier die Ergebnisse aller 21 Sitze:
**** Römer Baby Safe: (unverbindliche Preisempfehlung je nach Ausführung: 110 bis115 Euro). Beste Babyschale im Seitencrash, niedrige Belastungswerte im Frontcrash, Sitzverkleinerer für Neugeborene Serie. Schmale Kinderhaltegurte verdrehen sich leicht.
**** Römer Duo: (wegen fahrzeugspezifischer ISOFIX-Zulassungen meist nur in Autohäusern erhältlich) (230 bis 250 Euro) Mit ISOFIX-Befestigung bester Sitz im Test (mit Gurtbefestigung: "empfehlenswert"). Leicht und rasch einzubauen. Hohe Standfestigkeit. Konstruktionsbedingt sehr schwer.
*** Maxi Cosi Priori (2002): (155 Euro) Sitzschale. Zufrieden stellend im Seitencrash. Erhöhte Belastungswerte im Frontcrash. Gute Standfestigkeit. Einfaches Anschnallen. Größenanpassung der Kindergurte schwierig.
*** Römer King Quickfix: (155 bis 175 Euro) Sitzschale. Zufrieden stellend im Seitencrash. Erhöhte Belastungswerte im Frontcrash. Klappbar, deshalb in viele Autos leicht einzubauen. Konstruktionsbedingt schwer.
*** Römer Lord: (125 bis145 Euro) Sitzschale. Akzeptabel im Seitencrash. Hohe Belastungswerte im Frontcrash. Guter Kindergurt (verdreht sich kaum beim Anlegen). Schwer bedienbare Sitz-/Liegepostition.
*** Recaro Start (2002): (225 bis 265 Euro) Sitzerhöher mit Rückenlehne. Akzeptabel im Frontcrash, wegen unzureichender Kopfabstützung erhöhte Belastungen im Seitencrash möglich. Bedienfehler möglich.
*** Römer Vario (2002) (nur für mittlere Rücksitze zugelassen): (50 Euro) Fangkörper. Erhöhte Belastungswerte im Frontcrash. Einbau und Anschnallen des Kinder sehr einfach. Schultergurtführung bei 3-Punkt-Gurten verwirrend. Beinwinkel ungünstig.
*** Concord Lift Pro: (100 bis120 Euro) Sitzerhöher mit Rückenlehne. Gute Kopfabstützung im Seitencrash. Derzeit bester Sitz für Kinder zwischen 4 und 12 Jahren. Obere Schultergurtführung etwas versteckt.
*** Kiddy Terra "base": (85 bis 93 Euro) Sitzerhöher mit Rückenlehne. Akzeptabel in Front- und Seitencrash. Sitzeinbau und Anschnallen des Kindes einfach. Schultergurtführung schlecht gekennzeichnet.
*** Maxi Cosi Rodi: (100 Euro) Sitzerhöher mit Rückenlehne. Wegen unzureichender Kopfabstützung erhöhte Belastungswerte im Seitencrash. Einbau des Sitzes und Anschnallen des Kindes einfach.
** Bébé Confort Elios (2002): (114 Euro) Babyschale. Deutliche Schwä-chen beim Seitencrash (Starker Kopfkontakt mit Tür möglich). Gute Standfestigkeit. Sonnenschutz serienmäßig. Rundum innen gut gepolstert.
** Jané Matrix: (99 Euro) Variable Babyschale. Unproblematisch im Frontcrash, kritisches Verhalten im Seitencrash möglich. Für Liegeposition des Babys sehr aufwändige Montage. Gefahr der Fehlbedienung.
** Graco Cosmic: (194 Euro) Sitzschale. Sehr hohe Belastungswerte im Frontcrash. Erhöhte Werte beim Seitencrash. Schwierige Montage im Auto: hohe Fehlbediengefahr. Günstige Beinauflage.
** Wavo Kind: (125 bis 135 Euro) Sitzschale. Akzeptable Belastungswerte im Seitencrash, erhöhte Werte im Frontcrash. Sitzeinbau durch ungünstige Gurtklemmen etwas schwierig. Gefahr der Fehlbedienung.
** Bébé Confort Hipsos: (149 Euro) Sitzerhöher mit Rückenlehne. Wegen unzureichender Kopfabstützung hohe Belastungswerte beim Seitencrash. Sitzeinbau und Anschnallen des Kindes einfach.
** Kiddy Life: (169 bis 179 Euro) Sitzerhöher mit Rückenlehne (Fangkörper optional). Niedrige Belastungen im Seitencrash. Sehr hohe Belastungen im Frontcrash (Gurtkontakt am Hals nach Schalenbruch).
** Profex Billy Vario: (59 Euro) Sitzerhöher mit Rückenlehne. Sehr hohe Belastungen im Front- und hohe im Seitencrash (unzureichende Kopfabstützung). Schlechter Gurtverlauf für Kinder bis drei Jahre.
** Wavo 1-2-3: (85 bis 95 Euro) Sitzerhöher mit Rückenlehne. Erhöhte Belastung im Frontcrash, hohe Belastungen im Seitencrash. Schlechter Gurtverlauf für Kinder bis drei Jahre. Polsterung gut.
** Chicco Quasar Evolution: (65 Euro) Sitzerhöher mit Rückenlehne. Hohe Belastungswerte im Front- und Seitencrash. Gurthöhe nicht auf Kindergröße einstellbar. Polsterung zu dünn. Beine liegen günstig.
** HTS BeSafe 1-2-3 new: (110 Euro) Sitzerhöher mit Rückenlehne. Hohe Belastungen im Seitencrash (Kopfabstützung schlecht). Widersprüche zwischen Kennzeichnung und Bedienanleitung (Gewichtsklasse).
** Storchenmühle My Seat: (84 Euro) Sitzerhöher mit Rückenlehne. Hohe Belastungswerte in Front- und Seitencrash. Sitzeinbau und Anschnallen des Kindes einfach. Gute Passform der Polsterung (Kanten entgratet).
Auch wenn noch nicht alle getesteten Kindersitze die strengen Kriterien der ADAC-Tester erfüllen können: Jedes Sitzsystem schützt ein Kind besser, als wenn es völlig ungesichert im Auto mit führe. Trotz einer gesetzlichen Vorschrift, nach der Kinder unter zwölf Jahren, die noch nicht 150 cm groß sind, in speziell für sie geeigneten Kindersitzvorrichtungen befördert werden müssen, gehen viele Eltern mit der Sicherheit ihres Nachwuchses eher nachlässig um. Nur 59 Prozent der über Sechsjährigen werden im Auto richtig gesichert. Dieser Leichtsinn kann auch für die vorne Sitzenden gefährliche Folgen haben, dann nämlich, wenn bei einem Frontcrash die Kinder mit der vielfachen Wucht ihres Körpergewichtes nach vorne geschleudert werden. Dem Fahrer drohen bei einer Verkehrskontrolle eine Geldbuße von 40 Euro und ein Punkt in Flensburg, wenn ein Kind ungesichert im Auto mit fährt.
Kindersitz-Test: So testet der ADAC
Der ADAC-Kindersitztest untersucht vor allem die Schutzwirkung der Produkte. Für die Wertung im Bereich "Sicherheit" werden die Testkandidaten mehreren Front- und Seitencrashversuchen mit unterschiedlichen Dummies in verschiedenen Sitzpositionen unterzogen. Die Sitze sind dabei in einer, auf einen Schlitten montierten Golf IV-Karosserie angebracht. Der Frontcrash erfolgt mit Tempo 60, beim Seitencrash entspricht der Aufprall einem Rammstoß mit 50 km/h. Spezielle Messpuppen erlauben Aussagen für Kinder von neun Mo-naten bis zu 10 Jahren. Weitere Testkriterien sind "Bedienung", Komfort" und "Reinigung/Verarbeitung". Hier arbeiten die Tester mit "echten" Kindern, um aussagekräftigere Ergebnisse zu bekommen. Als Testfahrzeuge dienen ein Ford Fiesta (dreitürig), ein VW Golf IV (fünftürig) und ein Mercedes der E-Klasse (viertürig). Ob ein Sitz die begehrten vier Sterne ("sehr empfehlenswert") erhält, hängt ausschließlich von seinen Ergebnissen in den beiden Hauptkriterien "Sicherheit" und "Bedienung" ab.
Zu diesem Text bietet der ADAC auf seiner Internetseite für Journalisten eine Ergebnistabelle an.
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