MDR-Reihe „exactly“ zum Thema „Tunen, Röhren, Rasen - PS-Wahnsinn auf unseren Straßen“
Leipzig (ots)
Die Zahl der illegalen Autorennen in Sachsen und Sachsen-Anhalt steigt Jahr für Jahr. Warum? Für die MDR-Reportagereihe „exactly“ hat Reporterin Madelaine Meier monatelang in der Szene recherchiert. Wer sind die Raser? Wie will die Politik sie aufhalten? Und wie alltagstauglich ist das Verkehrsrecht? Diesen Fragen geht der Film nach, der ab 8. Mai um 8 Uhr in der ARD Mediathek sowie ab 17 Uhr auf dem YouTube-Kanal „MDR Investigativ“ zu sehen ist.
Bei den Recherchen erlebt das MDR-Team, wie die Jagd nach dem PS-Kick ganze Familien zerstört. Kathrin Bagger wird in Halle von einem Auto mit überhöhter Geschwindigkeit totgefahren. Davon berichtet der Mann der Verstorbenen, Oliver Bagger: „Meine Frau war der Mittelpunkt der Familie. Sie war für alle da.“ Jetzt ist sie weg. Mit 43 Jahren wird Kathrin Bagger aus dem Leben gerissen, die drei Söhne werden zu Halbwaisen. Kathrin Bagger ist zur falschen Zeit am falschen Ort: Sie will einfach nur die Straße überqueren, als sie von einer 240-PS-Karosse mit überhöhter Geschwindigkeit erfasst wird. Sie stirbt wenige Tage später im Krankenhaus: „Da ist eine Welt zusammengebrochen“, erzählt der jüngste Sohn. Jahrelang kämpft sein Vater vor Gericht um Gerechtigkeit, Ende 2022 wird der Angeklagte dann zu drei Jahren Jugendstrafe verurteilt.
In der „exactly“-Reportage spricht der verurteilte Raser erstmals vor laufender Kamera über den Abend, den Unfall und die Folgen: Er bereue, würde alles tun, um den Abend ungeschehen zu machen. Bevor er mit seinem Auto Kathrin Bagger tötete, war er ein PS-Fan, liebte das Schrauben an schnellen Autos. Das sei heute vorbei: „Wenn ich das jetzt versuchen würde, würde mir übel werden. Das ist eine Sache, die ich nicht mehr machen kann.“
Die Leidenschaft für getunte Autos und die Suche nach dem Kick durch Grenzüberschreitungen bleibt in Teilen der PS-Szene populär. Jedes Jahr zu Ostern suchen Hunderte die Machtprobe mit der Polizei, zelebrieren im Harz an der Rappbodetalsperre den sogenannten „Carfreitag“, vergleichen ihre getunten Autos, lassen die Motoren in einem Tunnel röhren.
Das MDR-Team beobachtet, wie die Polizei gegen die Szene vorgeht: Straßensperrungen und massive Kontrollen. 358 Fahrzeuge überprüfen die Einsatzkräfte, stellen 146 Verkehrsordnungswidrigkeiten fest, untersagen bei 15 Fahrzeugen die Weiterfahrt.
Durch die Einführung des sogenannten Raser-Paragraphen können illegale Autorennen mittlerweile besser bestraft werden. Der Juristin Prof. Dr. Elisa Hoven von der Universität Leipzig geht das aber nicht weit genug: „Wenn wir Rennen tatsächlich verhindern wollen, dann müssen wir natürlich viel mehr investieren in Aufklärungsarbeit und in Prävention. Das kann das Strafrecht alleine nicht richten.“
Die Reportage „Tunen, Röhren, Rasen - PS-Wahnsinn auf unseren Straßen“ ist auch im MDR-Fernsehen am Mittwoch, 10. Mai 2023, um 20.45 Uhr in der Reihe „Exakt - Die Story“ zu sehen.
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Thomas Ahrens, MDR-Landesfunkhaus Sachsen-Anhalt, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. (0391) 539 21 21
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