MDR-Reihe „exactly“ zum Thema: Raus aus der Drogensucht – warum Substitution in Deutschland so schwierig ist
Leipzig (ots)
In Deutschland nehmen von 160.000 Drogensüchtigen nur rund die Hälfte an sogenannten Substitutionsprogrammen teil. Mithilfe einer Drogenersatztherapie wollen sie clean werden. Doch die Hürden sind groß – für die Süchtigen, aber auch für Medizinerinnen und Mediziner: Die Programme sind bürokratisch, zeitaufwändig und lohnen sich wirtschaftlich kaum. In einer neuen Folge „exactly“ begleitet Reporter Thomas Kasper Süchtige und die, die den Weg aus der Sucht geschafft haben. Die neue Folge ist ab heute 17 Uhr in der ARD-Mediathek und auf YouTube bei „MDR Investigativ“ sowie am 10.1.2024 um 20.45 Uhr im MDR-Fernsehen zu sehen.
Maxim hat „Kopfstress“, wie er es nennt. Der 28-jährige aus Halle ist heroinabhängig und muss sich täglich seine Dosis auf dem illegalen Markt besorgen. Aber er will aufhören und eine Drogenersatztherapie beginnen. Er möchte clean werden mithilfe von Substitutionsstoffen wie Methadon oder Polamidon.
Doch es geht nicht voran, Maxim wartet wochenlang verzweifelt auf einen Platz. Über Monate hinweg begleitet „exactly“-Reporter Thomas Kasper den jungen Mann, der mal Model werden wollte und nun im Obdachlosenheim gelandet ist. Wird er im rettenden System landen oder nicht?
Maxims Geschichte verdeutlicht den Versorgungsengpass in der Suchtmedizin in Deutschland. Es fehlen Ärztinnen und Ärzte, die Heroinabhängige behandeln können. Von 160.000 Süchtigen nehmen ca. 50 Prozent an einem Substitutionsprogramm teil. In anderen europäischen Ländern ist die Quote höher und liegt bei bis zu 85 Prozent. Das rettet Familien, entlastet Gefängnisse und vermeidet Drogentote. Patrick aus Halle hatte Glück: „Mit den Polatabletten komme ich gut klar. Ich begehe keine Straftaten mehr. Ohne das Programm wäre ich definitiv tot.“
Die Allgemeinmedizinerin Rita Meinhardt aus Dresden hat über 100 Patientinnen und Patienten im Substitutionsprogramm: „Wir können niemanden mehr aufnehmen. Das ist ein Problem.“ Die Behandlung ist vor allem anfangs sehr zeitaufwändig, die Praxis muss täglich geöffnet und besonders gesichert werden. Die Honorierung sei spärlich, so Rita Meinhardt. Betriebswirtschaftlich lohnt sich die Behandlung von Heroinsüchtigen also nicht. Das zeigt auch der Misserfolg der Initiative „100.000 Substituierte bis 2022“, die von der Bundesregierung unterstützt wurde. Dirk Schäffer von der Deutschen Aidshilfe analysiert, es gebe zu wenig Bereitschaft von Medizinern, zu hohe Hürden für die Süchtigen, zu viel Bürokratie. Mit dramatischen Folgen für die Betroffenen.
Der „exactly“-Reporter Thomas Kasper zeigt in seiner Reportage den Alltag von Maxim, Patrick und anderen Süchtigen und ehemals Süchtigen und fragt nach, warum nicht mehr Menschen durch eine Substitutionsbehandlung geholfen wird, von den zerstörerischen Drogen weg zu kommen.
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