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WDR-Magazin "markt": Vor Anschlägen sichere Atomkraftwerke nicht finanzierbar

Köln (ots)

Die meisten deutschen Atomkraftwerke sind auch
nachträglich gegen Terroranschläge faktisch nicht abzusichern. Dies
erklärte der Leiter der von Bundesumweltminister Trittin eingesetzten
Reaktor-Sicherheitskommission, Lothar Hahn, gegenüber dem
Westdeutschen Rundfunk. Hahn schloss entsprechende Baumaßnahmen für
ältere Atommeiler schon aus statischen Gründen aus, bei allen
Kraftwerken scheitere eine Nachrüstung ohnehin an der Kostenfrage.
"Ich halte es für illusorisch, Kernkraftwerke so sicher machen zu
können, dass Terrorangriffe nicht möglich sind", so der Leiter der
Reaktor-Kommission wörtlich. Über die immensen Kosten einer
Nachrüstung von Atomkraftwerken berichtet das WDR-Fernsehen am Montag
in seinem Wirtschaftsmagazin "markt" (21.05 -21.45 Uhr).
Die Reaktor-Sicherheitskommission soll Umweltminister Trittin bis
Mitte Oktober zu der neuen Bedrohung einen Bericht vorlegen.
Gegenüber dem WDR erklärte ihr Leiter Hahn vorab, die 19 deutschen
Atommeiler seien nicht nur durch Angriffe aus der Luft gefährdet. Ein
Anschlag mit schwereren tragbaren Waffen auf zum Teil oberirdisch
verlegte Kühlleitungen könnte genügen, um den Reaktorkern zum
Überhitzen zu bringen. Die Folge wäre eine aus der Katastrophe von
Tschernobyl bekannte Kernschmelze. Die Kosten einer umfassenden
Absicherung eines einzigen Kraftwerks bezifferte Hahn auf rund zwei
Milliarden Mark. Setze man diesen Betrag in Relation zu den normalen
Baukosten für ein Kraftwerk von fünf Milliarden Mark, könne "man sich
vorstellen, dass sich das nicht mehr lohnt."
Zur Frage, ob diese Erkenntnisse einen schnellstmöglichen Ausstieg
aus der Atomenergie erfordern, wollte sich Bundesumweltminister
Trittin gegenüber dem WDR nicht äußern. Aus dem renommierten
Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie hieß es,
Überkapazitäten bei der Stromproduktion sowie leicht umsetzbare
Energiesparmaßnahmen würden es erlauben, die Hälfte aller Kraftwerke
sofort vom Netz zu nehmen. Der früher bei Siemens mit Entwicklung und
Bau von Kernkraftwerken beauftragte Nuklear-Experte Klaus Traube
verwies auf die Möglichkeit, ältere Kohle- und Gaskraftwerke zu
reaktivieren: "Wenn man es will, kann man die Kernkraftwerke
innerhalb von wenigen Wochen abschalten."
Um die Klima-Belastung wieder zu reduzieren, müssten dann laut
Traube, der heute u.a. den Bund Umwelt- und Naturschutz Deutschland
(BUND) berät, innerhalb von fünf Jahren an Stelle der alten
Kraftwerke solche auf Basis von Kraft-Wärme-Kopplung sowie
regenerative Energiequellen treten. Der Strompreis würde sich dadurch
um einen Pfennig pro Kilowattstunde erhöhen.
Ihre Fragen beantwortet:   
Detlef Flintz 
Redaktion "markt"
Tel. 0173/5469165
Rückfragen an: 
WDR-Pressestelle
Maksut Kleemann
Tel. 0172/2513050

Original-Content von: WDR Westdeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell

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