WDR Fernsehen, Montag, 08. Juli 2002, 13.30 - 14.00 Uhr
100
Deutsche Jahre
Mobilmachungen
Die Deutschen und das Auto,
Film von Gerolf Karwath
Köln (ots)
Kaum ein technischer Gegenstand hat das Leben und die Umwelt der Menschen im 20. Jahrhundert mehr verändert als das Auto. Dabei ist es in seinen Anfangstagen zunächst alles andere als beliebt. Es ist teuer, stinkt und macht Krach. Fabrikbesitzer, reiche Gutsherren, Adlige und Landärzte sind die ersten, die sich ein Auto leisten können, und so gilt das Automobil zuerst als "Spielzeug der Reichen".
Der Opel Laubfrosch, der in den Zwanzigerjahren auf den Markt kommt, ist das erste deutsche Automobil, das in Serie gefertigt wird. Nun wirbt man für das "Auto für jedermann".
Die Nazis greifen das Bedürfnis der Menschen nach einem fahrbaren Untersatz auf. Sie geben den KdF-Wagen in Auftrag und bauen Autobahnen, um die Deutschen mobil zu machen. Als der Krieg beginnt, wird statt des "Volkswagens" der Kübelwagen für die Wehrmacht produziert, und der Traum von der individuellen Mobilität ist vorerst ausgeträumt.
Nach dem Krieg wird das Motorrad zum "Auto des kleinen Mannes". Es folgt die Kleinwagenwelle, und mit dem Wirtschaftswunder wird der VW-Käfer zum Sinnbild des Wiederaufbaus nach dem Krieg.
Symbol der sozialistischen Variante der Motorisierung ist der Trabant, der zu Beginn der Fünfzigerjahre auf den Markt kommt. Weder lange Wartezeiten noch der hohe Preis können die Menschen vom Kauf eines Trabant abhalten. Denn er verspricht Mobilität im sozialistischen Staat.
Durch die massenweise Motorisierung der Bevölkerung verändert sich auch die Umwelt. Nach dem Leitbild der autogerechten Stadt werden Straßen ausgebaut, Alleen abgeholzt und Parkplätze angelegt. Erst in den Siebzigerjahren werden die Nachteile und die Grenzen der Mobilität für alle deutlich. Die Ölkrise zeigt, wie abhängig Mobilität von den Öl-Ressourcen ist, und dass der Schaden, den das Auto der Umwelt zufügt, kaum zu bezahlen ist.
WDR Fernsehen, Montag, 15. Juli 2002, 13.30 - 14.00 Uhr 100 Deutsche Jahre Flugnummern Die Deutschen in der Luft Film von Rolf Stephan
Nur wenig hat das Gefühl der Deutschen für Zeit und Entfernung so einschneidend verändert wie die moderne Luftfahrt. Aber nicht nur das Verkehrstempo erhöht sich mit der Ausbreitung der Fliegerei. Sie bietet auch endlich den so lange ersehnten Blick von oben, und sie erschließt einen neuen Raum, der sich dem Menschen Jahrtausende lang entzogen hat.
Bis zur Katastrophe von Lakehurst im Mai 1937 sind die riesigen "silbernen Zigarren" des Grafen Zeppelin das umjubelte Symbol herausragender deutscher Luftfahrttechnik. Daneben begeistern waghalsige Flugvorführungen mit modernen Ein- und Doppeldeckern Hunderttausende faszinierter Zuschauer. Die Flugbegeisterung in Deutschland kennt keine Grenzen. Die Nazipropaganda macht sich dies zunutze. Effektvoll lässt sich Adolf Hitler zu Wahlkämpfen und Großveranstaltungen einfliegen.
Von Anfang an steht das Flugzeug als "moderne Waffe" auch im Dienst des Militärs. Im Ersten Weltkrieg wird der Kampf um den "Luftraum", das Erringen der "Luftherrschaft" zum militärischen Ziel, und Piloten wie Manfred von Richthofen oder Ernst Udet avancieren zu "Helden der Lüfte". Im Zweiten Weltkrieg erhält die Luftwaffe eine zusätzliche Aufgabe: Sie soll die Zivilbevölkerung terrorisieren. Der Krieg wird zum "Krieg der Bomber".
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges kommt das vorläufige Aus für die deutsche Flugzeugindustrie. Deutschen Gesellschaften wird das Fliegen verboten. Als der Flugverkehr 1955 wieder zugelassen wird, kann im Westen die traditionsreiche Deutsche Lufthansa den Betrieb wieder aufnehmen, im Osten entsteht die Interflug.
Mit Beginn des Charterflugverkehrs Mitte der Sechzigerjahre und durch den Einsatz von Großraumjets wird Fliegen billiger. Die Zahl der Flugzeuge, Fluglinien und Passagiere steigt von Jahr zu Jahr. Neue, moderne Flughäfen entstehen und werden zu "Drehscheiben der Geschwindigkeit". Der Ausbau von Startbahnen, Umweltverschmutzung und Fluglärm bringen die Fliegerei in den Siebzigern in Misskredit. Durch technische Neuerungen versucht man, diese Probleme zu bewältigen.
WDR Fernsehen, Montag, 22. Juli 2002, 13.30 - 14.00 Uhr 100 Deutsche Jahre Licht-Spiele Die Deutschen und das Kino Film von Gerolf Karwarth
Im Berliner "Wintergarten" findet am 1. November 1895 die erste öffentliche Filmvorführung Deutschlands statt. Die Brüder Skladanowsky zeigen abgefilmte Ausschnitte aus dem Varieteprogramm. Die Zuschauer staunen über die ungeheure Ähnlichkeit der "lebenden Bilder" mit der Wirklichkeit.
Schon bald entstehen in den größeren Städten die ersten stationären Kinos. Dort werden nicht nur abgefilmte Alltagsszenen gezeigt, sondern inszenierte Slapsticks, Trickfilme und Dramen. Die Zuschauer gehen begeistert mit.
In den Zwanzigerjahren entstehen riesige Lichtspiel-Paläste. Kino wird zum populären Freizeitvergnügen. Die ersten Tonfilme sind zu bewundern, Film wird zur Kunst, Schauspieler werden zu Identifikationsfiguren, der Starkult kommt auf.
Die Nationalsozialisten unterstellen das Filmwesen dem Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda. Viele, vor allem die jüdischen Filmschaffenden, müssen Deutschland verlassen. Kino dient nun der Propaganda und systemkonformer Unterhaltung.
Unterhaltung - nun mit breiterem Spektrum - das bleibt das Ziel der Kinogänger auch in der Nachkriegszeit. Im Westen Deutschlands sind die Heimatfilme und Hollywoodproduktionen sehr beliebt, im Osten zeigen die Kinos auch Filme zur jüngsten Vergangenheit und zum sozialistischen Neuaufbau. Die Aufbruchstimmung und Experimentierfreude der Filmschaffenden im Osten geraten jedoch bald unter die Aufsicht der Partei: Filmvorhaben, Drehbücher und Dreharbeiten müssen genehmigt und die fertigen Produktionen "abgenommen" werden. Die Zensur fordert "Parteilichkeit".
Im Westen beginnen in den Sechzigern der Siegeszug des Fernsehens und das große Kinosterben. "Schachtelkinos" entstehen, in denen meist zweitklassige Filme in schlechter Qualität laufen. Erst in den Achtzigern wird das Kino wieder neu entdeckt. Nun baut man wieder große Kinosäle mit großen Leinwänden und verbesserter Projektions- und Tontechnik.
Hollywood und zunehmend auch europäische Produzenten liefern die dazu passenden Filme.
Ü SWR
Redaktion: Beate Schlanstein
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