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MONITOR: Inhaftierung des nach Brand in JVA Kleve verstorbenen Syrers wirft neue Fragen auf. Polizei in NRW offenbar maßgeblich für Datenänderung verantwortlich.

Köln (ots)

Wer ist dafür verantwortlich, dass der nach einem Zellenbrand 
verstorbene Syrer Amad A. wochenlang zu Unrecht in der JVA Kleve 
inhaftiert war? Diese Frage beschäftigt zurzeit einen 
parlamentarischen Untersuchungsausschuss in Düsseldorf. Dabei geht es
vor allem um die Frage, wer für eine Datenveränderung im 
polizeilichen Fahndungssystem verantwortlich ist, die dazu führte, 
dass der Syrer fälschlicherweise für einen per Haftbefehl gesuchten 
Malier gehalten werden konnte. Neue Recherchen des ARD-Magazins 
MONITOR deuten nach Nordrhein-Westfalen. Zwar wurde die Datenänderung
vom LKA Hamburg durchgeführt. Maßgeblich dafür war aber offenbar eine
"Papierlage der Polizei Kleve", die diese nach Hamburg übersandt 
hatte. Darin waren Personendaten des Syrers mit denen des Maliers 
offensichtlich vermischt worden, obwohl sich diese eindeutig 
widersprachen. So war der Syrer als "hellhäutig" und im selben 
Dokument gleichzeitig auch als "schwarzhäutig" beschrieben worden. 
Damit wird die bisherige Version der Landesregierung in Frage 
gestellt, es hätte sich um eine "tragische Verwechslung" gehandelt. 
Auch die Behauptung von NRW-Innenminister Herbert Reul, das LKA 
Hamburg allein trage die Verantwortung für die Datenveränderung, 
lässt sich so kaum noch halten.

Es sehe so aus, "als wollte Kleve den Hamburger Kollegen deutlich 
machen, schickt uns mal diese Haftbefehle, wir hätten die gerne für 
unseren Syrer, obwohl wir eigentlich wissen, dass sie für den Malier 
gedacht sind," sagt IT-Expertin Annette Brückner, die sich seit 
Jahren mit Polizeidatenbanken beschäftigt, nach dem Einblick in die 
MONITOR-Unterlagen.  "Nur das allerletzte Teilchen ist in Hamburg 
gemacht wurden. Alles andere war Initiative und Veranlassung von 
Nordrhein-Westfalen."

Damit steigt nur Tage nach dem Beginn der Zeugenbefragung des 
Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zum Fall Amad A. in NRW 
der Druck auf Innenminister Herbert Reul. Mitglieder des Ausschusses 
fordern die Landesregierung auf, Klarheit in die Vorgänge um den 
unschuldig verbrannten Syrer zu bringen. "Angesichts der Recherchen 
von Monitor zur Papierlage kann man sicherlich nicht sagen, dass 
Nordrhein-Westfalen aus irgendeiner Verantwortung entlassen ist", 
sagt Stefan Engstfeld von den Grünen. Für SPD-Ausschussmitglied Sven 
Wolf steht fest, "dass alle bisherigen Erklärungsmuster des 
Innenministers hier nicht ausreichend waren".

NRW-Innenministerium und Staatsanwaltschaft wollten sich wegen der 
laufenden Ermittlungen dazu nicht äußern. Grüne und SPD im Landtag 
NRW fordern nun Aufklärung im Untersuchungsausschuss.

Pressekontakt:

WDR Kommunikation
Pressedesk
Tel.: 0221 220 7100
Email: wdrpressedesk@wdr.de

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