Hand anlegen am Ellenbogen
Im Rahmen des International Coastal Cleanup Days am 18. September ruft auch Sylt zum gemeinsamen Müll sammeln an mehreren Strandabschnitten auf. Wer möchte, kann sich dabei die Fundstücke mit Hilfe des „BeachExplorers“ erklären lassen.
Möbel und Elektroschrott, Schuhe und Plastikreste – was aussieht wie ein Querschnitt durch eine Müllkippe, sind Fundstücke aus der Nordsee. Gemüse und Glühbirnen, Gummihandschuhe. Es gibt nichts, was nicht achtlos an den Strand geworfen wird. Einmal im Jahr treffen sich Freiwillige auf der ganzen Welt, um an diesem Tag gemeinsam den Strand aufzuräumen – dem International Coastal Cleanup Day. So auch auf Sylt, in diesem Jahr am 18. September. Es ist mehr als saubermachen, es ist Bewusstsein schaffen. Aufmerksam machen.
Auch die Leute von der Schutzstation Wattenmeer aus Hörnum machen wieder mit. Ausgerüstet mit Handschuhen und Müllsäcken gehen sie um die Sylter Südspitze und sammeln ein, was die Brandung an den Strand warf. Stationsleiter Dennis Schaper ist wie in jedem Jahr dabei, dieses Mal mit Smartphone. „Das ist der „BeachExplorer“, sagt er, „eine App als digitale Bestimmungshilfe für mehr als 1500 Arten von Strandfunden an der Nordsee.“ Mit wenigen Klicks ist es möglich, natürliche Strandfunde zu identifizieren und neuerdings auch Strandmüll zu identifizieren: Reusen und Fischkisten, Bojen und Netze, Seezeichen und Schiffsausrüstung und immer wieder Schuhe sowie Nüsse, Zwiebeln und Zitronen. Auch in der „Arche Wattenmeer“, dem Nationalpark-Haus der Schutzstation Wattenmeer, befindet sich ein kleines Kuriositätenkabinett an Fundstücken - denn Müll heben sie jeden Tag am Strand auf: zum Beispiel Paraffin in verschiedenen Formen und Farben und selbst ein Stück von einem Flugzeug – aus dem zweiten Weltkrieg und vermutlich über Hörnum abgeschossen.
Unterwegs am Strand wird mit dieser App jeder zum Beach Explorer. Auch zum Umweltschützer und Strandsaubermacher über den offiziellen International Coastal Cleanup Day hinaus. „Der „BeachExplorer“ macht alle zu Hilfswissenschaftlern“, erklärt Dennis Schaper, „denn damit kann man nicht nur Dinge bestimmen oder Hintergrundinformationen erhalten, also zum Beispiel, dass sich Plastik über Jahrhunderte nicht zersetzt, sondern seine Fundmeldung auch in eine Datenbank melden.“ So können Wissenschaftler ermitteln, ob Meeresschutzmaßnahmen Wirkung zeigen. Denn über die Jahre und mit zunehmender Meldungsdichte entsteht ein immer besseres, weil detailreicheres Bild des Zustandes. „Citizen Science heißt dieser Trend“, sagt Dennis Schaper. Daten werden gesammelt, die die klassische Wissenschaft bislang nicht erfassen konnte und in diesem Umfang auch nicht kann.“
In den vergangenen Jahren haben sich die Strandmüllfunde auf Sylt verändert. „Es sind weniger die großen Stücke, wie Kühlschränke; der Plastikmüll wird kleinteiliger – und in der Menge leider kaum weniger.“ Was sich verbessert habe, sei das Bewusstsein der Menschen für die Müllproblematik; Pfandsysteme wurden installiert und werden genutzt. So gibt es zum Beispiel den „ReCup“ für das Getränk zum Mitnehmen, andere Behältnisse sind biologisch abbaubar, es gibt an manchen Strandübergängen Müllboxen für den gefundenen Abfall vom Spülsaum. „Wenn sich jeder Gast nur drei Mal bückt, kommt viel Müll zusammen. Mithilfe der Strandmüllsammelboxen ist es nun kinderleicht, den gefundenen Müll an Ort und Stelle sauber getrennt zu entsorgen. Aber nicht alles muss entsorgt werden: Einmal hat Dennis Schaper englische Hefe in einer Dose gefunden, die sogar noch haltbar war. „Und tatsächlich ist das Brot damit noch schön aufgegangen – manchmal sind Strandfunde sogar von ganz praktischem Nutzen!“
Zum International Coastal Cleanup Day am 18. September haben sich auf Sylt verschiedene Institutionen zusammengetan, um gemeinsam mit Freiwilligen mehrere Strandabschnitte zu reinigen. Die Müllsammel-Aktion startet um 10.30 Uhr an folgenden Treffpunkten: Arche Wattenmeer in Hörnum; Parkplatz K4 zwischen Hörnum und Rantum; Parkplatz Klappholttal; Parkplatz Wonnemeyer in List; Kiteschule Sylt am Ellenbogen. Mitzubringen sind eigene Handschuhe sowie Geschirr und Besteck für die Verpflegung vor Ort. Müllsäcke sind vorhanden. Alle Beteiligten sind dazu angehalten, sich an die geltenden Hygiene- und Abstandsregeln zu halten. Bitte den Mund- und Nasenschutz mitnehmen, falls er benötigt wird.
Folgende Sylter Institutionen engagieren sich: die Nationalparkschule - das Schulzentrum Sylt, die Initiativen "a tip:tap" und "Bye Bye Plastik Sylt", die Naturschutzgemeinschaft Sylt, die Schutzstation Wattenmeer, das Erlebniszentrum Naturgewalten Sylt, der Hegering Sylt, der Verein Jordsand, der NABU, die Sylter Werkstätten und die Sölring Foriining.
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