Sandige Gebirge
Sandige Gebirge
Dünen sind faszinierende und für den Küstenschutz auf Sylt wichtige Landschaftsformen. Wie die Sandriesen entstehen, warum sie wandern und wie man die Schönheit und den Artenreichtum dieses Lebensraums am besten erkundet.
Ein Turmfalke steht am Himmel und rüttelt heftig mit den Flügeln. Unter ihm breitet sich das Lister Dünengebiet aus, eine wilde Welt aus Dünen, Heide und Tümpeln. Allein darf hier niemand herumlaufen, die Wege verlassen auch nicht - zu wertvoll die Pflanzen, zu wertvoll die Tiere. „Weil diese Naturlandschaft hier beinahe im ursprünglichen Zustand und somit ein sehr seltener Lebensraum ist, muss er geschützt werden“, sagt Anne Schacht. Sie ist Nationalpark-Rangerin auf Sylt und begleitet Wanderungen zum Fuße der Wanderdünen. Sie führt in diese eigentümliche Welt, wo der Wind wohnt und die Dünen wandern.
Für die meisten ist das Gebiet der Wanderdünen „Terra Incognita“. Und das wird auch so bleiben, denn der Zugang ist streng limitiert. „Um mitzukommen, muss man sich vorher im Erlebniszentrum Naturgewalten in List anmelden“, erklärt Anne Schacht. „Mal eben so konsumieren, mal einfach so mitkommen ist nicht. Das hier, das muss man wirklich wollen. Und deswegen schätzt man diese Wanderung in die Einsamkeit umso mehr.“
Das Gebiet der Wanderdünen, auch Sylter Sahra genannt, liegt westlich von List, ist etwa acht Kilometer lang, rund 30 Meter hoch und durchschnittlich sieben Kilometer breit. Die Wanderdünen bewegen sich vom Wind angefacht mit einer Geschwindigkeit von rund vier Metern im Jahr nach Osten. Lediglich im Osten wurden die Ausläufer durch Bepflanzungen gestoppt, damit sie die angrenzende Landstraße nicht übersanden. Die in Deutschland einzigartigen Wanderdünen versetzten in der Vergangenheit auch manch prominenten Gast in Erstaunen. So streifte 1915 der Dramatiker und später Literatur-Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann durch die Lister Wanderdünen und hielt beeindruckt fest: „Es ist hier wie auf den Gletschern eines Hochgebirges. Diese Einheit von Schneebergen und weitem Meer schafft einen Anblick von solch erhabenem Geiste, dass mir ist, als habe ich in der Natur nie Ähnliches gesehen."
Dünen sind faszinierende Landschaftsformen, die aus windgetriebenem Sand bestehen und fast ein Drittel der Insel bedecken. Die ältesten Sandberge sind die Braundünen mit einem Bewuchs aus Krähenbeere und Besenheide, die nahezu an der gesamten Sylter Westküste vorkommen. Dem Meer zugewandt liegen die bis zu 100 Jahre alten dünn mit Strandhafer bewachsenen Weißdünen. Im Übergangsbereich schließen sich landwärts die Graudünen an - nur noch Pflanzen, die auf Magerböden gedeihen, können hier Fuß fassen. Dem Meer am nächsten liegen die kleinen Vordünen, die bei hohen Fluten überspült werden.
Stampften die Schritte anfangs durch trockenen Sand, so schmatzt und matscht es zunehmend unter den Schuhen der Gruppe, die Anne Schacht in das Dünengebiet begleitet. Das fast staubige und mancherorts nach wildem Thymian würzig duftende Aroma der trockenen Gebiete weicht nun einem eher modrigen Geruch. Im Süden blinken Tümpel, später ganze Teichlandschaften unter der Sonne. Aber warum steht in den Sandbergen eigentlich Wasser? „Dünen an sich speichern zwar kaum Wasser. Aber diese Tümpel entstehen, weil der Grundwasserspiegel dicht unter den Braundünentälern endet und es eine tonige Sedimentschicht unterhalb der Braundünen gibt, die das Wasser am Versickern hindert – wenn es viel regnet, stehen manche Tümpel das ganze Jahr“, erklärt die Landschaftsökologin.
Dünen sind nicht nur schön und vielfältig, sondern auch wichtig für den Küstenschutz. bilden sie doch eine natürliche Barriere gegen die Sturmfluten. Um dieses sandige Bollwerk zu festigen, begannen die Sylter schon vor geraumer Zeit, die Dünen zu bepflanzen: Bereits im 17. Jahrhundert schickten sie Schiffe nach Holland aus, um dort Strandroggen-Pflanzen an Bord zu nehmen. Halmanpflanzungen auf den Dünen sind auch heute noch ein probates Mittel. Jeweils im Frühjahr oder Herbst wird dort, wo der Bewuchs nachlässt, frischer Strandhafer gesetzt.
Große Teile der Dünenlandschaft stehen heute unter Naturschutz und dürfen nur auf den insgesamt rund 40 Kilometer Kies- oder Bohlenwegen überquert werden. An der Westküste gibt es rund 80 solcher Strandübergänge. Generell gilt: Auf den Wegen bleiben und Hunde angeleint lassen. Weil das Netz der Trampelpfade außerhalb der offiziellen Sylter Dünenwege auf eine Gesamtlänge von etwa 700 Kilometern angewachsen war und den Dünen empfindlichen Schaden zufügte, hat der Landschaftszweckverband im Jahre 1994 ein besucherlenkendes Beschilderungssystem eingeführt. Denn: Dünenschutz ist Inselschutz!
Das Erlebniszentrum Naturgewalten Sylt bietet regelmäßig geführte Wanderungen durch die Lister Dünenlandschaft und mehrmals jährlich auch zum Fuße der größten Wanderdüne. Tickets gibt es online auf www.naturgewalten-sylt.de und www.list-sylt.de. Weitere Informationen dazu und anderen naturkundlichen Führungen auf www.sylt.de
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