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Weltfrauentag: Drei Gründe, warum Frauen häufiger an Alzheimer erkranken

Düsseldorf (ots)

Alzheimer kann uns alle treffen - aber Frauen erkranken deutlich häufiger als Männer. Rund zwei Drittel der Alzheimer-Erkrankten sind Frauen, allein in Deutschland sind das etwa 800.000 Betroffene. Als Grund galt lange, dass Frauen eine höhere Lebenserwartung haben als Männer und deshalb häufiger erkranken. Heute weiß man jedoch: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau an Alzheimer erkrankt, ist höher als bei einem Mann, unabhängig von der jeweiligen Lebenserwartung.

Anlässlich des Internationalen Weltfrauentages am 8. März gibt die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative einen Überblick über die wichtigsten Gründe, warum Frauen häufiger erkranken.

1. Der weibliche Hormonhaushalt

Ein zentraler Faktor, der im Zusammenhang mit dem erhöhten Alzheimer-Risiko von Frauen erforscht wird, ist der weibliche Hormonhaushalt. Besonders im Fokus steht dabei Estradiol, ein Hormon aus der Gruppe der Östrogene. Studien deuten darauf hin, dass der sinkende Estradiolspiegel vor, während und nach der Menopause das Risiko für Alzheimer erhöhen könnte. Umgekehrt könnte ein Ausgleich dieses Hormonspiegels durch Hormonpräparate einen schützenden Effekt haben. Dies zeigen Untersuchungen an Frauen, die aufgrund der Wechseljahre oder einer Brustkrebstherapie eine Hormonersatztherapie erhalten haben.

Schutz durch Hormontherapie in und nach den Wechseljahren?

Um Wechseljahresbeschwerden zu mindern, nehmen viele Frauen Hormonersatzpräparate. Studien zeigen nun, dass die Therapie mit Estradiol-Präparaten möglicherweise auch einen vorbeugenden Effekt auf Alzheimer haben kann. Bei den untersuchten Frauen fanden die Forschenden weniger Tau-Fibrillen im Gehirn. Diese schädlichen Ablagerungen stehen mit der Entstehung und dem Fortschreiten von Alzheimer in Verbindung.

Die Forschung zeigt aber auch, dass die Wirkung der Therapie vom Zeitpunkt und der Art des Präparates abhängt: So tritt der schützende Effekt auf das Alzheimer-Risiko vor allem bei Frauen auf, die während des Übergangs in die Menopause oder in der frühen Postmenopause mit der Hormontherapie beginnen. Allerdings gibt es auch Hinweise, dass Hormontherapien nach den Wechseljahren, insbesondere in Kombination mit Gestagenen, das Brustkrebsrisiko erhöhen können. Diese Zusammenhänge müssen weiter erforscht werden, um klare Handlungsempfehlungen geben zu können.

2. Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems spielt eine wichtige Rolle, wenn es um das Risiko für verschiedene Krankheiten geht, das gilt auch für Alzheimer. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind ein wichtiger Risikofaktor für eine spätere Alzheimer-Erkrankung. Lange galten Herz-Kreislauf-Erkrankungen als "Männerkrankheiten". Aber auch Frauen haben nach der Menopause ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Östrogenmangel führt dazu, dass die Gefäße weniger geschützt sind und schneller verkalken. Auch die Cholesterin- und Blutdruckwerte verschlechtern sich bei vielen Frauen. Dadurch erhöht sich auch bei Frauen das Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall - und damit auch für eine Alzheimer-Krankheit. Deshalb ist es für Frauen im mittleren Alter besonders wichtig, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und damit auch Alzheimer vorzubeugen, zum Beispiel durch eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung sowie regelmäßige ärztliche Kontrollen.

3. Die sozioökonomische Situation

Neben biologischen spielen auch soziale und ökonomische Gründe eine Rolle, warum Frauen häufiger an Alzheimer erkranken. Frauen verdienen oft weniger als Männer und haben dadurch einen schlechteren Zugang zum Gesundheitssystem. Frauen arbeiten oft in kognitiv weniger anspruchsvollen Berufen oder unterbrechen ihre Karriere für Familienarbeit. Ein aktives Berufsleben mit hohen geistigen Anforderungen kann das Alzheimer-Risiko senken, weil das Gehirn stärker gefordert wird. Durch die Doppelbelastung von Erwerbsarbeit und unbezahlter Care-Arbeit sind Frauen oft großem Stress ausgesetzt, außerdem haben sie ein höheres Risiko, an Depression zu erkranken. Stress und Depressionen gehören zu den Risikofaktoren für eine Alzheimer-Erkrankung.

Vernachlässigt: Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Alzheimer-Forschung

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Entstehung, der Diagnose und der Behandlung der Alzheimer-Krankheit werden immer noch zu wenig berücksichtigt. Noch immer ist nicht ausreichend erforscht, welche Rolle weibliche Hormone und genetische Faktoren beim Abbau der Nervenzellen im Gehirn spielen.

Viele Diagnoseverfahren orientieren sich an Symptomen, die bei Männern häufiger vorkommen. Das kann dazu führen, dass Alzheimer bei Frauen später oder falsch diagnostiziert wird. An klinischen Studien zur Entwicklung neuer Medikamente nehmen mittlerweile zwar Frauen und Männer gleichberechtigt teil, allerdings werden die Daten oft nicht nach Geschlechtern getrennt ausgewertet. Dadurch fehlt das Wissen, ob und wie sich die Wirksamkeit oder Nebenwirkungen bei Frauen unterscheiden.

Ein Beispiel ist das neue Alzheimer-Medikament Leqembi (Wirkstoff Lecanemab), das möglicherweise bald auch in Deutschland zugelassen wird. Klinische Studien legen nahe, dass der Wirkstoff bei Frauen weniger wirksam ist als bei Männern. Der Zusammenhang wurde aber bisher nicht weiter erforscht und spielt in der aktuellen Diskussion um die mögliche Zulassung des Wirkstoffes gar keine Rolle.

Quellen:

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Weitere Informationen zur Alzheimer-Krankheit

Über die Alzheimer Forschung Initiative e.V.

Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) ist ein gemeinnütziger Verein, der das Spendenzertifikat des Deutschen Spendenrats e.V. trägt. Seit 1995 fördert die AFI mit Spendengeldern Forschungsprojekte engagierter Alzheimer-Forscherinnen und -forscher stellt kostenloses Informationsmaterial für die Öffentlichkeit bereit. Bis heute konnte der Verein 420 Forschungsaktivitäten mit 17,7 Millionen Euro unterstützen und über 975.000 Ratgeber und Broschüren verteilen. Interessierte und Betroffene können sich auf www.alzheimer-forschung.de fundiert über die Alzheimer-Krankheit informieren und Aufklärungsmaterial anfordern. Ebenso finden sich auf der Webseite Informationen zur Arbeit des Vereins und allen Spendenmöglichkeiten. Botschafterin der AFI ist die Journalistin und Sportmoderatorin Okka Gundel

Pressekontakt:

Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI)
Astrid Marxen
Kreuzstr. 34
40210 Düsseldorf
0211 - 86 20 66 28
presse@alzheimer-forschung.de
www.alzheimer-forschung.de/presse

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