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FZ: "Unter Spezl" - Kommentar der "Fuldaer Zeitung" (26. April) zum Rücktritt von CSU-Fraktionschef Schmid

Fulda (ots)

Das Image unserer Volksvertreter ist mies. Sehr mies sogar. Und in vielen Fällen auch zu Recht. Aber oft genug wird sehr pauschal und vorschnell der Stab gebrochen über einen Berufsstand, der in einem Maße im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht, wie sonst wenige. Und an dessen Integrität Maßstäbe angelegt werden, denen selbst Heilige kaum gerecht werden können. Da können einem Politiker manchmal schon leid tun. Georg Schmid gehört nicht dazu. Auch wenn sich der bisherige CSU-Fraktionschef im bayerischen Landtag bei der lukrativen Beschäftigung seiner Ehefrau formal korrekt verhalten mag:Schon die fehlende Sensibilität dafür, dass eine solche, jahrelang praktizierte Vetternwirtschaft einen üblen Beigeschmack haben muss, zeugt davon, dass hier ein Politiker am Werk ist, der dem Abzocker-Klischee mustergültig entspricht. Eines ist jedenfalls gewiss: Für die Summen, die Schmid seiner Ehefrau zuschanzte, hätte eine fremde Sekretariatskraft eine eigene Familie ernähren können. Und ganz nebenbei: Der oft geforderten Unabhängigkeit eines Politikers ist es sicher nicht dienlich, wenn sich auch noch die Ehefrau in die finanzielle Abhängigkeit des Jobs ihres Gatten begibt. So gerät auch ihre Existenz ins Wanken, muss er seine Pöstchen räumen. Wohlgemerkt:Mitleid ist im vorliegenden Fall fehl am Platze. Dafür haben sich die Schmids zu lange zu üppig auf Steuerzahlerkosten bedient. Dass die Causa Schmid von der CSU-Spitze so rasch entschärft wurde, hängt mit dessen schwacher Hausmacht zusammen - und natürlich auch mit der Wahl im Herbst. Horst Seehofer, der sich zuletzt noch über Umfragewerte für die CSU hart an der 50-Prozent-Marke freuen durfte, hat die Brisanz des Falles rasch erkannt und gehandelt. Ob sich freilich auch das, was sich in der Affäre Hoeneß für die CSUzusammenbraut, mit einem Bauernopfer à la Schmid aus der Welt schaffen lässt, ist fraglich. Die gestrige Erkenntnis nämlich, dass der Ministerpräsident schon seit Januar von der Steueraffäre seines FC-Bayern-Spezl wusste, erklärt Seehofers Schmallippigkeit in den vergangenen Tagen - und wird im Wahljahr bohrende Nachfragen provozieren. Ebenso wie das offene Geheimnis, dass die Steuerfahndung in Bayern wohl bewusst an der kurzen Leine gehalten wird. Auch in einem Land, dem seit Jahrzehnten eine einzelne Partei mit viel Erfolg ihren Stempel aufdrückt, verlieren die Menschen hoffentlich die Lust, solches Gebaren als landestypische Amigo-Folklore hinzunehmen.

Pressekontakt:

Fuldaer Zeitung
Johannes Heller
Telefon: 0661 280-447
johannes.heller@fuldaerzeitung.de

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