Besonnenheit statt Aktionismus
Kommentar der "Fuldaer Zeitung" (Freitag, 6. Januar 2023) zur Testpflicht für Reisende aus China
Fulda (ots)
Erinnern Sie sich noch? Als im Januar 2020 die ersten Corona-Fälle bekannt wurden, begannen einzelne Länder wieder mit Grenzkontrollen. Deutschland ging schnell in den Lockdown. Es folgten Reiserestriktionen, monatelange Kontaktbeschränkungen bis hin zum Ausschluss Ungeimpfter vom sozialen Leben. Nichts verhinderte die Ausbreitung des Virus, Corona überwand alle Grenzen und bahnte sich trotz heftigster Einschränkungen seinen Weg.
Was also glaubt der Bundesgesundheitsminister mit der Testpflicht für Reisende, die aus China kommen, zu erreichen? Dass Touristen oder Rückkehrer aus China hier Menschen anstecken, wird sich nicht verhindern lassen. Und falls es passiert:Krankmachender als die bei uns grassierende Variante ist die chinesische nicht. Ist die Kehrtwende des Ministers (vorgestern war er noch gegen eine Testpflicht) also die gewohnte Lauterbach'sche Panikmache?
Immerhin befindet sich der SPD-Politiker in guter Gesellschaft vieler, aber nicht aller seiner europäischen Kollegen. Und da liegt bereits das erste Problem bei einer Testpflicht. Solange sich Europa bei dem Thema nicht einig ist, bringt ein solches Instrument gar nichts. Denn dann kann der China-Reisende, der nach Spanien fliegt (wo die überholte 3-G-Regel "geimpft, getestet oder genesen" wieder in Kraft gesetzt wurde), von dort aus eben auch ungetestet nach Deutschland kommen. Dass Lauterbach angesichts dieses europäischen Flickenteppichs und der Unfähigkeit zu einer Einigung von einer "guten Entscheidung" spricht und beteuert, "Europa hat eine gemeinsame Antwort auf die Pandemie-Lage in China gefunden", wirft die Frage auf, in welchem Europa der Minister inzwischen zu Hause ist.
Wirklich clever und zielführend scheint angesichts der rasanten Ausbreitung des Virus in China nur die Untersuchung von Abwässern an Flughäfen und in Flugzeugen zu sein. Denn im Urin von Passagieren lässt sich feststellen, ob wir uns wirklich sorgen müssen. Das wäre nämlich der Fall, wenn ein mutiertes, krankmachenderes und gefährlicheres Virus eingeschleppt würde. Darauf gibt es übrigens derzeit keinerlei Hinweise. Und deshalb gilt das, was die EU-Gesundheitsbehörde ECDC gerade erst verlautbart hat:Die China-Welle hat voraussichtlich keine Auswirkungen auf die epidemiologische Situation in Europa, die China-Variante des Virus ist "keine Herausforderung für die Immunantwort von EU-Bürgern". Warum also die ganze Aufregung in einigen europäischen Ländern? / Bernd Loskant
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