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EFCNI - European Foundation for the Care of Newborn Infants

Studienergebnisse zeigen: Krankenhausaufenthalte von Kleinkindern durch RSV belasten Familien

Studienergebnisse zeigen: Krankenhausaufenthalte von Kleinkindern durch RSV belasten Familien
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München (ots)

Bisher gab es nur wenige Erkenntnisse darüber, wie sich ein Krankenhausaufenthalt von Säuglingen und Kleinkindern aufgrund einer schweren Infektion mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) auf die Lebensqualität der betroffenen Familien auswirkt. Aus diesem Grund hat die European Foundation for the Care of Newborn Infants (EFCNI) die ResQ Family Studie durchgeführt. Die europäische Studie stellte heraus, dass die Lebensqualität der Eltern durch den RSV-bedingten Krankenhausaufenthalt ihrer Kinder stark eingeschränkt war. Nach sechs Wochen zeigte sich eine kleine Verbesserung, die Belastung insgesamt blieb jedoch bestehen. Dies ist besorgniserregend, weil die Eltern auch Wochen später noch emotional beeinträchtigt waren, was sich wiederum negativ auf das Familienleben und die Kindesbetreuung auswirken kann. Laut den Autoren der Studie ist es daher besonders wichtig, eine RSV-Infektion schon im Vorfeld zu verhindern. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine passive Immunisierung von allen Kindern unter 2 Jahren, um einer schweren RSV-Infektion vorzubeugen.

Während die Auswirkungen auf das betroffene Kind selbst bereits Gegenstand mehrerer wissenschaftlicher Studien waren, ist die Gesamtbelastung für die Familie bislang nicht vollständig untersucht worden. Die aktuelle ResQ Family Studie befragte 138 Eltern aus Frankreich, Deutschland, Italien und Schweden, deren Kinder nicht älter als 24 Monate waren und die aufgrund einer RSV-Infektion stationär im Krankenhaus aufgenommen werden mussten [1].

Die Zeit im Krankenhaus belastet die ganze Familie

"Noch immer ist das Wissen um RSV und seine mitunter schweren gesundheitlichen Auswirkungen auf Säuglinge lückenhaft. Vor allem sehr unreife Frühgeborene sind besonders gefährdet, schwer zu erkranken. Aber auch reife Säuglinge sind regelmäßig von schweren Folgen betroffen. Eine verstärkte Aufklärung über das Virus und sinnvolle Schutzmaßnahmen können dazu beitragen, eine Ansteckung zu vermeiden", berichtet Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes "Das frühgeborene Kind" e.V. Barbara Mitschdörfer.

Denn muss ein Kind aufgrund einer schweren RSV-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert werden, beeinträchtigt das die gesamte Familie. Besonders die Eltern befinden sich dann in einer schwierigen Situation. Ihre Aufmerksamkeit müssen sie zwischen dem Kind im Krankenhaus und dem Rest der Familie aufteilen und gleichzeitig das Alltagsleben aufrechterhalten. "Die Symptome einer Infektion mit RSV können sich von einem Tag auf den anderen verschlechtern. Die Zeit im Krankenhaus ist daher auch sehr häufig mit einer großen Belastung für die gesamte Familie verbunden. Die Eltern in unserer Studie hatten oft mit Schuldgefühlen zu kämpfen, da sie die RSV-Infektion nicht verhindern konnten, oder hätten sich im Vorfeld mehr Aufklärung bezüglich Präventionsmaßnahmen gewünscht", so Dr. Martin Wetzke, Facharzt für Kinderheilkunde- und Jugendmedizin sowie einer der Studien-Autoren.

Insgesamt kämpftenmehr als 90 % der Eltern mit der Sorge um den Gesundheitszustand ihres Kindes. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die psychische Gesundheit der Eltern durch die Angst um das kranke Kind stark belastet wurde. Hinzu kamen Schuldgefühle, zu Hause verbleibenden Geschwisterkindern nicht gerecht zu werden. Die Situation hatte auch negative Auswirkungen auf das Berufsleben. Viele Eltern fühlten sich überfordert, da sie ihren beruflichen Verpflichtungen nicht angemessen nachkommen konnten. 40 % der berufstätigen Eltern erlitten einen großen Leistungsabfall und verpassten durchschnittlich 29 Arbeitsstunden. Die weite Entfernung zur Klinik, die damit verbundenen Kosten und der erhöhte organisatorische Aufwand verstärkten bei bis zu einem Drittel der erwerbstätigen Eltern den Stress und die Sorgen.

Die Studie ergab zudem, dass Eltern in Deutschland die Hilfsangebote deutlich schlechter bewerteten als die Befragten aus den anderen drei Ländern. Fast drei Viertel (74 %) der deutschen Teilnehmenden erhielt keine Informationen oder fühlte sich nicht ausreichend über Unterstützungsangebote zur mentalen Gesundheit sowie zum Schutz vor einer weiteren Infektion informiert. Auch das Bewusstsein für die RSV-Erkrankung war unter den Befragten eher gering. Tatsächlich waren 41 % der Eltern nicht mit dem Virus und seinen Auswirkungen auf die betroffenen Kinder vertraut, während 56 % der Befragten die verfügbaren Präventionsmaßnahmen nicht kannten.

Die ResQ Family Studie verdeutlicht die drastischen Auswirkungen des Gesundheitszustandes des Kindes auf die Lebensqualität der Eltern und das Funktionieren der Familie. Sie zeigt auf, welche möglichen Probleme in Zukunft angegangen werden müssen, um die negativen Auswirkungen auf die betroffenen Kinder und ihre Familien zu verringern. Die Autoren der Studie betonen, dass das Bewusstsein für die Viruserkrankung erhöht und Schutzmaßnahmen wie die passive Immunisierung für Säuglinge oder die Impfung für Mütter verstärkt werden sollten. Diese Maßnahmen werden derzeit bereits in vielen europäischen Ländern umgesetzt. Auch die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt seit Juni 2024 eine RSV-Immunisierung aller Neugeborenen und Säuglinge in Deutschland, um sie vor einem schweren Krankheitsverlauf und den Folgen zu schützen [2]. "EFCNI begrüßt diese wichtige Empfehlung zum Schutz der Jüngsten und ist dankbar, dass nun alle Kinder einen frühestmöglichen und gleichberechtigten Zugang zu dieser Präventionsmaßnahme haben", so Silke Mader, Mitgründerin und Vorstandsvorsitzende der Stiftung. Zudem sollten Eltern Unterstützung erhalten, etwa durch psychosoziale Hilfe. Außerdem sollte ihnen das nötige Wissen bereitgestellt werden, um für die Gesundheit ihrer Kinder sorgen zu können. Wichtig ist auch, Vertrauen und Respekt in den Familienbeziehungen während der akuten Infektionsphase des Säuglings oder Kleinkinds zu fördern.

Über das Respiratorische Synzytial Virus (RSV):

RSV ist ein sehr ansteckendes Virus. Es ist die häufigste Ursache für Bronchiolitis und Lungenentzündung bei Kindern, beides Infektionen der unteren Atemwege [3-5]. Bis zum Alter von zwei Jahren haben sich fast alle Kinder mindestens einmal mit RSV infiziert. Weltweit ist RSV eine der Hauptursachen für Krankenhausaufenthalte bei Kindern: Etwa 33 Millionen Fälle von akuten Infektionen der unteren Atemwege führen jedes Jahr zu mehr als drei Millionen Krankenhausaufenthalten bei Kindern unter fünf Jahren. Die meisten RSV-Infektionen verlaufen mild. Man weiß jedoch nicht, welche Kinder schwer erkranken und eine stationäre Krankenhausbehandlung benötigen. Das liegt daran, dass der Verlauf der Krankheit nicht vorhersehbar ist. Wenn die RSV-Infektion schwer verläuft und mit einem Krankenhausaufenthalt verbunden ist, kann dies zu einer intensivmedizinischen Behandlung führen, wobei unterstützende Maßnahmen wie eine Beatmung notwendig sein können. Außerdem kann eine RSV-Infektion zu langfristigen Gesundheitsproblemen wie wiederkehrender Keuchatmung, eingeschränkter Lungenfunktion und Asthma führen. Neben den direkten Folgen für das Kind selbst können auch bestehende Familiendynamiken erheblich belastet werden [6].

Über die ResQ Family Studie:

Bis heute gibt es keine ausreichenden Informationen darüber, wie genau sich eine schwere RSV-Infektion, die zu einer Krankenhauseinweisung des Kindes führt, auf die Lebensqualität betroffener Familien auswirkt. Um diese Wissenslücke zu schließen, entwickelten Forschende der EFCNI mit Unterstützung einer Projektgruppe externer Expertinnen und Experten im Rahmen der ResQ Family Studie einen umfassenden Fragebogen, der während der RSV-Saison 2022/23 in vier europäischen Ländern (Frankreich, Deutschland, Italien und Schweden) via Social Media und in Krankenhäusern verbreitet wurde. Dabei wurden Eltern oder Betreuungspersonen von Kindern bis zu 24 Monaten befragt, die zum Zeitpunkt der Erhebung innerhalb der letzten vier Wochen aufgrund einer RSV-Infektion für mindestens 12 Stunden stationär im Krankenhaus behandelt wurden.

Ziel der ResQ Family Studie war es, herauszufinden, wie sich ein Krankenhausaufenthalt aufgrund einer RSV-Infektion auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität und die damit verbundenen Dimensionen der betroffenen Kinder und ihrer Familien auswirkt.

Die Antworten der Teilnehmenden der ResQ Family Studie verdeutlichen die drastischen Auswirkungen des Gesundheitszustandes des Kindes auf die Lebensqualität, das Funktionieren der Familie und das Arbeitsleben der Eltern. Darüber hinaus zeigen die Studienergebnisse mögliche Stressfaktoren und länderspezifische Lücken auf, die in Zukunft adressiert werden müssen, um die negativen Auswirkungen auf die betroffenen Kinder und deren Familien zu minimieren.

EFCNI hat für die Durchführung dieser unabhängigen Studie eine Forschungsförderung von Sanofi erhalten.

Über EFCNI

Die European Foundation for the Care of Newborn Infants (EFCNI) ist die erste europaweite Organisation und das Netzwerk zur Vertretung der Interessen Früh- und Neugeborener und deren Familien. Sie bringt Eltern und Fachleute verschiedener Disziplinen der Medizin und Wissenschaft mit dem gemeinsamen Ziel zusammen, langfristig die Gesundheit von Früh- und Neugeborenen zu verbessern. Die Vision von EFCNI ist es, jedem Kind den besten Start ins Leben zu ermöglichen. Die Stiftung wird unterstützt von AstraZeneca, Baxter, Chiesi, GE HealthCare, Johnson&Johnson, Nestlé Nutrition Institute, Prolacta, Sanofi und anderen privaten Unternehmen sowie individuellen Spenderinnen und Spendern. Darüber hinaus erhält EFCNI Mittel aus dem Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und Innovation Horizont 2020 sowie Horizont Europa."

Weitere Informationen unter: www.efcni.org

Referenzen:

[1] Trautmannsberger I, Plagg B, Adamek I, Mader S, de Luca D, Esposito S, Silfverdal SA, Zimmermann LJI, Tischer C; ResQ Family study group. The Multifaceted Burden of Respiratory Syncytial Virus (RSV) Infections in Young Children on the Family: A European Study. Infect Dis Ther. 2024 May 20. doi: 10.1007/s40121-024-00989-0. Epub ahead of print. PMID: 38767780.

[2] Epidemiologisches Bulletin 26/2024 (rki.de); https://ots.de/89duPr [letzter Zugriff 02.09.2024].

[3] Shi T, McAllister DA, O'Brien KL, Simoes EAF, Madhi SA, Gessner BD, et al. Global, regional, and national disease burden estimates of acute lower respiratory infections due to respiratory syncytial virus in young children in 2015: a systematic review and modelling study. The Lancet. 2017 Sep;390(10098):946-58.

[4] Piedimonte G, Perez MK. Respiratory Syncytial Virus Infection and Bronchiolitis. Pediatr Rev. 2014 Dec;35(12):519-30.

[5] Demont C, Petrica N, Bardoulat I, Duret S, Watier L, Chosidow A, et al. Economic and disease burden of RSV-associated hospitalizations in young children in France, from 2010 through 2018. BMC Infectious Diseases. 2021 Aug 2;21(1):730.

[6] Li Y, Wang X, Blau DM, et al. Global, regional, and national disease burden estimates of acute lower respiratory infections due to respiratory syncytial virus in children younger than 5 years in 2019: a systematic analysis. The Lancet. 2022;399:2047-64.

Pressekontakt:

European Foundation for the Care of Newborn Infants (EFCNI)
Silke Mader
Geschäftsführende Vorstandsvorsitzende
Tel: +49(0)170 169 56 04
E-Mail: silke.mader@efcni.org

Original-Content von: EFCNI - European Foundation for the Care of Newborn Infants, übermittelt durch news aktuell