Vom Investitionsstau in die Sackgasse: Infrastruktur gefährdet Wirtschaftswachstum
Frankfurt am Main (ots)
PwC-Studie: Investitionen in Transportinfrastruktur weltweit zu gering / 2030: Umweltkosten treiben Logistikpreise in die Höhe / Öffentliche Hand kann notwendigen Ausbau nicht alleine finanzieren
Weltweit wird zu wenig in den Ausbau der Transportinfrastruktur investiert. Alleine mit einer Fortschreibung der weltweit jährlich investierten etwa einer Billion US-Dollar kann der massiv steigende Bedarf nach Verkehrswegen keinesfalls gedeckt werden. Dazu wäre mindestens eine Verdopplung der derzeitigen Investitionen auf ca. 41 Billionen US-Dollar bis zum Jahr 2030 erforderlich. Angesichts der durch die Finanz- und Wirtschaftskrise notwendigen Sparmaßnahmen und der deshalb zu erwartenden Einschnitte auch in den Budgets für den Erhalt und den Ausbau der Infrastruktur droht ein Kollaps vieler Transportsysteme. Das zeigt eine aktuelle Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) und des Supply Chain Management Institute (SMI) der European Business School (EBS) zur Zukunft der Logistik. "Die weltweite Logistik-Infrastruktur muss in den kommenden 20 Jahren massiv ausgebaut werden, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden", erklärt Klaus-Dieter Ruske, Leiter des Geschäftsbereichs Transport und Logistik bei PwC. "Angesichts leerer Staatskassen müssen dringend neue Finanzierungsmodelle genutzt werden."
Für den 2. Teil der Studienreihe "Transportation & Logistics 2030" wurden im Auftrag von PwC 104 Branchenexperten aus 29 Ländern aller Kontinente nach einer Echtzeit-Delphi-Methode zu den wahrscheinlichsten Entwicklungen im Bereich Transportinfrastruktur bis zum Jahr 2030 befragt.
Infrastruktur in Deutschland: veraltet und überlastet
Im Bereich Verkehrsinfrastruktur herrscht bei allen Verkehrsträgern in Deutschland ein massiver Investitionsstau. Zwar hat die Bundesregierung im Rahmen der Konjunkturprogramme und einer Aufstockung der Mittel für Verkehrsinfrastruktur für 2009 und 2010 zwölf Milliarden Euro eingeplant, nach 2011 werden diese voraussichtlich aber wieder auf ein unzureichendes Niveau von weniger als zehn Milliarden Euro zurückfallen. "Die Erhaltungsinvestitionen werden massiv unterschätzt. Ohne die dringend nötigen Investitionen in den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur ist das Wirtschaftswachstum in Deutschland mittelfristig gefährdet", warnt Ruske.
Ohne private Investoren geht es nicht
Alternative Finanzierungswege werden angesichts leerer Staatskassen an Bedeutung gewinnen. Vereinzelt tragen auch heute schon Maut-Zonen in Innenstädten, wie zum Beispiel in London, Stockholm oder Singapur, und landesweite Systeme wie die LKW-Maut in Deutschland zur Finanzierung der Transportinfrastruktur und zur Steuerung der Verkehrsflüsse bei. Bis 2030, so die Einschätzung der befragten Experten, werden Maut-Systeme deutlich ausgebaut und die Transportinfrastruktur stärker über die tatsächliche Nutzung finanziert. Dabei werden auch Privatinvestoren immer häufiger in Projekte eingebunden. Besonders in den Industrienationen werden Public Private Partnerships (PPP), bei denen sich Privatinvestoren an den Kosten für z. B. die Sanierung eines Autobahnabschnitts beteiligen, anschließend aber auch an den Einnahmen aus der Maut beteiligt sind, massiv zunehmen. Eine weitere denkbare Finanzierungsvariante sind auch Modelle wie der "Bay Area Rapid Transit" in San Francisco, der sich zu 50 Prozent aus Mauteinnahmen und zu 50 Prozent aus Abgaben der Geschäfte finanziert, die von der besseren Infrastruktur profitieren. Besonders erfolgsversprechend seien PPPs jedoch bei neuen Projekten. "Es geht kein Weg daran vorbei, mehr privates Kapital für die Finanzierung öffentlicher Infrastruktur einzusetzen und die Privaten angemessen an Chancen und Risiken der Investitionen zu beteiligen", betont Hansjörg Arnold, PPP-Experte bei PwC.
Emissionshandel verteuert Logistik
Beim Ausbau der Transportinfrastruktur wird zukünftig der Umweltschutz eine noch weitaus entscheidendere Rolle als heute spielen. Profitable, aber umweltschädigende Infrastrukturgroßprojekte werden nach Einschätzung der befragten Experten auch dann nicht mehr durchsetzbar sein, wenn die Projekte ein erhebliches Wirtschaftswachstum mit sich bringen. An Ideen beispielsweise zur Reduktion der CO2-Emissionen durch den Warentransport mangelt es dabei nicht. Faltbare Container zur Reduzierung von Leer-Transporten und CO2-absorbierende Materialien für neue Straßen dürften in Zukunft zur Verfügung stehen.
Das wachsende Umweltbewusstsein wird auch die Kosten der Logistik erhöhen. Die Experten sind davon überzeugt, dass der Emissionshandel nach dem Flugverkehr auch auf die Schifffahrt und weitere Bereiche der Logistik ausgedehnt werden wird. Darüber hinaus halten sie es für wahrscheinlich, dass auch die Betreiber von Logistik-Infrastruktur in den kommenden Jahren nicht mehr nur für ihre unmittelbaren Kosten aufkommen müssen, sondern ebenfalls in den Emissionshandel einbezogen werden. "In Zukunft werden die Logistik-Unternehmen und die Betreiber der Infrastruktur für die durch sie verursachten Emissionen zahlen müssen", bestätigt Ruske.
Die Studie "Transportation & Logistics 2030. Volume 2: Transport infrastructure - Engine or hand brake for global supply chains?" können Sie kostenlos bestellen unter: www.pwc.de/de/transport
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