Deutsche Reeder zuversichtlich trotz Piraten und Fukushima
Frankfurt am Main (ots)
PwC-Umfrage: Auslastung der deutschen Reedereien erreicht fast 90 Prozent / Piraterie und Katastrophe von Fukushima lassen Kosten steigen / Radioaktive Belastung wird nicht systematisch kontrolliert
Die deutschen Reeder gehen 2011 nach tiefen Einschnitten im Zuge der Wirtschaftskrise wieder auf Wachstumskurs. Derzeit sind die Fracht- und Containerschiffe bei 86 Prozent der Reedereien ausgelastet, und knapp 50 Prozent erwarten für die kommenden zwölf Monate weiteres Wachstum, wie aus einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 100 deutschen Reedereien im Juni 2011 hervor geht. Getrübt wird die günstige Großwetterlage allerdings durch die sich weiter ausbreitende Piraterie. Auch die Folgen des Atomunfalls von Fukushima könnten sich künftig stärker bemerkbar machen. Bislang erlitt jeder vierte befragte Reeder wegen Fukushima Einbußen, beispielsweise durch höhere Kosten für Kontrollen und längere Transportrouten zur Umfahrung des Krisengebietes. "Die Reedereien profitieren derzeit zweifellos vom Konjunkturaufschwung und dem fortgesetzten Exportboom der deutschen Wirtschaft. Dabei handelt es sich aber eher um ein quantitatives als ein qualitatives Wachstum. Die Frachtraten haben sich in 2011 nämlich rückläufig entwickelt", kommentiert Claus Brandt, Leiter des Maritimen Kompetenzzentrums bei PwC.
So musste im vergangenen Jahr knapp jeder dritte Reeder Schiffe vorübergehend außer Dienst stellen ("auflegen"), erwartet hatte dies nicht einmal jeder zehnte. Bauverträge wurden von 16 Prozent der Reeder storniert, während dies in der Umfrage von 2010 nur von sieben Prozent prognostiziert worden war.
Seeleute werden knapp
Um das für 2011 erwartete Transportwachstum bewältigen zu können, will immerhin jeder zweite Reeder neue Schiffe kaufen, vier von zehn Befragten planen den Abschluss von Bauverträgen. Mit zusätzlichen Mitarbeitern rechnen 50 Prozent der Befragten, allerdings ist der Fachkräftemangel mittlerweile nicht mehr auf das Festland beschränkt: 67 Prozent der Reeder haben Schwierigkeiten, ausreichend qualifizierte Seeleute zu finden.
Neben der Umsatzsituation dürfte sich auch die Ertragslage der Reeder in den kommenden zwölf Monaten weiter verbessern. Mit steigenden Charterraten rechnen 62 Prozent der Befragten, bei den Frachtraten erwarten 55 Prozent Zuwächse. Eher sinkende Raten prognostizieren lediglich sieben bzw. zwölf Prozent der Reeder.
Belastung durch Piraterie nimmt weiter zu
Zu einem dauerhaften Problem für die Branche entwickelt sich die Piraterie. Trotz der verstärkten militärischen Schutzmaßnahmen sind 86 Prozent der Reeder der Ansicht, dass die Belastung durch das Piraterieproblem in den vergangenen zwölf Monaten gestiegen ist, kein einziger Befragter sieht eine Entspannung. Der EU-Schutzmission Atalanta sprechen nur 17 Prozent einen wesentlichen Beitrag zur Bekämpfung der Piraterie zu - im Jahr 2010 sagten das noch 40 Prozent. Vielmehr glauben 90 Prozent der Befragten, dass die Piraten in den vergangenen Jahren gewalttätiger und kampfbereiter geworden sind. Zudem haben die gelegentlich geleisteten Lösegeldzahlungen das Piraterieproblem nach Ansicht der meisten Reeder (80 Prozent) noch verschärft. Aus Sicht der Unternehmer ist es daher alternativlos, die Bekämpfung des Problems in professionelle Hände zu legen. 27 Reedereien setzen private bewaffnete Sicherheitsdienste ein, weitere 6 Reedereien verzichten auf die Bewaffnung ihrer Wachleute. Als konkrete Folgen der Piraterie nennen 53 Prozent der Befragten höhere Kosten auf Grund gestiegener Versicherungsprämien, verlängerter Transportzeiten auf Ausweichrouten oder auch wegen der Beschäftigung von Sicherheitspersonal. Zudem verweisen 29 Prozent auf eine zunehmende Zahl von Überfällen, und jeweils 17 Prozent konstatieren eine höhere Professionalität und einen größeren Aktionsradius der Piraten. Selbst von Piratenüberfällen betroffen war bislang jede dritte befragte Reederei.
Fukushima - verdrängtes Sicherheitsproblem?
Weitaus weniger spektakulär, aber möglicherweise nicht weniger kostspielig als die Piratenüberfälle könnten sich die Folgen des Atomunfalls von Fukushima auf die Branche auswirken. Von den 30 befragten Reedern, die das Krisengebiet nach der Katastrophe ansteuerten, berichten 15 über zusätzliche Kosten durch Kontrollen, Reinigungsmaßnahmen oder auch notwendige Umwege zur Vermeidung von Strahlenbelastung. Allerdings deuten die Umfrageergebnisse darauf hin, dass es keine systematische Kontrolle von Schiffen und Fracht gibt.
So wurde in jeder vierten Reederei, die nach der Katastrophe mit Schiffen in der Region präsent war, noch nie ein Schiff auf radioaktive Belastung überprüft. Weitere zehn Prozent wissen nicht, ob eine Kontrolle statt fand. Erreichen Schiffe, die im Krisengebiet unterwegs waren, einen Zielhafen außerhalb der Region, werden diese ebenfalls nicht grundsätzlich kontrolliert. Über eine regelmäßige Prüfung der Strahlenbelastung berichten 13 Prozent der Reeder, gelegentliche Kontrollen gibt es bei 57 Prozent der Befragten. Hingegen wurde eine mögliche Strahlenbelastung von Schiffen und Ladungen bei knapp jeder fünften Reederei noch nie gemessen. "Nachdem die mögliche radioaktive Belastung von Gütern aus Japan nach der Katastrophe ein prominentes Thema in den Medien war, zeigen die Umfrageergebnisse nunmehr die Notwendigkeit, sich auch in der Schifffahrt weltweit Gedanken über eine Kontaminations-Prophylaxe zu machen", kommentiert Brandt.
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