Papierlose Klinik bleibt Vision - Deutschland liegt bei eHealth zurück
Frankfurt am Main (ots)
PwC "European Hospital Survey" für EU-Kommission: Nur 60 Prozent der Kliniken nutzen elektronische Patientenakte / Deutsche Krankenhäuser sind wenig vernetzt / Schwächen bei Datensicherheit
Deutsche Krankenhäuser nutzen die Chancen der Digitalisierung und Vernetzung bislang nur unzureichend. Insbesondere bei der elektronischen Übermittlung von Befunden, Patientenbriefen und Laborergebnissen an Ärzte, Krankenkassen oder andere externe Akteure sind Kliniken im europäischen Ausland weiter, wie der im Auftrag der Europäischen Kommission erstellte "European Hospital Survey - Benchmarking Deployment of eHealth Services" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC zeigt.
Ein umfassender elektronischer Datenaustausch scheitert in Deutschland oft bereits an der IT-Infrastruktur: Nur sechs Prozent der Kliniken mit Akutversorgung sind mit anderen Akteuren des Gesundheitswesens auf regionaler bzw. nationaler Ebene vernetzt. In Dänemark, Island und Schweden gilt dies hingegen für gut 50 Prozent der Häuser, in der EU insgesamt sind immerhin 15 Prozent der Kliniken in ein übergreifendes IT-Gesundheitsnetzwerk eingebunden.
Auch bei der Digitalisierung der internen Daten sind deutsche Kliniken im Rückstand. Eine umfassende elektronische Patientenakte, die Untersuchungs- und Behandlungsergebnisse für alle beteiligten Ärzte zugänglich macht, gibt es nur in rund zwei von drei deutschen Kliniken. Damit liegen die inländischen Krankenhäuser lediglich knapp über dem EU-Durchschnitt (57 Prozent). Gut jede siebte deutsche Klinik der Akutversorgung hat sogar überhaupt keine elektronische Patientenakte.
"Durch die konsequente Nutzung digitaler Technologien ließen sich erhebliche Effizienzreserven heben: Der Informationsaustausch zwischen Kliniken und ambulanten Akteuren würde durch die Vernetzung schneller und sicherer, Ärzte und Gesundheitspersonal würden im Klinikalltag von administrativen Aufgaben entlastet. Doch schrecken viele Krankenhäuser bzw. deren Träger vor den notwendigen Investitionen zurück, da sich diese erst mittel- bis langfristig auszahlen", kommentiert Michael Burkhart, PwC-Partner und Leiter des Bereichs Gesundheitswesen und Pharma.
Derzeit deutet wenig darauf hin, dass die Krankenhäuser künftig schnellere Fortschritte bei der Digitalisierung machen. Nur die Hälfte der Kliniken in Deutschland verfügt über eine IT-Strategie, und gerade einmal jedes vierte Haus bekommt öffentliche Zuschüsse, um Digitalisierung und Vernetzung voranzutreiben.
Schwachstelle Datensicherheit
Deutliche Schwächen zeigen die Krankenhäuser bei Datenschutz und Datensicherheit. So ist eine Verschlüsselung der gespeicherten Patientendaten nur in 40 Prozent der deutschen Kliniken üblich. Der Zugang zum IT-System ist in der Regel nach Eingabe eines Passwortes möglich, nur in jedem vierten Krankenhaus werden Daten zusätzlich durch eine digitale Signatur geschützt.
Sollte es zu einem Ausfall der IT-Systeme bzw. einem Datenverlust kommen, ist eine schnelle Wiederherstellung der Patientendaten keineswegs garantiert. Europaweit haben nur drei von vier Kliniken eine Notfallstrategie, in Deutschland liegt die Quote bei gut 80 Prozent. Bedenklich stimmt, dass gerade einmal 14 Prozent der europäischen und 20 Prozent der deutschen Krankenhäuser über ein redundantes Datensicherungssystem verfügen, das die sofortige Wiederherstellung aller Informationen ermöglicht. In jeder dritten deutschen Klinik könnten Daten bei einem Systemausfall erst nach 24 Stunden wiederhergestellt werden.
Für die Studie wurden 1.717 Akutkliniken in der EU sowie Norwegen und Island befragt. Aus Deutschland beteiligten sich 201 Krankenhäuser.
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