Investor Relations von Unternehmen am Neuen Markt oft mangelhaft
Erhebliche Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage von Informationen
Frankfurt am Main (ots)
65 Prozent der Anleger berücksichtigen Qualität von Investor Relations bei Investmententscheidungen
Die Qualität der Kommunikation von Unternehmen mit Anlegern und Finanzmarktexperten ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Kursentwicklung. In der aktuellen Konsolidierungsphase des Neuen Marktes ist es für die dort gelisteten Unternehmen von besonderer Bedeutung, das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen und die Entwicklung ihres Unternehmens glaubhaft darzustellen. Doch die Selbsteinschätzung der Unternehmen weicht in diesem Punkt stark von der Beurteilung des Finanzmarktes ab. Insbesondere die Unternehmen des Neuen Marktes müssen sich zukünftig stärker an den Informationsbedürfnissen von Investoren und Analysten orientieren. Zu diesem Fazit kommt die Studie Investor Relations und Shareholder Value am Neuen Markt , die PricewaterhouseCoopers gemeinsam mit der Wolff & Häcker Finanzconsulting AG heute veröffentlicht.
Im Mittelpunkt der Studie steht die Qualität der Kommunikation mit Anlegern und Analysten: Die Untersuchung zeigt auf, welche Erwartungen Investoren sowie Finanzmarktexperten wie Fondsmanager, Portfoliomanager oder Finanzanalysten an die Unternehmen haben, und inwieweit die Unternehmen diese Anforderungen bisher erfüllen.
Finanzinformationen vielfach ungenügend
"Viele Unternehmen am Neuen Markt haben ihre fundamentalen Rahmendaten in den letzten Monaten verbessert. Dennoch kam es nicht zu entsprechend positiven Kursreaktionen. Dies lässt vermuten, dass das Angebot an Finanzinformationen nicht optimal auf die Bedürfnisse der Zielgruppen abgestimmt ist. Wie sonst ist zu erklären, dass es trotz einer Zunahme begründeter positiver Meldungen nicht zu einer verbesserten Kursentwicklung gekommen ist?" fasst Roland Pruss, Leiter der IPO-Beratung von PricewaterhouseCoopers in Deutschland zusammen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass im Bereich Investor Relations erheblicher Verbesserungsbedarf besteht.
Vorstände nehmen sich zu wenig Zeit für Investoren
Dabei ist die Investor Relations-Abteilung in der Regel organisatorisch der Vorstandsebene angeschlossen. Dem Wunsch vor allem institutioneller Investoren nach intensivem Vorstandskontakt können jedoch die wenigsten Unternehmen entsprechen. In 85 Prozent der Unternehmen wenden die Vorstände weniger als 30 Prozent ihrer Zeit für die Kommunikation mit Anlegern und Analysten auf. Dies ist unzureichend, verglichen mit Angaben von Vorständen und Managern etablierter Unternehmen, die hierfür rund 50 Prozent ihrer Zeit aufbringen.
Diskrepanz zwischen Selbsteinschätzung und Fremdbild
Über die Hälfte der befragten Teilnehmer des Neuen Marktes hat ihre Investor Relations-Strategie nicht schriftlich fixiert. Deshalb ist eine Erfolgsmessung nur bedingt möglich. Die mangelnde Kontrolle erklärt die Fehleinschätzung des Erfolgs der eigenen Arbeit: Während 76 Prozent der Unternehmen die Akzeptanz ihrer Kommunikation mit Anlegern und Finanzmarktexperten "eher hoch" bewerten, teilen die Experten diese Einschätzung nur zu 36 Prozent.
Unzufriedenheit mit Qualität und Quantität der Informationen
Unzufrieden sind die Investoren insbesondere mit Ad-hoc-Mitteilungen, Geschäftsberichten, der Bearbeitung von direkten Anfragen sowie mit Investor Relations im Internet. Auch quantitative Informationen wie die Transparenz finanzieller Risiken oder der Umgang mit Kennzahlen werden bemängelt. "Gerade in diesen besonders kritisierten Maßnahmen liegen Chancen für Unternehmen, sich mit guter Investor Relations-Arbeit positiv abzugrenzen," folgert Mirko Häcker, Vorstand der Wolff & Häcker Finanzconsulting AG. Bei der Organisation ihrer Hauptversammlung nehmen 86 Prozent der Unternehmen externe Unterstützung in Anspruch. Für die Erstellung ihres Geschäftsberichts greifen 80 Prozent auf Dienstleister zurück. Bei der Erarbeitung einer Investor Relations-Strategie hingegen lassen sich nur 21 Prozent der Befragten beraten.
Gute Fundamentaldaten entscheiden über Investitionen
Management und Rechnungswesen dienen den befragten Unternehmen als wichtigste Informationsquellen für Investor Relations. Bereiche des operativen Tagesgeschäfts wie Produktion oder Marketing bleiben oft außen vor. "Dies ist kritisch zu beurteilen. Gerade in der Finanzkommunikation ist die aktuelle Geschäftslage und deren Entwicklung von besonderer Bedeutung," erläutert Mirko Häcker, Wolff & Häcker Finanzconsulting AG. "Denn gute Fundamentaldaten und eine schlüssige Equity Story geben für über 80 Prozent der Investoren den Ausschlag für ein Investment".
Deutlicher Nachholbedarf bei aktuellen Informationen
Geschäftsberichte und Quartalsabschlüsse werden in der Regel innerhalb der vom Finanzmarkt geforderten Zeitspanne vorgelegt. Ein deutlicher Nachholbedarf besteht jedoch bei Informationen über die aktuelle Geschäftsentwicklung und die Erfüllung der eigenen Zielsetzungen. Hier liegt das Problem jedoch weniger bei der Kommunikation, als vielmehr im geringen Einsatz von Kontrollinstrumenten bei der Unternehmensplanung. Beispielsweise führen nur 50 Prozent der Unternehmen regelmäßig Konkurrenzvergleiche durch. Auch das Wertsteigerungsmanagement spielt eine untergeordnete Rolle.
Keine realistische Prognose der eigenen Geschäftsentwicklung
Die Fähigkeit eines Unternehmens, den eigenen Geschäftsverlauf realistisch zu prognostizieren, ist für Investoren und Analysten ein bedeutendes Entscheidungskriterium. Jedoch sehen 89 Prozent die Fähigkeit der Neuen Markt-Teilnehmer dazu als gering an. Gründe dafür sind, dass kritische Entwicklungen nicht offen oder zu spät bekannt gegeben, die Prognosezeiträume zu kurz bemessen oder die Daten nur unregelmäßig und unsystematisch veröffentlicht werden. "Wenn es gelingt, die aufgeführten Defizite künftig abzubauen, dann dürfte sich auch die Kursentwicklung der Unternehmen wieder stärker am inneren Wert orientieren. So lassen sich extreme Kursausschläge vermeiden, was allen Finanzmarktakteuren zugute kommt" folgert Roland Pruss, PricewaterhoouseCoopers.
Die Studie Investor Relations und Shareholder Value am Neuen Markt können Sie kostenlos im pdf-Format herunterladen unter: www.pwcglobal.com/de und www.whf-ag.de
Für den Herausgeber: Die Gruppe PricewaterhouseCoopers ist in Deutschland mit einem Umsatz von rund 2,4 Milliarden DM eines der marktführenden integrierten Dienstleistungsunternehmen im Bereich Prüfung und Beratung. Rund 10.000 Mitarbeiter arbeiten an über 40 Standorten in Deutschland für nationale und internationale Mandanten jeder Größe. Die breite Palette der Dienstleistungen umfasst die Wirtschaftsprüfung, die Unternehmensberatung, die Corporate Finance- sowie die Steuerberatung und die Human Resource-Beratung. Die Beratung in allen Fragen der Investor Relations ist Teil der Corporate Finance-Beratung. Über 1.000 Spezialisten im Bereich Corporate Finance in Deutschland und über 7.000 Spezialisten weltweit beraten Unternehmen u.a. bei Unternehmenskäufen und -verkäufen sowie Börsengängen und Venture Capital Finanzierungen.
Wolff & Häcker Finanzconsulting AG Kernkompetenz der Wolff & Häcker Finanzconsulting AG (whf) mit Sitz in Ostfildern bei Stuttgart und seit September 2001 auch in Hamburg, ist die Beratung rund um Finanzmarktfragen. Einen Schwerpunkt stellt hierbei die Beratung von Unternehmen im Bereich Investor Relations (IR) dar - von der Kommunikation mit dem Finanzmarkt bis hin zu Entwicklung strategischer Investor Relations-Projekte. Diese beziehen sich sowohl auf die IR-Beratung im Vorfeld und während des Börsengangs als auch auf die laufende IR-Arbeit (Analystenveranstaltungen, IR im Internet, Seminare für IR-Manager, unternehmensspezifische Untersuchungen zur Akzeptanz von IR bei der Financial Community).Darüber hinaus berät whf Banken im Wertpapiergeschäft sowie Unternehmen und Unternehmer bei ihrer Finanz- und Vermögensplanung.
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