Spitzenmanager sehen Weltkonjunktur pessimistischer denn je - PwC
Schweiz (ots/PRNewswire)
- In allen Regionen der Welt sagen Top Manager ein langsameres Wirtschaftswachstum voraus
- Vertrauen in das Umsatzwachstum des eigenen Unternehmens am niedrigsten seit 2009
- Unsicheres Wirtschaftswachstum neben Überregulierung und Handelskonflikten eine der drei größten Bedrohungen
Zu Beginn des neuen Jahrzehnts beurteilen Spitzenmanager die Weltkonjunktur pessimistischer denn je. 53 Prozent rechnen mit einem Rückgang des Wirtschaftswachstums im Jahr 2020 (im Vorjahr waren es 29 Prozent, im Jahr 2018 5 Prozent) - ein Rekordanstieg an Pessimismus, seit diese Frage im Jahr 2012 gestellt wurde. Zuversichtlich, dass die Weltwirtschaft stärker als im Vorjahr wächst, sind in diesem Jahr nur 22 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 42 Prozent. Dies sind einige der wichtigsten Ergebnisse der 23. Umfrage von PwC unter fast 1600 Geschäftsführern (CEOs) aus 83 Ländern weltweit, die heute anlässlich der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos, Schweiz, vorgestellt wurde.
Der Pessimismus unter CEOs bezüglich des globalen Wirtschaftswachstums ist besonders in Nordamerika, Westeuropa und dem Nahen Osten ausgeprägt. Jeweils 63 Prozent, 59 Prozent und 57 Prozent der Geschäftsführer aus diesen Regionen prognostizieren für das kommende Jahr ein geringeres globales Wachstum.
"Angesichts der anhaltenden Unsicherheit über Handelsspannungen, geopolitische Fragen und die Uneinigkeit über den Umgang mit dem Klimawandel ist der Rückgang des Vertrauens in das Wirtschaftswachstum nicht überraschend - auch wenn das Ausmaß des Stimmungsumschwungs noch so groß ist", sagt Bob Moritz, Vorsitzender des PwC-Netzwerks. "Diese Herausforderungen der Weltwirtschaft sind nicht neu. Deren Ausmaß und die Geschwindigkeit, mit der einige von ihnen eskalieren, sind jedoch neu, und die Schlüsselfrage für die in Davos versammelten Führungspersönlichkeiten lautet: Wie können wir sie gemeinsam bewältigen?"
"Doch trotz des Rekordanstiegs an Pessimismus unter Führungskräften gibt es dennoch immer noch echte Geschäftsmöglichkeiten. Mit einer agilen Strategie, einem starken Fokus auf die sich ändernden Erwartungen der Stakeholder und der Erfahrung, die viele in den letzten zehn Jahren in einem herausfordernden Umfeld gesammelt haben, können Unternehmensleiter einen wirtschaftlichen Abschwung überstehen und weiterhin erfolgreich sein.
CEOs verlieren Vertrauen in eigenes Wachstum
Die Sorge über das Wirtschaftswachstum senkt das Vertrauen der heimischen Führungskräfte hinsichtlich der Aussichten für ihre eigenen Unternehmen in naher Zukunft: nur 27 Prozent der CEOs sind "sehr zuversichtlich" was die Wachstumsaussichten ihrer eigenen Firma in den nächsten 12 Monaten betrifft - das ist der niedrigste Stand seit 2009 und gegenüber 35 Prozent im letzten Jahr.
Während das Vertrauensniveau weltweit gesunken ist, gibt es von Land zu Land große Unterschiede, wobei China und Indien mit 45 Prozent bzw. 40 Prozent das höchste Vertrauensniveau unter den großen Volkswirtschaften aufweisen. In den USA sind 36 Prozent, in Kanada 27 Prozent, in Großbritannien 26 Prozent, in Deutschland 20 Prozent, in Frankreich 18 Prozent und in Japan nur 11 Prozent der CEOs sehr zuversichtlich, dass die Erträge im Jahr 2020 steigen werden.
Auf die Frage nach den eigenen Ertragswachstumsaussichten hat sich der Stimmungswandel der CEOs als hervorragender Prädiktor für das globale Wirtschaftswachstum erwiesen. Analysiert man die Prognosen der CEOs seit 2008, so ist die Korrelation zwischen dem Vertrauen der CEOs in ihr 12-monatiges Umsatzwachstum und dem tatsächlichen Wachstum der Weltwirtschaft sehr eng (siehe Exponat4 im Anhang). Sollte die Analyse weiterhin Bestand haben, könnte sich das weltweite Wirtschaftswachstum im Jahr 2020 auf 2,4 Prozent verlangsamen und damit unterhalb vieler Schätzungen, einschließlich der 3,4 Prozent Wachstumsprognose des IWF vom Oktober, liegen.
China sucht nach Wachstumschancen jenseits der USA
Die USA behalten ihre Position als Top-Wachstumsmarkt mit 30 Prozent weltweit knapp bei, einem Prozentpunkt vor China mit 29 Prozent. Allerdings haben die anhaltenden Handelskonflikte und politischen Spannungen die Attraktivität der USA für die chinesischen CEOs stark beeinträchtigt. Im Jahr 2018 wählten 59 Prozent der chinesischen CEOs die USA zu einem ihrer drei Top-Wachstumsmärkte, im Jahr 2020 ist dieser Anteil dramatisch auf nur noch 11 Prozent gesunken. Der Verlust der USA ist der Gewinn Australiens: 45 Prozent der chinesischen CEOs betrachten Australien jetzt als einen der drei wichtigsten Wachstumsmärkte, verglichen mit nur 9 Prozent vor zwei Jahren.
Die anderen drei Länder, die die Top fünf Wachstumsmärkte vervollständigen, sind nach wie vor Deutschland mit 13 Prozent, Indien mit 9 Prozent und Großbritannien mit 9 Prozent. Ein gutes Ergebnis für Großbritannien angesichts der durch Brexit verursachten Unsicherheit. Australien liegt nun aufgrund der gestiegenen Attraktivität für die Chinas CEOs knapp außerhalb der Top Fünf.
Sorge um unsicheres Wirtschaftswachstum nimmt zu
Als die CEOs 2019 nach den größten Bedrohungen für die Wachstumsaussichten ihrer Organisation gefragt wurden, rangierte das unsichere Wirtschaftswachstum außerhalb der Top Ten der Sorgen der CEOs auf Platz zwölf. In diesem Jahr ist es auf den dritten Platz vorgerückt, direkt hinter den Handelskonflikten - ein weiteres Risiko, das auf der Agenda der CEOs nach oben gerückt ist - und der andauernden Überregulierung, die wieder einmal die Tabelle als Bedrohung Nummer eins für CEOs anführt.
Zunehmend besorgt sind die CEOs auch über Cyber-Bedrohungen, sowie über den Klimawandel und Umweltschäden. Doch trotz der zunehmenden extremen Wetterereignisse und der intensiven Debatte über dieses Thema überschattet das Ausmaß anderer Bedrohungen weiterhin den Klimawandel, der es noch immer nicht in die Top Ten der Wachstumsbedrohungen der CEOs geschafft hat.
Überwachung des Cyberspace
CEOs auf der ganzen Welt äußern deutliche Bedenken hinsichtlich der drohenden Überregulierung, prognostizieren jedoch auch erhebliche regulatorische Veränderungen im Technologiesektor. Weltweit glauben mehr als zwei Drittel der CEOs, dass die Regierungen neue Gesetze zur Regulierung von Inhalten sowohl im Internet als auch in den sozialen Medien und zur Entflechtung von marktbeherrschenden Technologieunternehmen einführen werden. Eine Mehrheit der CEOs (51Prozent) prognostiziert außerdem, dass die Regierungen den Privatsektor zunehmend dazu zwingen werden, Privatpersonen für die von ihm gesammelten persönlichen Daten finanziell zu entschädigen.
Nicht einig sind die CEOs jedoch, ob die Regierungen bei der Gestaltung der Datenschutzbestimmungen das richtige Gleichgewicht zwischen der Stärkung des Vertrauens der Verbraucher und der Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen finden, wobei 41 Prozent sagen, dass sie das richtige Gleichgewicht finden und 43 Prozent, dass sie es nicht tun.
Weiterqualifizierung von bestehenden Mitarbeitenden
Während der Mangel an Fachkräften in den Augen der CEOs weiterhin eine Top-Bedrohung für das Wachstum ist und sie sich einig sind, dass Umschulung/Weiterqualifizierung (Upskilling) der beste Weg ist, um die Qualifikationslücke zu schließen, kommen sie bei der Lösung des Problems nicht weit voran: nur 18 Prozent der CEOs geben an, dass sie "signifikante Fortschritte" bei der Einrichtung eines Umschulungsprogramms gemacht haben. Diese Auffassung wird von den Arbeitnehmern geteilt. In einer separaten Umfrage von PwC geben 77 Prozent von 22.000 Arbeitnehmern weltweit an, dass sie gerne neue Fertigkeiten erlernen oder umschulen würden, aber nur 33 Prozent sagen, dass sie die Chance zu einer Schulung ihrer digitalen Fertigkeiten außerhalb ihrer normalen Aufgaben erhalten haben.
"Upskilling" ist eines der Schlüsselthemen, die diese Woche in Davos diskutiert werden. Führungskräfte aus der Wirtschaft, Pädagogen, Regierung und Zivilgesellschaft müssen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Menschen auf der ganzen Welt produktiv und in sinnvoller und lohnender Arbeit engagiert bleiben. Führungskräfte haben dabei eine Schlüsselrolle zu spielen; obwohl die Menschen vielleicht Angst vor der Zukunft haben, wollen sie Neues lernen und sich weiterentwickeln, und sie suchen nach Führungskräften, die ihnen einen vertrauenswürdigen Weg nach vorne aufzeigen", fügte Bob Moritz hinzu.
Klimawandel - Herausforderung oder Chance?
Obwohl der Klimawandel nicht in den Top Ten der Bedrohungen für die Wachstumsaussichten von CEOs erscheint, schätzen die CEOs zunehmend die Vorteile von Maßnahmen zur Reduzierung ihrer CO2-Bilanz. Im Vergleich zu vor zehn Jahren, als diese Frage zuletzt gestellt wurde, stimmen die CEOs heute doppelt so häufig "stark" zu, dass Investitionen in Klimaschutzinitiativen ihren Ruf verbessern werden (30 Prozent im Jahr 2020 gegenüber 16 Prozent im Jahr 2010). 25 Prozent der CEOs sehen heute gegenüber 13 Prozent im Jahr 2010, dass Klimaschutzinitiativen zu neuen Produkt- und Dienstleistungsmöglichkeiten für ihr Unternehmen führen.
Während in den USA und in Großbritannien die Ansichten über die durch den Klimawandel bedingten Produkt- und Dienstleistungsmöglichkeiten relativ stabil geblieben sind, hat sich in China in den letzten zehn Jahren ein dramatischer Meinungsumschwung vollzogen. Im Jahr 2010 sahen nur 2 Prozent der chinesischen CEOs den Klimawandel als Chance, während dieser im Jahr 2020 auf 47 Prozent gestiegen ist. Dies stellt den bei weitem größten Anstieg der CEOs in allen in die Umfrage einbezogenen Länder dar. Damit sich diese Chancen jedoch in langfristige Erfolgsgeschichten verwandeln, müssen Klimaschutzanstrengungen in die gesamte Lieferkette und das Kundenerlebnis eines Unternehmens eingebettet werden.
Anmerkungen der Redaktion:
Der Bericht steht zum Download bereit unter ceosurvey.pwc. Videomaterial vom Start des Global CEO Survey in Davos und weitere Medienmaterialien sind verfügbar unter press.pwc.com
Zwischen September und Oktober 2019 hat PwC 1.581 Interviews mit CEOs in 83 Ländern geführt. Unsere Stichprobe ist nach dem nationalen BIP gewichtet, um sicherzustellen, dass die Ansichten der CEOs in allen wichtigen Regionen angemessen vertreten sind. 7 Prozent der Interviews wurden telefonisch, 88 Prozent online und 5 Prozent auf dem Postweg oder persönlich durchgeführt. Alle quantitativen Interviews wurden auf vertraulicher Basis durchgeführt. 46 Prozent der Unternehmen hatten einen Umsatz von 1 Milliarde US-Dollar oder mehr; 35 Prozent der Unternehmen hatten einen Umsatz zwischen 100 Millionen US-Dollar und 1 Milliarde US-Dollar; 15 Prozent der Unternehmen hatten einen Umsatz von bis zu 100 Millionen US-Dollar; 55 Prozent der Unternehmen waren in Privatbesitz.
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