Aufsichtsrechtlicher Überwachungsprozess nach Basel II ist für Banken bislang wenig transparent
Frankfurt am Main (ots)
Studie von PwC: Führende europäische Banken kritisieren mangelnde Klarheit bei der Umsetzung der Säule 2 der Basler Eigenkapitalvereinbarung / Deutlicher Nachholbedarf bei internen Kontrollverfahren zur Eigenkapitalbeurteilung / Banken fürchten Wettbewerbsverzerrungen innerhalb der EU durch unterschiedliche Vorgaben nationaler Aufsichtsgremien
Führende europäische Banken bemängeln unklare Vorgaben und unzureichende Unterstützung des Basler Komitees für Bankenaufsicht bei der Umsetzung der Vorgaben der Säule 2 der neuen Basler Eigenkapitalvereinbarung (Basel II). Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens PwC, für welche 21 Kreditinstitute aus neun europäischen Ländern befragt wurden. Die in der Säule 2 von Basel II formulierten Richtlinien schreiben vor, dass jede Bank über solide interne Risikomanagement- und Kontrollverfahren verfügen muss, um die Angemessenheit des Eigenkapitals mittels einer internen Risikobewertung zu beurteilen. Nationale Aufsichtsbehörden müssen diese internen Risikomanagementsysteme der Banken entsprechend überprüfen und beurteilen, so die Vorgaben der Säule 2. Die Vorschriften stellen die Banken vor umfangreiche strukturelle und organisatorische Aufgaben. Die bis dato nach Einschätzung der Banken unklaren Vorgaben des Basler Komitees für Bankenaufsicht haben bislang allerdings die Vorbereitungen für die konkrete Umsetzung der internen Kontrollmaßnahmen nach Säule 2 behindert.
Säule 2: 50 Prozent der Banken haben deutlichen Nachholbedarf
Hiltrud Thelen-Pischke, Senior Managerin im Bereich Financial Services bei PwC in Frankfurt und Expertin im Bankenaufsichtsrecht, sieht aufgrund der Ergebnisse der Studie Handlungsbedarf: "Die Studie zeigt deutliche Unterschiede der Banken bei der Vorbereitung auf die Vorgaben der zweiten Säule von Basel II auf. Unsere Gesprächspartner begrüßen zwar die Richtlinien, vermissen aber klare Angaben darüber, welche konkreten Auswirkungen deren Umsetzung für sie haben wird. Vor allem bezweifeln sie, dass die Aufsichtsbehörden über angemessene Ressourcen für die Kontrolle verfügen. Dies zeigt, dass sich die Unternehmen bei der Vorbereitung auf Basel II hauptsächlich auf die Anforderungen der ersten Säule konzentriert haben, welche die Mindestkapitalanforderungen regelt."
"Wenn die Banken nun nicht ausreichend in die Vorbereitung auf die zweite Säule von Basel II investieren, verlieren sie die Kapitalvorteile wieder, die aus der Umsetzung der Richtlinien der ersten Säule entstanden sind", erläutert Heiko Röhrig, Senior Manager und Basel II-Experte bei PwC in Düsseldorf. "Die Banken suchen nun nach Möglichkeiten, um von ihren beträchtlichen Investitionen zu profitieren. Allerdings halten nur zehn Prozent der befragten Institute ihren Ansatz zur Umsetzung der zweiten Säule von Basel II für voll entwickelt und einsatzfähig, während weitere 40 Prozent ihren Ansatz in einem fortgeschrittenen Stadium sehen. Damit besteht bei immerhin 50 Prozent der befragten Banken ein deutlicher Nachholbedarf."
Interne Kontroll- und Überwachungsprozesse auf dem Prüfstand
Aus diesem Grund hat PwC im Rahmen der Studie Bereiche identifiziert, auf die sich die Banken in Vorbereitung auf die Umsetzung der zweiten Säule von Basel II konzentrieren sollten: Im Vordergrund steht dabei der Abgleich interner Kontrollsysteme und Überwachungsprozesse mit den Anforderungen des Basler Akkords und anderer Richtlinien der Europäischen Kommission sowie der nationalen Aufsichtsbehörden. Zudem sollten die Banken rasch Maßnahmen umsetzen, um das Risikobewusstsein und die Reaktionsfähigkeit auf Vorstands- und Mitarbeiterebene zu verbessern. Dabei müssen sie die Anforderungen an die Informationstechnologie und Reportingprozesse berücksichtigen.
Integrierter Ansatz zur Umsetzung internationaler Regeln
Angesichts der Vielzahl der international anstehenden Regelungen wie zum Beispiel den International Financial Reporting Standards (IFRS) ab 2005 oder dem Sarbanes-Oxley Act, gültig für bei der SEC registrierte Banken ab 2003, sind die Banken gefordert, einen integrierten Ansatz zur Umsetzung entwickeln. Den Aufsichtsbehörden gegenüber müssen die Banken dokumentieren, dass sie deren Anforderungen voll erfüllen. Die dazu nötigen Systeme müssen ebenfalls den neuen Vorgaben angepasst sein.
"Bei den Banken herrscht rund um die zweite Säule von Basel II besonders in Bezug auf die internen Modelle zur Kapitalabsicherung sowie die Kontroll- und Überwachungsprozesse eine gewisse Unsicherheit. Wenig transparent sind bislang auch die Prüfprozesse der Aufsichtsbehörden. Die Banken sind aufgefordert, den Dialog mit den Behörden zu intensivieren und aktiv mit den Behörden zusammenzuarbeiten, um die bestehenden Lücken bei der zweiten Säule zu schließen", betont Hiltrud Thelen-Pischke.
Aufsicht: Banken befürchten ungleichen Wettbewerb innerhalb der EU
Die Banken unterstützen die Prinzipien der zweiten Säule des Basler Akkords, so das Ergebnis der Studie, äußern aber angesichts bestimmter Bereiche Bedenken. So befürchten die befragten Unternehmen zum Beispiel, dass einige nationale Aufsichtsbehörden strengere Maßstäbe bei der Umsetzung von Basel II anlegen als andere, was zu ungleichen Wettbewerbsbedingungen innerhalb Europas führen könnte. "Der Grundsatz same risks - same rules und das einheitliche level playing field der EU wird als gefährdet angesehen", fasst Heiko Röhrig die Befürchtungen zusammen. Insbesondere Banken, die in mehreren europäischen Ländern tätig sind, äußern sich besorgt über die praktischen Auswirkungen international unterschiedlicher rechtlicher Vorgaben der Aufsichtsbehörden zur Implementierung von Basel II.
Besonders besorgt zeigten sich die Befragungsteilnehmer über die mangelnden Vorgaben im Hinblick auf die so genannten Stress-Tests der Anforderungen an die Kapitalausstattung. Nur 52 Prozent der befragten Banken führen regelmäßig strenge, in die Zukunft gerichtete Stress-Tests durch und acht Prozent verzichten sogar völlig auf Stress-Tests bei der Kapitalbewertung.
Die aktuelle Studie Basel... Hopes and Fears. A European Banking View of the practical application of Pillar 2 von PwC können Sie unter www.pwc.com/banking/pillar2 kostenfrei im pdf-Format herunterladen.
Weitere Informationen erhalten Sie bei:
Hiltrud Thelen-Pischke Senior Managerin Financial Services PricewaterhouseCoopers Frankfurt Tel. (069) 9585 - 2141 E-mail: hiltrud.thelen-pischke@de.pwc.com
Heiko Röhrig Senior Manager Financial Services PricewaterhouseCoopers Düsseldorf Tel.: (0211) 981 - 2875 E-mail: heiko.roehrig@de.pwc.com
Nicole Susann Roschker Konzernkommunikation / Presse PricewaterhouseCoopers Tel.: (069) 95 85 - 1669 Fax: (069) 95 85 - 33 31 E-mail: nicole.susann.roschker@de.pwc.com
Für die Redaktion:
PricewaterhouseCoopers (PwC) ist in Deutschland mit über 9.000 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von rund 1,1 Milliarden Euro eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen. An 37 Standorten in Deutschland arbeiten unsere Mitarbeiter für nationale und internationale Mandanten jeder Größe. Unsere Kerndienstleistungen umfassen die Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Dienstleistungen, die Steuerberatung sowie die Corporate Finance-Beratung.
Pressekontakt:
Nicole Susann Roschker
Konzernkommunikation/Presse
Tel: 069 / 9585 1669
Fax: 069 / 9585 3331
nicole.susann.roschker@de.pwcglobal.com
Original-Content von: PwC Deutschland, übermittelt durch news aktuell