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Neue Kunden und neuer Energiemix: Deutsche Maschinenbauer stemmen sich gegen die Krise

Frankfurt am Main

Der Krieg in der Ukraine und seine wirtschaftlichen Folgen setzen dem deutschen Maschinenbau schwer zu. Die Aufbruchstimmung nach den Corona-Lockerungen zu Beginn des Jahres ist umgeschlagen in Verunsicherung und Besorgnis. Über die Hälfte der Entscheider:innen blickt pessimistisch auf die Weltwirtschaft in den nächsten zwölf Monaten. Nur noch einer von zehn Maschinenbauern glaubt noch an eine positive Entwicklung. Die Ursachen liegen in den immens gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten sowie den stockenden Lieferketten. Doch die Unternehmen stemmen sich mit verschiedenen Maßnahmen gegen die Krise, wie aus dem aktuellen Maschinenbau-Barometer der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland (PwC) hervorgeht.

Umsatzminus für die Branche

Die Hälfte der Befragten erwartet eine klare Negativentwicklung für den Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland. Noch zu Jahresbeginn hatte ihr Anteil bei gerade einmal 16 Prozent gelegen. Die durchschnittliche Umsatzerwartung für die Gesamtbranche in den nächsten zwölf Monaten liegt derzeit bei -0,2 Prozent. Gegenüber dem Vorquartal hat sich die Prognose zwar leicht erholt, liegt aber immer noch im negativen Bereich. Jede:r dritte Entscheider:in erwartet auch für das eigene Unternehmen ein Minus. "Die Ergebnisse deuten auf ein Schrumpfen der Branche hin", kommentiert Dr. Klaus-Peter Gushurst, Leiter des Bereichs Industries & Innovation bei PwC Deutschland. "Ein positiver Lichtblick sind die vollen Auftragsbücher der Unternehmen. Doch diese werden durch den enormen Kostenanstieg konterkariert."

Krieg und Sanktionen hinterlassen Spuren

Für neun von zehn der Befragten hindert der steigende Kostendruck die Chancen auf Wachstum, dicht gefolgt vom Fachkräftemangel und der politischen Situation im Ausland. Und weitere 82 Prozent der Entscheider:innen rechnen auch in den Monaten bis Jahresende mit weiter steigenden Kosten. Die überwiegende Mehrheit von ihnen erwartet einen Kostenanstieg von mindestens 5 Prozent - der absolute Höchstwert aller bisherigen Befragungen. Knapp drei Viertel bewerten als direkte Folge des Ukrainekrieges und der entsprechenden Sanktionen die gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten als größte Herausforderung, jeweils knapp zwei Drittel sorgen sich zudem um die Lieferketten und die Verfügbarkeit von Komponenten. "Die Coronapandemie hat die Verletzbarkeit der weltweiten Lieferketten offengelegt, der Ukrainekrieg und die politischen sowie ökonomischen Folgen die Energie- und Rohstoffpreise verteuert. Um diese Krise zu meistern, brauchen die Maschinenbauer wohl einen langen Atem und tiefe Taschen. Schließlich gibt über die Hälfte der Befragten an, der Krieg habe zu Umsatzrückgängen geführt", sagt Gushurst.

Gegenmaßnahmen nehmen rasch Gestalt an - ESG stagniert

Die Reaktionen der befragten Maschinenbauer auf den Krieg und seine Folgen zielen zuerst auf Maßnahmen zur Stärkung der Cyber-Sicherheit, der Lieferkette und der Energieeffizienz. Dabei zeigen sie sich recht handlungsschnell. Schon im Frühjahr gaben vier von zehn Entscheider:innen an, bereits Maßnahmen zur Cyber-Sicherheit umzusetzen. Dieser Anteil ist in der Zwischenzeit auf rund 60 Prozent gestiegen. Zwar liegt ihr Fokus noch auf Stärkung der Resilienz, allerdings setzen Maschinenbauer auch immer häufiger Maßnahmen um, die perspektivisch stärker in die Zukunft gerichtet sind. So bemüht sich inzwischen über ein Drittel der Unternehmen an der Erschließung neuer Kunden. Ihr Anteil hatte im Frühjahr noch bei 24 Prozent gelegen. Ein weiteres Viertel arbeitet an der Veränderung des Energiemixes (zuvor 18 Prozent), 8 Prozent an der Anpassung der Produktion (zuvor 1 Prozent).

In Sachen ESG tritt die Branche hingegen auf der Stelle. Zwar gibt die überwiegende Mehrheit an, eine Umwelt-Strategie zu verfolgen und weitere Prioritäten auf Arbeitsbedingungen und Chancengleichheit zu legen, allerdings sieht sich mehr als die Hälfte der Entscheider:innen nur unzureichend auf künftige Anforderungen von Kunden, Regulatoren und vor allem Investoren vorbereitet. Dieses Ergebnis ist wenig überraschend vor dem Hintergrund, dass weniger als ein Drittel der Unternehmen eine Nachhaltigkeits-Roadmap definiert hat, und lediglich 14 Prozent einen standardisierten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen. "Hier zeigt sich ein strukturelles Problem in der Branche", analysiert Gushurst, "denn viele Unternehmen tendieren dazu, eigens entwickelte KPI zu verfolgen, anstatt sich am wissenschaftlichen Bezugsrahmen zu orientieren. Und es ist höchst fraglich, ob diese den regulatorischen Anforderungen wie zum Beispiel dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz standhalten können. Hier liegt vielleicht die steilste Lernkurve des Maschinen- und Anlagenbaus in Deutschland."

Weitere Informationen finden Sie auf: www.pwc.de/maschinenbau-barometer

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