Thoma: Beck und Bischof Lehmann waren ganz wichtige Promotoren von "Big Brother"
München (ots)
"Ich hätte es bei RTL gemacht" - Wenn "Wetten, dass....?" jede Woche liefe, hätte es nicht diesen großen Erfolg - RTL muss voranfahren und innovativ sein
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) und der katholische Bischof Karl Lehmann waren nach Ansicht des ehemaligen RTL-Chefs Helmut Thoma "ganz wichtige Promotoren" von "Big Brother". "Wenn die nicht diesen Wirbel entfacht hätten, wäre das viel mühsamer gestartet", sagte Thoma in einem am Freitag veröffentlichten Interview der Zeitschrift "Playboy". "Ich glaube, die wissen das auch." So prominente Persönlichkeiten und so verkaufsfördernde Aussagen könne man gar nicht kaufen. Gefragt, ob er "Big Brother" auch gemacht hätte, erwiderte Thoma: "Selbstverständlich." Er hätte es allerdings bei RTL gemacht. "Man hat sich aber wohl nicht so richtig getraut. Jetzt läuft es halt bei RTL 2." Bei so einem kleinen Sender habe es natürlich nicht dieselbe Durchschlagskraft.
Thoma versicherte, er sei kein Gegner ethischer Grenzen im Fernsehen. Es gebe rechtliche Grenzen, es gebe Grenzen, die durch die Landesmedienanstalten bestimmt würden. "Und natürlich muss man spüren, was die Bevölkerung akzeptiert und was nicht. Das heißt, man muss sich auch am Zeitgeist orientieren." Man könne schon an den Grenzen entlangschrammen, sie teilweise auch vorsichtig überschreiten. Zur Äußerung des Produzenten von "Big Brother", John de Mol, es würden sich auch Kandidaten melden, wenn er eine Show "Russisch Roulette" machen würde, sagte Thoma: "Ganz klipp und klar: Das würde man nicht senden, da hört sich der Spaß auf." Es gebe Grenzen.
Thoma wurde im "Playboy" auch auf den ZDF-Renner "Wetten, dass.....?" angesprochen. Auf die Frage, ob er an das Prinzip geglaubt hätte, wenn man es ihm angeboten hätte, antwortete Thoma, das sei schwer zu sagen. Er habe die Entstehung von "Wetten, dass...?" aus der Nähe miterlebt. "Wir hätten das damals nicht angenommen", meinte er schließlich. Über die erste Sendung hätten sich die Kritiker hergestürzt. "Aber sie hat ein geniales Konzept, und das hat sich letztlich durchgesetzt. Diese Wetten, diese ungewöhnlichen Dinge, funktionieren offenbar." Ungewöhnliches sei eine Grundvoraussetzung für den Erfolg. Ein Vergleich mit den Talkshows und Boulevardmagazinen sei nicht möglich, "weil das in unterschiedlichen Kategorien läuft". Wenn "Wetten, dass....?" jede Woche liefe oder jeden Tag würde das mit der Quote auch nicht so funktionieren. Das ZDF mache einen Event daraus, ein Ereignis, das nur ein paar Mal im Jahr stattfinde. Das sei das richtige Konzept. Die täglichen Talkshows würden allerdings auch nicht verschwinden, man habe "nur zu viele gemacht."
Nach Ansicht von Thoma ist die Zeit der Stars "ziemlich zu Ende". Gottschalk sei mit Abstand die Nummer eins, aber ohne tolle Sendung könne er auch nichts bewirken. Thoma verwies auf die "Versuche bei SAT 1". "Und beim ZDF, das ist auch nicht das ganz Gelbe vom Ei." Der beste Verkäufer könne auf Dauer keine schlechte Ware verkaufen. Entscheidend seien die Inhalte. Früher habe man mehr auf Stars gesetzt, auch er. "Heute wäre ich da viel vorsichtiger." Thoma äußerte sich auch zur Strategie seines Nachfolgers Zeiler, der laut Interviewer gesagt hat, ihm sei es wichtig, die derzeitige Position von RTL zu halten. "Ich bin immer der Meinung, dass man eher versuchen soll, noch mehr zu erreichen." Das sei schwierig, aber das könne man nicht mit einer Defensivstrategie machen. RTL sei das größte Schlachtschiff in dem ganzen Verband und müsse natürlich voranfahren und innovativ sein, auch manches wagen. Er sei eher für Angriffsstrategie, "weil man damit die Leute auch mitreißen kann". "Wenn die Leute nur mehr vom Sparen hören, werden sie natürlich gehemmt in ihrer Entwicklung." Es hätte zum Beispiel nicht passieren dürfen, dass RTL die Champions League weggeschnappt wird.
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