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Bundesärztekammer

Zuckerkranke und Infarktpatienten oft von Depressionen betroffen
Experten raten zu Screening

Berlin (ots)

Berlin, 07.01.2010 - Etwa ein Viertel aller
Patienten mit Typ 2 Diabetes und einer von fünf Patienten an Kliniken
mit koronarer Herzkrankheit leiden unter Depressionen. "Dadurch wird 
die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt bis hin zu einer erhöhten
Sterblichkeit dieser Patienten", erklärte Prof. Dr. Stephan Herpertz 
vom Universitätsklinikum Bochum am Donnerstag auf dem 34. 
Interdisziplinären Forum "Fortschritt und Fortbildung in der Medizin"
der Bundesärztekammer in Berlin. Die Betroffenen führten in der Regel
einen ungesunden Lebensstil, sie seien häufiger körperlich inaktiv 
und neigten zu Adipositas. Aber auch körperliche Veränderungen, z.B. 
des Reizleitungssystems des Herzens, der Blutgerinnung oder der 
Immunabwehr seien nicht selten zu beobachten. Therapieempfehlungen 
kämen nur schwer an. "Depressionen bei primär körperlich kranken 
Menschen werden unter Praxisbedingungen oft nicht erkannt und 
unzureichend behandelt", meint Herpertz. Er rät deshalb zu einem 
regelmäßigen Depressionsscreening bei chronischen Krankheiten als 
integralen Bestandteil der Routineversorgung.
"Dabei sind Depressionen von Patienten mit Diabetes oder 
Herzkrankheit mit Antidepressiva, Psychotherapie oder einer 
Kombination von beidem annährend so gut behandelbar wie depressive 
Patienten ohne körperliche Erkrankung", betonte Herpertz. Allerdings 
gebe es noch keine überzeugende Behandlung, die auch auf die 
medizinischen Parameter des Diabetes oder der Koronaren Herzkrankheit
zuverlässig eine günstige Wirkung entfaltet. So gebe es etwa keine 
ausreichende Behandlung, die bei Infarktpatienten mit Depression und 
geringer sozialer Unterstützung die Überlebenszeit verlängern hilft.
Priv.-Doz. Dr. Tom Bschor, Chefarzt in der Berliner 
Schlosspark-Klinik, ergänzte, dass bei einer antidepressiven 
Medikamentenbehandlung die Schwere der Depression beachtet werden 
müsse. Bei einer leichten Form seien Medikamente nicht grundsätzlich 
nötig. Bei einer mittelschweren Depression käme eine 
Arzneimitteltherapie genauso wie eine Psychotherapie in Frage. "Nur 
bei einer schweren Erkrankung sollte dem Patienten grundsätzlich zu 
einer pharmakotherapeutischen Behandlung geraten werden", unterstrich
Bschor. Dabei sollte auf unbegründete Ängste etwa vor Abhängigkeit 
oder Persönlichkeitsveränderung eingegangen werden. Das würde die 
Zusammenarbeit mit dem Patienten bei der Einnahme der Medikamente 
erleichtern. "Die eigentliche Kunst in der Depressionsbehandlung ist 
die konsequente Ausschöpfung der verschiedenen zur Verfügung 
stehenden Behandlungsmöglichkeiten im Rahmen eines 
algorithmusgestützten Stufenplans, so dass die einzelnen 
Therapiestufen für eine adäquate Dauer durchgeführt, dann ihr Erfolg 
bewertet und in Abhängigkeit hiervon die Entscheidung über die 
Fortführung der Therapie getroffen wird", erklärte Bschor.

Pressekontakt:

Pressestelle der deutschen Ärzteschaft
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Fax: 030 / 4004 56 707
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