Sorge vor Gewichtszunahme bei Rauchstopp unbegründet
Ein Drittel der Raucher ist alkoholabhängig
Köln (ots)
Wer mit dem Rauchen aufhört, wird zwangsläufig an Gewicht zunehmen. Das ist die große Sorge vieler entwöhnungswilliger Raucher. Doch Experten geben Entwarnung: "Die vorübergehenden Gewichtsveränderungen nach dem Rauchstopp gleichen sich innerhalb von wenigen Jahren wieder aus", so Prof. Dr. Knut-Olaf Haustein vom ersten deutschen Nikotinforschungsinstitut in Erfurt auf dem 25. Interdisziplinären Forum der Bundesärztekammer, das heute zu Ende geht. Die Gewichtszunahme lässt sich zu Beginn der arztgestützten Entwöhnungsbehandlung auch mit einer entsprechenden Diät und körperlicher Bewegung in Grenzen halten. Unter den vorhandenen medikamentösen Verfahren zur Raucherentwöhnung gilt die Behandlung mit Nikotin-Präparaten inzwischen als Mittel der Wahl: Bei 30 bis 40 Prozent der Raucher führt sie zur erfolgreichen Entwöhnung. Die größten Vorteile von einer Nikotin-Ersatztherapie hätten Raucher mit einer starken "physischen" Abhängigkeit, betonte Haustein.
Auffällig hoch ist Anteil der Alkoholabhängigen unter den Rauchern. Haustein schätzt, dass ein Drittel der Raucher alkoholabhängig ist. Bei der kombinierten Abhängigkeit komme es zum gehäuften Auftreten von Tumoren im Kopf- und Halsbereich, warnte Haustein vor den Folgen dieses Doppelkonsums. Gesundheitliche Schäden sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation bei einem lang andauernden Konsum von täglich 60 g Alkohol für Männer - dies entspricht einer Flasche Wein [0,7 l] oder 1,5 l Bier - und 40 g Alkohol für Frauen zu erwarten. Neben den körperlichen Folgen kommt es gerade bei Alkoholkranken sehr häufig zu psychischen Begleiterkrankungen. "Bis zu 80 Prozent der Alkoholabhängigen haben psychiatrische Zusatzdiagnosen, insbesondere Angsterkrankungen oder Depressionen", sagte Prof. Dr. Lutz G. Schmidt von der Psychiatrischen Klinik und Poliklinik der Freien Universität Berlin.
Frühwarnsystem zur Erfassung von Substanzabhängigkeit
Auf die Bedeutung einer kontinuierlichen, wissenschaftlich gestützten Erfassung des Abhängigkeitspotenzials von Medikamenten machte Prof. Dr. Müller-Oerlinghausen, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), aufmerksam. Als "Skandal" bezeichnete er es in diesem Zusammenhang, dass dem in der Bundesrepublik etablierten und über Jahrzehnte bewährten Spezialinstrument zur breitflächigen Erfassung von Substanzabhängigkeit und -missbrauch, dem so genannten Frühwarnsystem, in Zukunft keine staatliche Förderung mehr zuteil werden soll. Ein Antrag der AkdÄ zur Fortführung und zum weiteren Ausbau des Frühwarnsystems ist vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte aus nicht nachvollziehbaren Gründen abschlägig beschieden worden. "Wir hoffen, dass sich die neue Gesundheitsministerin dieses Themas annimmt und zu anderen Auffassungen als ihre Vorgängerin gelangt", so Müller-Oerlinghausen.
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