Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
FBW ehrt MICMACS - UNS GEHÖRT PARIS! von Regisseur Jean-Pierre Jeunet mit dem Prädikat besonders wertvoll
Wiesbaden (ots)
Prädikat besonders wertvoll
Doof
Spielfilm; Kurzfilm . Deutschland 2010
Nach dem Tod seiner Mutter muss der behinderte Adam in ein Heim. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt und so wird er selbstbewusster und findet Freunde. Trotz der Fokussierung auf Adams berührende Lebensgeschichte bleibt viel Raum für Nebenfiguren und einen aufschlussreichen Blick in den Lebens- und Arbeitsalltag. Das Spielfilmprojekt DOOF von Regisseurin Ulrike Kofler zeichnet sich durch ihre mutige Entscheidung für den Einsatz von fast ausschließlich gehandicapten Laiendarstellern aus, die ihre eigenen Erfahrungen und Lebensläufe in diese Produktion einbringen. Durch dieses dokumentarische Element und engagierte Mitwirkende, die weniger schauspielern als ihr Leben vor der Kamera darzustellen, entsteht ein respektvoller Blick aus nächster Nähe. Mit großer Authentizität, einem höchst ästhetischen Stil und durch mutmachende Momente gelingt dieses Experiment auf ganzer Linie.
Micmacs - Uns gehört Paris! Filmstart: 22.07.10 Komödie; Spielfilm . Frankreich 2009
Bazil, durch einen ungewöhnlichen Unfall arbeits- und wohnungslos geworden, schlägt sich mit kleinen Tricks durchs Leben, bis er auf eine Truppe außergewöhnlicher Obdachloser trifft, die mitten in Paris in einer pittoresken Höhle voller erstaunlicher Fundstücke leben. Hier findet Bazil nicht nur clevere Verbündete für seinen aberwitzigen Racheplan an zwei konkurrierenden Waffenhändlern, die für den Tod seines Vaters und die Kugel in seinem Kopf verantwortlich sind - es wartet auf ihn auch die große Liebe! Frankreichs fantasiereichster Regisseur, Jean-Pierre Jeunet, mischt in gewohnter Manier Elemente aus Filmklassikern, Varietéshows und warmherzigen Märchenabenteuern und fügt diese zu einem traumähnlichen Kosmos zusammen. Mit großen französischen Schauspielern und vielen wunderbaren Details zaubert er so das unterhaltsame Märchen einer klugen und heiteren Rachegeschichte, randvoll mit skurrilen Charakteren und ihren sympathischen Verrücktheiten. Lachen ist eben doch die wirksamste Waffe.
Toy Story 3
Filmstart: 29.07.10 Animationsfilm; Spielfilm . USA 2010
Im aktuellen Teil von Pixars erfolgreicher Animationstrilogie um die quirlige Spielzeugtruppe müssen Cowboy Woody, Buzz Lightyear & Co einsehen, dass ihr geliebter Andy kurz vor dem Umzug ins College endgültig zu alt für die gemeinsamen Spiele geworden ist. Als Spende gehen die Freunde auf Umwegen an einen Kindergarten, doch dort warten keine allzu sanften Spielkameraden... Viele komische Ideen, technische Perfektion, amüsant-ironische Filmzitate und eine rasante Story ergeben ein liebenswertes Ganzes, das die Qualität der Vorgängerteile sogar noch zu übertreffen vermag. Die anrührende Erzählung um das Erwachsenwerden, Freundschaft und Loyalität wird durchbrochen durch viel Abwechslung und Bewegung, was für aufregende 3D-Effekte sorgt. Aber auch in 2D sind die sympathischen Helden aus TOY STORY 3 noch lebendiger als zuvor und liefern einen Riesenspaß für die ganze Familie. Lacher und große Emotionen garantiert!
Prädikat wertvoll
Morgen das Leben
Drama; Spielfilm . Deutschland 2010
Jedem (Neu-)Anfang wohnt ein Zauber inne... In seinem beeindruckend authentischen Debütspielfilm zeigt Regisseur Alexander Riedel die Kehrseite des Münchner Glanzes und konzentriert sich episodenhaft auf drei krisengeplagte Lebensläufe. Jochen, Ulrike und Judith sind um die vierzig, unzufrieden und an entscheidenden Wendepunkten angelangt: Der alternde Hippie sucht einen Weg aus dem sozialen Milieu durch ein verändertes Äußeres und den Einstieg in die Versicherungsbranche, die frisch Getrennte schult zur Masseuse um und die alleinerziehende Mutter sehnt sich in der Enge von Heimarbeit und trister Wohnsiedlung nach den vergangenen Abenteuern als Stewardess. Verpuppung und Aufbruch sind die existenziellen Themen, die der Filmemacher mit bewegter Handkamera und der hervorragenden Leistung seiner grandios agierenden Darsteller vermittelt. Die alltäglichen Gefühle von Tristesse, Einsamkeit und der Wunsch nach Wegen aus der Sackgasse erzeugen die Drei beim Zuschauer über ihre einfühlsame Mimik, kleine Gesten und den sparsam verwendeten Dialogen. Glaubwürdig, reich an Nuancen und tragisch-schönen Momente!
Das Sandmännchen - Abenteuer im Traumland Filmstart: 30.09.10 Animationsfilm; Kinderfilm . Deutschland 2010
Mit DAS SANDMÄNNCHEN - ABENTEUER IM TRAUMLAND kommt ein fantasievoller Animationsfilm ins Kino, der auf sympathische Weise unterhält und für die jüngsten Zuschauer überschaubare Abenteuer bereithält. Hier verschwimmen Wirklichkeit und Traum zu wunderschönen Bildern. Das Sandmännchen kennt die großen und kleinen Träume aller Kinder. Doch als ihm ein fieser Albtraum den Schlafsand stiehlt, muss schnell Hilfe her: Das aufgeweckte Schlafschaf Nepomuk und der kleine Miko aus der Wachwelt, der gern ein mutiger Kapitän wäre, steuern mit dem Sandmann einem großen Abenteuer entgegen. Mit den liebevoll gestalteten, kleinen Helden gibt es so einiges zu erfahren über Mut, Vertrauen in die eigenen Kräfte und ein versöhnliches Miteinander. Ihre ereignisreiche Reise durch die fantastischen Schlafwelten ist eine herrlich farbenfrohe Gutenachtgeschichte. Auch die eingängigen Musikstücke zum Mitsingen machen Spaß und viel gute Laune.
Dokumentarfilm des Monats
Eroica
Prädikat wertvoll Dokumentarfilm; Musikfilm . Deutschland 2009
Die Eroica, Ludwig van Beethovens 3. Sinfonie, bedeutete zu ihrer Zeit einen Bruch mit den gebräuchlichen Klangerscheinungen. Ebenso wagte sich Hugo Niebeling, einer der bedeutendsten Regisseure für Musik- und Ballettfilm, 1971 an eine filmisch ungewöhnliche Form der Konzertinszenierung der Berliner Philharmoniker und ihres virtuosen Dirigenten Herbert von Karajan. Drei keilartig aufragende Blöcke mit den Musikern symbolisieren Dreiklang und Dreiklangbrechungen. In der soeben wiederhergestellten Schnittversion seines Schwarzweißfilms verstärkt sich der revolutionäre Einsatz der Licht- und Schatteneffekte, das Spiel von Schärfe und Unschärfe, schnellen Schnittfolgen und zahlreichen Kameraperspektiven. Besonders gelungen sind hierbei die Nahaufnahmen der Instrumente und der Hände der Musiker, die ihnen diese grandiosen Klänge entlocken. Darüber hinaus veranschaulicht dieses höchst interessante Zeitdokument die Rolle des energetischen Dirigenten und seines Zusammenspiels mit dem Orchester. Ein expressionistisches Kunststück, das die Kraft der Musik und die intensive Wirkung von Bildern gleichwertig transportiert.
Kurzfilme des Monats
Brei Brumm Bumm
Prädikat besonders wertvoll Kinderfilm; Kurzfilm . Deutschland 2008
Dass Kinder kein Gemüse mögen, ist nichts Neues. Was also tun, wenn man aufessen soll, aber keinen Hunger mehr hat? Die 7jährige Toni findet einen Weg - ganz plötzlich verwandeln sich die verschmähten Erbsen in einen magischen Ball, der vom Teller durch das Zimmer hüpft und dort seinen Schabernack treibt. Toni hat große Mühe das vor der Mutter zu verheimlichen... Der Abschlussfilm der Jungregisseurin Elisa Klement überzeugt mit einer schönen und originellen Idee, ansprechenden Bildern und gelungenen Animationen. Die Rolle der kleinen Toni, gespielt von Almuth Lohan, ist wunderbar besetzt. Die schauspielerische Leistung des Kindes spiegelt sich vor allem in der Interaktion mit den animierten Trickelementen wieder, die durch ihr Spiel durchaus real wirken. Ein sehr gelungener Kinderkurzfilm, der sein Prädikat "besonders wertvoll" verdient hat.
Day & Night
Prädikat besonders wertvoll Animationsfilm; Kurzfilm . USA 2010
Tatsächlich sind Tag und Nacht so unterschiedlich wie nur möglich. So reflektieren sie in diesem Kurzfilm unterschiedliche Zeiten der gleichen Orte: Wo Schmetterlinge fliegen und sich Bikinischönheiten am Strand sonnen, flimmern am nächtlichen Himmel Feuerwerk und die Bilder des Autokinos. Aus einer anfänglich misstrauischen Begegnung der beiden wird ein erbitterter Wettstreit um die tollsten Attraktionen der jeweiligen Tages- bzw. Nachtzeit, der jedoch in einer versöhnlichen Freundschaft mündet. In seiner Kürze steht der Vorfilm zu TOY STORY 3 seinem Kollegen in Sachen bunter Effekte, liebevoller Details und technischer Souveränität in nichts nach. Die Pixarstudios haben in ihrem ausgefeilten Shorty die Möglichkeiten der Kombination von 2D- und 3D-Effekten mit viel Fantasie, universeller Bildsprache und hohem Schauwert ausgelotet. Heraus kam eine muntere Revue von Nachtleben und Sonnenseiten - im amerikanischen Retrolook der 50er Jahre, mit viel Tempo und swingender Musik.
Der kleine Nazi
Prädikat besonders wertvoll Kurzfilm . Deutschland 2010
Entgeistert stellen die Wölkels fest, dass ihre demente Oma das Naziweihnachten ihrer Kindheit wiederauferstehen lässt. Und das ausgerechnet als Besuch aus Israel vor der Tür steht! Den ernsthaften Hintergrund um Schuld und Verdrängung verpackt Regisseurin Petra Lüschow in eine schwarzhumorige Komödie voller absurder Wendungen, urkomischer Einfälle und einer vielschichtigen Schlusspointe. Hervorragend führt sie ihre ausnahmslos brillanten Darsteller, allen voran Steffi Kühnert, Oliver Stokowski und Christine Schorn. Diese politisch unkorrekte Familienfeier ist ideenreich, bis an die Schmerzgrenze ironisch und ohne Einschränkungen sehenswert, ein Genuss nicht nur zur Weihnachtszeit!
Smoke gets in your Eyes
Prädikat besonders wertvoll Experimentalfilm; found footage; Kurzfilm . Deutschland 2010
Regisseur Harald Schleicher beschwört mit SMOKE GETS IN YOUR EYES, dem ersten Teil seiner ADDICTION TRILOGY, eine längst vergangene (Kino-)Ära hervor, in der noch nach Herzenslust dem Glimmstängel gefrönt werden durfte. Seine Found Footage-Collage aus Filmklassikern aller Epochen setzt die Zigarette als essenzielles Filmrequisit in Szene und stellt sie als unverkennbares Zeichen von Coolness, Lust und Verführung heraus. Geschickt verfremdet er die Hintergründe der einzelnen Szenen, schneidet Western, Film Noir und Thriller nebeneinander und kombiniert in intelligenten Übergängen Altmeister Hitchcock mit enfant terrible Quentin Tarantino. Der unkonventionelle Kurzfilm kommt auf diese Weise zu ebenso überraschenden wie unterhaltsamen Pointen und hintergründigen Aussagen über Männlichkeit, Weiblichkeit, anzügliche Gesten und wer wem wann das Feuer reichen darf. Eine reizvolle Filmhommage an ein lustvolles Laster!
Pressekontakt:
Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Schloss Biebrich Rheingaustraße 140
65203 Wiesbaden
Tel: 0611/ 96 60 04 -18
Fax: 0611/ 96 60 04 -11
info@fbw-filmbewertung.com
www.fbw-filmbewertung.com
Facebook: http://www.facebook.com/pages/Wiesbaden-Germany/Deutsche-Fi
lm-und-Medienbewertung/174249623762
Twitter: http://twitter.com/fbwfilme
Original-Content von: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW), übermittelt durch news aktuell