Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Prädikat "besonders wertvoll" für Öko-Thriller THE EAST/Spannendes US-Independent-Kino erhält höchste Auszeichnung - Prädikat auch für das deutsche Drama NEMEZ
Wiesbaden (ots)
Wiesbaden, 17. Juli. Für diese Startwoche empfiehlt die Deutsche Film- und Medienbewertung zwei ganz besondere Filme, die zeigen, dass spannende und fesselnde Kinounterhaltung auch jenseits des Blockbuster-Kinos funktioniert.
In der Independent-Szene ist die Autorin und Schauspielerin Brit Marling schon lange ein Begriff. In dieser Woche nun startet ihr neuester Film THE EAST (Start: 18. Juli), in dem sie, zusammen mit Regisseur Zal Batmanglij, das Drehbuch schrieb und Regie führte. Gleichzeitig überzeugt Marling auch in der Hauptrolle als ehrgeizige junge Sarah, die für eine Geheimdienstorganisation die Öko-Terroristenzelle THE EAST ausspionieren soll. Alles läuft nach Plan, bis Sarah den einzelnen Mitgliedern auch menschlich näher kommt. Und feststellt, dass einige ihrer Ideen gar nicht so verkehrt sind. Marling und Batmanglij gelingt nicht nur spannende und packende Unterhaltung, sondern auch ein intensiver und gut recherchierter Blick in das Innere einer politischen Gegenbewegung, die mit ihren Überzeugungen gegen das Establishment und Machtinhaber angeht. THE EAST ist aber auch der Aufruf gegen die Gewalt, gegen pure Rache und Vergeltung und ein Appell an einen vernünftigen "dritten" Weg. Der Film beeindruckte die FBW-Jury, die in ihrem Gutachten schreibt: "Neben spannender Unterhaltung bietet THE EAST einigen Stoff zum Nachdenken". Dafür vergab sie das höchste Prädikat "besonders wertvoll".
Das deutsche Nachwuchskino greift ebenfalls gern und gekonnt Themen auf, die brisant, hochaktuell und oftmals unbequem sind. So auch NEMEZ (Start: 18. Juli), das Langfilmdebüt des Regisseurs Stanislav Güntner. Erzählt wird die Geschichte des jungen Deutsch-Russen Dima, der in Deutschland lebt, doch immer nur als Ausländer gesehen wird. Und auch russische Mitbürger akzeptieren ihn nicht, denn für sie ist er nur der "Nemez", was soviel wie "Deutscher" heißt. Eine Heimat hat Dima nicht wirklich, ebenso wenig wie eine Perspektive. Und so verdingt er sich als Kleinkrimineller. Bis er auf Nadja trifft, in die er sich verliebt. Ein starkes Drama ist Stanislav Güntner hier gelungen, bei dem vor allem die Darsteller, allen voran Mark Filatov als Dima, überzeugen. Dabei steht sein Schicksal stellvertretend für eine ganze Generation mit Migrationshintergrund, die kein wirkliches Heimatgefühl aufbauen kann, weil ihnen schlicht die "Heimat" fehlt. Für die Jury, die das Prädikat "wertvoll" verlieh, ist Güntners Film "ein bemerkenswertes Debüt, dem man die Intensität anmerkt, mit der der Regisseur von den Menschen und ihren Problemen erzählt."
Prädikatsfilme vom 18. Juli 2013
The East
Spielfilm, Thriller. USA 2013 Filmstart: 18.07.2013
Sarah ist jung, ehrgeizig, und weiß genau, was sie will. Als sie von ihrem Arbeitgeber, einer Sicherheitsfirma im Auftrag des US-Geheimdienstes, undercover in eine Öko-Terroristenzelle eingeschleust wird, ist dies zunächst ein Auftrag wie jeder andere. Doch nach und nach lernt Sarah die Mitglieder der Gruppe "The East" kennen und kommt ihnen auch persönlich näher. Doch wie nah ist zu nah, um noch professionell zu agieren? Auf den ersten Blick ist der US-Independent-Film von Zal Batmanglij ein spannender Thriller, der bis zum Schluss raffinierte Twists und Überraschungen bereithält. Doch dahinter verbirgt sich auch ein intelligent gemachtes Drama, das wichtige hochaktuelle gesellschaftliche Fragen aufwirft. Wie weit können und dürfen industrielle Großmächte gehen, um ihren Profit auf Kosten der Umwelt und der Menschen immer mehr auszubauen? Und wie weit dürfen Menschen gehen, die sich das nicht mehr gefallen lassen und nach dem Motto "Zahn um Zahn" Rache an den Unternehmenschefs üben? Brit Marling, zugleich Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin, stellt diese Fragen, ohne ein moralisch überlegenes Urteil zu fällen. Durch ihre Figur der Sarah wird auch der Zuschauer in einen ambivalenten Zwiespalt geführt und muss sich selbst die Frage stellen: Was ist der richtige Weg? Das Ensemble ist perfekt aufeinander eingespielt und überzeugt in seiner klaren und starken Typendarstellung. Ob Alexander Skarsgard als charismatischer Anführer Benji oder Ellen Page als eine von ihrer Wut getriebene junge Frau - sie alle überzeugen, bieten Identifikationspotenzial und Denkanstöße. THE EAST ist ein Öko-Thriller, der genau zur rechten Zeit wichtige Fragen stellt - hochspannende Unterhaltung mit nachhaltigem Wert.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/the_east
Nemez
Spielfilm, Drama. Deutschland 2012 . Filmstart:
Dima ist halb Russe, halb Deutscher. Doch so richtig dazugehören kann er nirgendwo. Für die Russen ist er immer nur der "Nemez", was auf Russisch so viel wie Deutscher heißt. Für die Deutschen ist er immer der Ausländer, der sein Leben nicht auf die Reihe kriegt. Und so landet Dima im Abseits, stiehlt für Georgij, einen organisierten Kunstdieb, Wertgegenstände aus fremden Wohnungen. Doch eines Tages passiert bei einem Überfall ein Unglück, welches Dima schockiert. Und dann kommt auch noch die Liebe ins Spiel, als Nadja in sein Leben tritt. Für sie ist Dima bereit, sein Leben zu ändern und auf die Reihe zu kriegen. Doch er hat nicht mit Georgij gerechnet. Es sind aktuelle und gesellschaftsrelevante Themen, denen sich Nachwuchsregisseur Stanislav Güntner in seinem Langfilmdebüt widmet. Die Problematik Jugendlicher mit Migrationshintergrund wird durch die Augen Dimas deutlich gemacht. Seine Zerrissenheit und Hilflosigkeit, eine Existenz im Niemandsland der Herkunft aufzubauen, stellt Güntner, der selbst Russlanddeutscher ist, mit intensiven Dialogen in ruhigen Bildern dar, wobei Mark Filatov in der Hauptrolle als tragischer Held, der sich am Ende ein Stück Hoffnung erkämpft, besonders überzeugt. Authentisches und bewegendes Nachwuchskino.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/nemez
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