Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
THE WORLD'S END startet mit Prädikat "besonders wertvoll"/FBW-Gütesiegel auch für Mads Mikkelsen in MICHAEL KOHLHAAS, Florian David Fitz in DA GEHT NOCH WAS und Frederik Lau in UMMAH - UNTER FREUNDEN
Wiesbaden (ots)
Wiesbaden, 11. September. Eine Weltuntergangskomödie, eine Literaturverfilmung, eine tragikomische Familiengeschichte und ein Culture Clash: Die Filmtipps der Deutschen Film- und Medienbewertung für diese Woche zeigen, dass die Prädikate Orientierung und Empfehlung für gute Filme in jedem Genre darstellen.
In seiner Jugend war Gary King der Anführer einer Gruppe von Freunden, die regelmäßig die Pubs der Stadt unsicher machten. Nun aber, zwanzig Jahre später, sind die Freunde auseinandergedriftet, jeder führt sein eigenes Leben. Gary beschließt dennoch, alle noch ein letztes Mal zurück in die Heimat zu führen, für eine letzte ultimative Sauftour durch alle 12 Pubs der Stadt. Sollte kein Problem sein, denken sich die Jungs. Doch die Stadt hat sich verändert. Und nicht gerade zum Vorteil der Menschheit. Eine herrliche Genre-Parodie und gleichzeitige Hommage mit vielen Zitaten aus bekannten Science-Fiction-Klassikern ist Regisseur Edgar Wright mit THE WORLD'S END (Start: 12. September), der Vollendung seiner so genannten "Cornetto"-Trilogie, gelungen. Die Darsteller gehören seit SHAUN OF THE DEAD zum Stammpersonal und laufen nicht nur in den perfekt choreografierten Prügelszenen zur Höchstform auf. "Wright verbindet die verschiedensten Genres erstaunlich elegant und schlüssig miteinander - ein Film aus einem Guss!" Hierfür vergab die FBW-Jury das höchste Prädikat "besonders wertvoll".
Der Kampf der kleinen Leute gegen die Ungerechtigkeit der Herrschenden: Das war eines der zentralen Themen in Heinrich von Kleists berühmter Novelle MICHAEL KOHLHAAS (Start: 12. September). Nun hat sich der Regisseur Arnaud des Pallières dem schon viermal verfilmten Werk angenommen, mit Mads Mikkelsen in der Hauptrolle. Charismatisch und eindrucksvoll verkörpert der Däne den Pferdehändler, der sich selbst Gerechtigkeit verschaffen will, nachdem ihn die Justiz schmählich im Stich gelassen hat. Eine raue karge Landschaft liefert das beeindruckende Setting für ein Drama, dessen historischer Stoff heute aktueller erscheint denn je. Die fünfköpfige Expertenrunde vergab das Prädikat "besonders wertvoll" und urteilte in ihrem Gutachten: "Ein Meisterwerk."
Aus Fremden können Freunde werden. Und aus Freunden eine Familie, der man sich bedingungslos zugehörig fühlt. Davon erzählt das Kinodebüt des Regisseurs Cüneyt Kaya, UMMAH - UNTER FREUNDEN (Start: 12. September). Im Zentrum der Handlung steht Daniel, der als verdeckter Ermittler für den Geheimdienst arbeitet. Von seiner Tätigkeit gezeichnet, möchte er eine Auszeit nehmen und wird im Berliner Stadtteil Neukölln untergebracht. Hier schließt er langsam Freundschaft zu der arabischen Nachbarschaft, die ihn offen in ihre Mitte aufnimmt. Doch seine Vergangenheit holt Daniel ein. Frederick Lau spielt die Rolle des Daniel intensiv und macht die innere Zerrissenheit des Helden förmlich spürbar. Die Expertenrunde der FBW-Gutachter lobte "Laus nuancenreiches Spiel, das intelligente Drehbuch und das differenzierte Porträt einer multikulturellen Gesellschaft" und verlieh dem Film das höchste Prädikat "besonders wertvoll".
Man kann sich seine Familie nun mal nicht aussuchen. Das musste Conrad schon in seiner Kindheit erkennen. Sein Wunsch war immer eine Bilderbuchfamilie, doch sein Vater war abweisend und kühl und zeigte ihm gegenüber nur wenig Zuneigung. Immerhin konnte Conrad sich als Erwachsener seine eigene Bilderbuchfamilie basteln. Doch als seine Eltern sich trennen und Conrad gemeinsam mit seinem Sohn auf seinen zeitweise invaliden Vater aufpassen muss, ändert sich so manches. DA GEHT NOCH WAS (Start: 12. September) lautet der Titel der Tragikomödie von Holger Haase. Florian David Fitz und Henry Hübchen ergeben ein unterhaltsam ungleiches Vater-Sohn-Gespann und kabbeln sich auf sehr vergnügliche Art. Doch das Drehbuch hält auch tragische Wendungen und rührende Momente für den Zuschauer bereit. Im Gutachten der FBW-Jury heißt es: "Ein intelligent konstruierter Unterhaltungsfilm, der so gut funktioniert, weil die Schauspieler ohne Ausnahme gut besetzt sind und inspiriert spielen". Sie vergab das Prädikat "wertvoll".
Prädikatsfilme vom 12. September 2013
The World's End
Spielfilm, Komödie, Action, Science-Fiction. GB 2013 Filmstart: 12.09.2013
Gary King war in seiner Jugend sprichwörtlich der König von Newton Haven. Jeder wollte sein Freund sein, jedes Mädchen konnte er haben. Praktisch gehörte ihm die Welt. Nun, zwanzig Jahre später, kehrt Gary King zurück in sein Heimatstädtchen, zusammen mit seinen vier besten Freunden von damals. Gemeinsam wollen sie die "Golden Mile" schaffen: 12 Pubs, je ein Bier, und das bis zum Ende der Nacht. Schon damals haben die Jungs das versucht, doch es gelang nicht ganz. Und auch jetzt verläuft nicht alles reibungslos. Denn bald stellen die Heimkehrer fest, dass Newton Haven sich verändert hat. Aber was genau ist es? Oder besser gesagt: Wer? Nach SHAUN OF THE DEAD und HOT FUZZ kehrt Edgar Wright mit dem dritten Teil der "Cornetto-Trilogie" auf die Leinwand zurück. Und erneut gelingt es ihm mit seinem Co-Autor und Hauptdarsteller Simon Pegg, die Standards des Genre-Kinos, in diesem Fall Science-Fiction und Endzeitfilme, zu parodieren und ihnen gleichzeitig eine Hommage zu erweisen. Dominiert in der ersten Hälfte noch die Beziehung der auseinander gedrifteten Freunde untereinander, so beginnt in der zweiten Hälfte ein Action-Feuerwerk, das sich sehen lassen kann und für Fans keine Wünsche offen lässt. Perfekt choreographierte Kampfszenen, Special Effects und zündende Dialoge lassen keine Minute Langeweile aufkommen bis hin zum grandiosen Showdown. Den Spaß am Set merkt man der gesamten Darstellerriege an, die bis in die Nebenrollen großartig und treffend besetzt ist. Ob die Jungs das Ende der Welt verhindern können, soll offengelassen werden. Aber wenn es so lustig, so spannend und so genial durchkomponiert erzählt wird, dann haben wir vollstes Vertrauen.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/the_worlda_s_end
Michael Kohlhaas
Spielfilm, Drama, Literaturverfilmung. Deutschland, Frankreich 2013 Filmstart: 12.09.2013
Europa, 16. Jahrhundert. Der Pferdehändler Michael Kohlhaas möchte seine Tiere zu einem Markt bringen. Doch unterwegs werden sie ihm aufgrund eines fehlenden Passierscheins abgenommen. Als Kohlhaas merkt, dass ihm die Justiz in diesem ungerechten Prozess nicht beistehen wird, entschließt er sich zur Selbstjustiz, als Rache für das, was ihm genommen wurde. Doch sein persönlicher Kampf mit den Obrigkeiten breitet sich bald aus und entfacht ein Feuer, das nicht mehr zu kontrollieren ist. Vor über 200 Jahren verfasste Heinrich von Kleist die Novelle rund um Michael Kohlhaas, die zu einer der wichtigsten Werke der deutschen bzw. europäischen Literatur gehört. Der französische Regisseur Arnaud des Pallières hat sich in seinem Langfilmdebüt der Geschichte nun erneut angenommen und stellt sie, trotz des historischen Settings, in einen brandaktuellen Kontext. Denn die Situation des Michael Kohlhaas, also der Kampf des kleinen Bürgers gegen die allmächtig wirkende Obrigkeit, ist gerade in heutiger Zeit wieder mehr als nachvollziehbar. Verkörpert wird Kohlhaas von Mads Mikkelsen, der durch sein intensives Spiel sowohl die wilde Entschlossenheit und Wut als auch die hoffnungslose Verletzlichkeit des geschlagenen Rebellen verkörpert. Die raue französische Landschaft liefert die perfekte Kulisse für das tragische Schauspiel und durch ein überragendes Sound-Design erhält sie die passende atmosphärische Tiefe. Ein beeindruckender Film über die Diskrepanz zwischen Recht und Gerechtigkeit und eine gelungene Literaturverfilmung eines Werkes mit ungebrochener gesellschaftlicher Relevanz.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/michael_kohlhaas
Ummah - Unter Freunden
Spielfilm, Tragikomödie Deutschland 2013 Filmstart: 12.09.2013
Daniel arbeitet schon seit mehreren Jahren für den Verfassungsschutz. Die stetigen Einsätze als verdeckter Ermittler haben den jungen Mann zermürbt. Eines Tages kommt es zu einer Schießerei, bei der Verdächtige sterben und nach der Daniel sich nur noch wünscht, abzutauchen ins "ganz normale Leben". Wenigstens für eine kurze Zeit. Von seinem Chef wird er in Berlin Neukölln untergebracht. Nach und nach lebt sich Daniel im Kiez ein und wird von der größtenteils türkisch-arabischen Nachbarschaft freundschaftlich in die Gemeinschaft aufgenommen. Doch auch wenn Daniel neue Freunde findet und sich ein kleines Zuhause schafft, holt ihn eines Tages seine Vergangenheit und die Erwartungen seines Arbeitgebers ein. Aus der Perspektive Daniels wird dem Zuschauer in Cüneyt Kayas Film die türkisch-arabische Kultur näher gebracht. Diese ist mit solch wunderbar skurrilen und doch zutiefst authentischen Charakteren bestückt, dass man in jeder Szene die Wärme und Freundschaft spürt. Die größte Wandlung durchlebt sicherlich Daniel, intensiv und grandios von Frederik Lau verkörpert, der vom außen stehenden Beobachter und Fremden zu einem Teil der Gruppe wird und in der Gemeinschaft eine Familie findet. Für die ist er bereit zu kämpfen. Bis zum bitteren Ende. Kaya erzählt geradlinig und konsequent und scheut auch nicht vor typischen Culture-Clash-Situationen zurück. Doch nicht eine Sekunde macht der Film sich über die Figuren lustig, denn gegenseitiger Respekt und Freundschaft bestimmen die Handlung. Ein wichtiger Debütfilm mit positiver Botschaft für das Miteinander der Kulturen.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/ummah_unter_freunden
Da geht noch was
Spielfilm, Tragikomödie Deutschland 2013 Filmstart: 12.09.2013
Eine Bilderbuch-Familie, ein neues Haus in Planung, die Koffer für den Erholungsurlaub sind gepackt: Für Conrad läuft alles bestens. Doch als seine Mutter ihm verkündet, sie hätte sich von seinem Vater getrennt und ihn mit einem Botengang ins gemeinsame Haus schickt, wird Conrad vor ganz neue Probleme gestellt. Denn mit seinem Vater Carl kam Conrad noch nie besonders gut klar. Zusammen mit seinem Sohn Jonas will er daher nur kurz vorbeischauen und auch gleich wieder gehen. Doch dann stürzt Carl unglücklich und Conrad muss sich, ob er will oder nicht, um seinen invaliden Vater kümmern und gleichzeitig hinterfragen, ob sein erwachsenes Bilderbuch-Familienleben auch der Wirklichkeit standhalten kann. Der Titel der tragischen Komödie von Holger Haase ist Programm und Hoffnung zugleich. Denn bei all den Problemen, den Konflikten und den ungleichen Charakteren hofft der Zuschauer immer, dass in der dysfunktionalen Familie doch noch etwas möglich ist. Getragen wird der Film von seinen wunderbaren und gut gewählten Darstellern, allen voran Florian David Fitz als Conrad und Henry Hübchen als kantiger und grummeliger Dickschädel, der in seinem hohen Alter noch viel lernen muss über die Liebe zu seiner Familie. Amüsante Generationenkonflikte und kleine pointierte Kabbeleien verstecken jedoch nicht die Tragik und Tiefe der Geschichte, die beiläufig leicht erzählt wird. Von jung bis alt - ein gut gemachter Unterhaltungsfilm für die ganze Familie.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/da_geht_noch_was
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