Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Prädikat "besonders wertvoll" für GRAVITY und DIE ANDERE HEIMAT/Filme von Alfonso Cuaron und Edgar Reitz erhalten höchste Auszeichnung - Gütesiegel auch für GLOBAL PLAYER, TURBO und CESAR'S GRILL
Wiesbaden (ots)
Wiesbaden, 2. Oktober. Die Herbstsaison startet mit fünf von der Deutschen Film- und Medienbewertung ausgezeichneten Kinostarts.
Den Anfang macht der Eröffnungsfilm des diesjährigen Venedig-Filmfestivals, GRAVITY (Start: 3. Oktober). Der neue Film von Alfonso Cuaron bietet, neben der mit Sandra Bullock und George Clooney hochkarätigen Besetzung, ein spannendes Drama in völliger Schwerelosigkeit, das erzählerisch und stilistisch ganz neue Maßstäbe setzt. "Radikal und brillant". So urteilte die FBW-Jury und vergab dafür das höchste Prädikat "besonders wertvoll".
Passend zum Tag der deutschen Einheit präsentiert Edgar Reitz das vierte Kapitel seiner HEIMAT-Chronik: In DIE ANDERE HEIMAT - CHRONIK EINER SEHNSUCHT (Start: 3. Oktober) erzählt er die Geschichte der Familien in Schabbach, Dreh- und Angelpunkt aller Heimat-Filme. Doch er geht zeitlich zurück, in die Mitte des 19. Jahrhunderts, als vielerorts der Drang aufkam, sich irgendwo auf der Welt etwas Besseres zu suchen. Für die fünfköpfige Expertenrunde "ein großes episches Werk, das zeitlos in die Filmgeschichte eingehen wird". Sie verlieh dem Film das Prädikat "besonders wertvoll".
Filme beschäftigen sich häufig mit aktuellen gesellschaftlichen Begebenheiten und Tendenzen. So auch Hannes Stöhr mit GLOBAL PLAYER - WO WIR SIND ISCH VORNE (Start: 3. Oktober). Ein kleiner Familienbetrieb, der sich mit großen internationalen Mitbewerbern kaum messen kann, dazu ein Generationskonflikt zwischen Senior- und Juniorchef und viel Lokalkolorit - aus diesen Zutaten entwirft Stöhr eine Tragikomödie, die berührt, unterhält und zum Nachdenken anregt. Die FBW-Jury vergab das Prädikat "wertvoll" und beschreibt die Situation als "kenntnisreich und deshalb glaubwürdig gezeichnet", das Milieu wiederum "atmosphärisch genau getroffen".
Eine kleine Schnecke, die sich nichts sehnlicher wünscht, als bei einem Autorennen mitzufahren. Dies ist die Geschichte von TURBO (Start: 3. Oktober), dem neuen Animationsfilm aus dem Hause Dreamworks. Die Expertenrunde der FBW sah "viele schöne Ideen in einem unterhaltsamen, in sonnigen Farben gezeichneten Film, in dem der 3D- Effekt nicht plakativ ausgestellt, sondern mit einer souveränen Selbstverständlichkeit eingesetzt wird." Hierfür vergab sie das Prädikat "wertvoll".
Für CÉSAR'S GRILL (Start: 3. Oktober) hat sich der Dokumentarfilmer Dario Aguirre ein ganz persönliches Thema ausgesucht. Er reist nach Ecuador zu seinem Vater, dem er helfen will, sein marodes Restaurant auf Vordermann zu bringen. Unterschiedliche Kulturen und Generationen treffen hier aufeinander - manchmal kollidieren die Meinungen, manchmal befruchten sie sich gegenseitig. Immer jedoch ist es für den Zuschauer spannend, diesem Prozess beizuwohnen. Auch die FBW-Jury zeigte sich beeindruckt von diesem "persönlichen und mutigen Film, der sich angemessen viel Zeit für die Menschen nimmt" und vergab das höchste Prädikat "besonders wertvoll".
Prädikatsfilme vom 3. Oktober 2013
Gravity
Spielfilm, Thriller, Science-Fiction. USA 2013 Filmstart: 03.10.2013
Ryan Stone ist Astronautin. Für ihren ersten Einsatz hat sie lange trainiert, alles läuft gut. Doch dann wird ihr Shuttle von herumfliegenden Satellitentrümmern getroffen und außer ihr und dem erfahrenen Astronauten Matt Kowalski kommt die gesamte Besatzung ums Leben. Stone und Kowalski treiben nun im Weltraum umher, ohne die Verbindung zur Zentrale in Houston, auf der Suche nach internationalen Rettungsstationen und nur per Seil aneinander gekettet. Und der Sauerstoff wird knapp. Der gefeierte Regisseur Alfonso Cuaron beweist mit GRAVITY, dass ein nervenzerreißend spannender Thriller auch in der Schwerelosigkeit bestens funktionieren kann. Dazu liefert der Film faszinierende Bilder voller atmosphärischer Tiefe und hoher Symbolkraft, wobei die Kamera förmlich um die Figuren herumschwebt. Doch die eleganten und fließenden Bewegungen werden jäh unterbrochen von spannungsvollen Actionmomenten, die den Zuschauer mitreißen und ihn packen bis zur allerletzten Einstellung. Sandra Bullock ist eine überzeugende Heldin, kraftvoll und zerbrechlich zugleich, entschlossen, um ihr Leben zu kämpfen und doch immer gezeichnet von harten Schicksalsschlägen und Verlusten. George Clooney als eine Art "Space Cowboy" begleitet sie dabei und wird bald zu einer Art Mentor. Über dem gesamten Film liegt ein perfekt abgestimmtes Sounddesign, auf das schon der Beginn des Films aufmerksam macht. Denn wo im Grunde nichts mehr zu hören ist, können die wenigen vorhandenen Geräusche so laut wie ein Urknall sein. Ein in jeder Hinsicht bahnbrechendes Meisterwerk voller visueller Kraft und Virtuosität.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/gravity
Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht Spielfilm, Drama. Deutschland, Frankreich 2012 Filmstart: 03.10.2013
Hunsrück, 1842: Hungersnot, Armut und politische Unterdrückung der Herrschenden bringen immer mehr Einwohner des kleinen Dorfes Schabbach dazu, ins Ausland aufzubrechen, auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen, einem kleinen Stückchen Glück und einer neuen Heimat. Auch Jakob, der jüngste Sohn des Dorfschmieds, träumt von einer Reise in ferne Länder. Doch er fühlt sich seiner Familie gegenüber verpflichtet. Gustav wiederum, sein älterer Bruder, kehrt aus der Ferne zurück und fühlt sich zuhause verloren. Beide müssen sich der Frage stellen, was "Heimat" eigentlich bedeutet. Vor fast dreißig Jahren erzählte Edgar Reitz seine ersten Geschichten aus dem fiktiven Dorf Schabbach im Hünsrück. Nun kehrt er an diesen Ort zurück und berichtet erneut von der Familie Simon. Er erzählt von einer Zeit, in der Aufbruchstimmung herrschte, oftmals ausgelöst durch Not, Verzweiflung und Armut. Doch es geht auch um die ewig zeitlose Suche einer jungen Generation nach Zielen, es geht um Sehnsüchte, Hoffnungen und Pflichterfüllung. Durch die brillante Bildkomposition und die Schwarz-Weiß-Aufnahmen wird ein historisch authentisches Bild vermittelt, die Kamera leistet dabei Fantastisches und führt den Zuschauer mit Nah- und auch Panorama-Aufnahmen in einen Mikrokosmos, der stellvertretend für die damalige Zeit steht. Man begleitet Jakob, Gustav und alle anderen Dorfbewohner und lernt im Verlauf dieses so glänzend erzählten Familienepos dabei auch enorm viel über die Historie Deutschlands. Ein Lehrstück im Erzählen von Geschichten und Geschichte.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/die_andere_heimat_chronik_einer_sehnsucht
Global Player - Wo wir sind isch vorne
Spielfilm, Tragikomödie. Deutschland 2013. Filmstart: 03.10.2013
Die Firma Bogenschütz und Söhne ist ein alteingesessenes schwäbisches Familienunternehmen. Doch seit geraumer Zeit bröckelt die Auftragslage. Und während Seniorchef Paul Bogenschütz immer noch fest an alten Traditionen festhält, versucht Juniorchef Michael Bogenschütz alles, um die Firma vor dem Bankrott zu retten, selbst wenn das bedeuten sollte, seine eigene Existenz aufs Spiel zu setzen und in zähe Verhandlungen mit den Chinesen zu treten. Doch nur, wenn die gesamte Familie an einem Strang zieht, kann die Firma in Hechingen auch zum "Global Player" werden. Das Thema des Films könnte aktueller nicht sein. Kleine Firmen, die von großen Konzernhaien geschluckt werden, dazu alte Unternehmensphilosophien, die neuen weichen müssen. Regisseur Hannes Stöhr nutzt diesen Hintergrund für seine tragische Komödie rund um die Familie Bogenschütz. Walter Schultheiß verkörpert die Generation der Gründer auf eine wunderbar bärbeißige und trotzige Art und Weise. Man spürt, dass es ihm um mehr geht als nur um den Kampf gegen die "Jungspunde", für die seine Kinder, allen voran Christoph Bach als Michael, stehen. Die Erhaltung des Lebenswerkes ist eine tief tragische Komponente des Films. Doch auch der Humor kommt nicht zu kurz. Fast schon absurd wirken die zählen Verhandlungen mit den chinesischen Großinvestoren, wenn Maultasche auf Essstäbchen trifft. Zusammen mit einem typisch schwäbischem Dialogwitz, einem wunderbaren Setting zwischen verträumtem Landleben und asiatischer Kühle sowie authentischen Figuren mit Ecken und Kanten wird aus dem Film mit regionalem Touch eine Zustandsbeschreibung der allgemeinen Wirtschaftssituation. Charme und Tiefgang in einem.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/global_player_wo_wir_sind_isch_vorne
Turbo
Animationsfilm, Familienfilm. USA 2013. Startdatum: 3.10.2013
Turbo hat einen Traum: Einmal beim Indy-500-Rennen in Indianapolis teilnehmen, wo sich die schnellsten Rennwagen der Welt miteinander messen. Das Problem: Turbo ist eine Schnecke. Und damit zur Langsamkeit und einem langweiligen Leben im Tomatenfeld, zusammen mit ganz vielen anderen Schnecken, verurteilt. Doch eines Nachts passiert das Unglaubliche: Durch einen Zufall gerät Turbo in den Verbrennungsmotor eines Rennwagens und wird schnell. Kann Turbo nun seinen Traum wahrmachen? Unwahrscheinliche Helden sind die sympathischsten Helden. Dies gilt auch für die Schnecke Turbo, die im neuesten Streich der Dreamworks-Macher zur rasend schnellen Rennmaschine wird. Natürlich ergeben sich auf dem Weg zum Wettbewerb noch einige Hindernisse. Doch Turbo stehen treue Freunde zur Seite, die ebenfalls Außenseiter sind und denen schnell die Sympathien der Zuschauer gehören. Zum Beispiel der Taco-Koch Tito, der sich um Turbo kümmert. Oder Chet, Turbos Bruder, der immer angepasst ist und auf Sicherheit achtet - und doch zu seinem Bruder hält, denn in einer Familie macht man das so. Die Figuren sind sympathisch, die Gags sitzen, die Botschaft ist positiv und macht jedem Mut: Wer an sich glaubt, kann es schaffen, seine Träume zu verwirklichen. Egal, wie klein oder schwach man erscheint. Verpackt wird all das in berauschend farbenfrohe Bilder, wie geschaffen für den Kosmos der rasanten Autorennen, in die der Zuschauer förmlich hineinkatapultiert wird. Turbo - denn Schneckentempo war gestern!
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/turbo
Césars Grill
Dokumentarfilm. Deutschland 2012. Filmstart: noch nicht bekannt
Vor zwölf Jahren kam Dario Aguirre nach Deutschland, um Filmemacher zu werden. Eines Tages erhält er einen Anruf von seinem Vater aus Ecuador, der große Probleme hat. Sein Restaurant ist pleite, er selbst ist hochverschuldet und auch die Ehe der Eltern wird von einer Krise erschüttert. Kurzerhand reist Dario nach Ambato, um seinen Vater zu unterstützen. Doch seine mittlerweile westeuropäisch geprägte Lebenswelt lässt sich nicht so leicht mit den Vorstellungen seines Vaters vereinbaren, und seine Ansichten zu einem geregelten Restaurantbetrieb sind in Ecuador ebenfalls nur sehr schwer umzusetzen. Dario Aguirre gelingt mit seinem Dokumentarfilm eine charmante wie auch subjektive Annäherung an einen Generations- und Kultur-Konflikt. Sowohl für die schwierige finanzielle Situation, als auch für die Trennung der Eltern oder das problematische von Kommunikationslosigkeit geprägte Vater-Sohn-Verhältnis findet er adäquate dokumentarische Mittel. Das brillant eingefangene Lokalkolorit wird von skurrilen, lebensnahen Momenten unterstützt. Aguirres Film ist ein sehr persönliches Porträt, das aber universelle Themen verhandelt und schließlich in einem ergreifenden, psychologischen Familiendrama kulminiert. Obwohl Aguirre immer die nötige filmische Distanz und den Respekt vor dem Gefilmten wahrt, wecken die Figuren und Geschehnisse im Zuschauer doch stets ein hohes Maß an Sympathie. Die Rettung eines Restaurants wird so zu einer berührenden Suche nach Familie und den eigenen Wurzeln.
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