Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Guillermo del Toros CRIMSON PEAK feiert Kinostart mit Prädikat/FBW-Auszeichnung auch für KLEINE ZIEGE, STURER BOCK mit Wotan Wilke Möhring und Kriegsdrama UNSER LETZTER SOMMER
Wiesbaden (ots)
Als der mittellose englische Adelige Thomas Sharpe in ihr Leben tritt, ist es um die reiche amerikanische Erbin Edith geschehen. Die beiden heiraten überstürzt und Edith begleitet Thomas nach England, um mit ihm auf seinem Anwesen Allerdale Hall zu leben. Doch nicht nur das Gebäude, sondern auch die Bewohner scheinen von einem schrecklichen Geheimnis heimgesucht zu werden. Für seinen neuen Film CRIMSON PEAK (Start: 15. Oktober) taucht Meisterregisseur Guillermo del Toro tief in die Welt des Gothic-Horrors ein. Mit Tom Hiddleston, Mia Wasikowska und Jessica Chastain ist der Film hochkarätig besetzt. Für die fünfköpfige Expertenrunde der FBW sind es vor allem "die hervorragende Kameraführung, die detailreiche Ausstattung und insbesondere der spektakuläre Farbeinsatz, die diesen Film zu einem kunstvoll inszenierten visuellen Ereignis machen." Hierfür vergab sie das Prädikat "wertvoll" und lobt den Film als "sehenswerten Genremix mit innovativen Ideen".
Dass Vater werden und Vater sein zwei grundsätzlich unterschiedliche Heranforderungen darstellt, muss Wotan Wilke Möhring als Elvis-Imitator Jakob in KLEINE ZIEGE, STURER BOCK (Start: 15. Oktober) erkennen. Denn ganz plötzlich steht seine zwölfjährige Tochter Mai vor seiner Tür und möchte Zeit mit ihrem Vater verbringen, den sie nie vorher gesehen hat. Der hat allerdings gerade einen Job angenommen und muss einen Schafbock von Hamburg nach Norwegen überführen. Mai entscheidet sich, mitzukommen. Eine abenteuerliche Reise beginnt. Die Jury der FBW lobte die wunderschönen Landschaftsaufnahmen und das Spiel der Darsteller. Vor allem das Vater-Tochter-Gespann überzeugte. In ihrem Gutachten, welches in Gänze auf der Homepage der FBW nachzulesen ist, beschreibt die Jury den Film als "gelungene Mixtur aus Road Movie, Familiendrama und Komödie." Sie vergab das Prädikat "wertvoll".
Im Sommer 1943 erscheint der Krieg in der polnischen Provinz weit entfernt. Soldaten und Einwohner arrangieren sich und leben miteinander, nicht als Feinde. Doch die Idylle trügt. Denn die Bahnstation in Wroblew liegt nicht weit von einem KZ entfernt. Und selbst die jungen Leute im Ort können die Wahrheit des Krieges nicht länger verdrängen. UNSER LETZTER SOMMER (Start: 22. Oktober) von Michael Rogalski ist ein Film über den Krieg, der jedoch ohne das Zeigen von Kriegshandlungen auskommt. Die FBW-Jury verlieh dem Drama das höchste Prädikat "besonders wertvoll". Ein Auszug aus dem Gutachten: "Siebzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, zu dem gerade viele Filme veröffentlicht werden, gewinnt UNSER LETZTER SOMMER dem Genre eine neue Facette ab, die von viel Mut und großer Menschlichkeit gekennzeichnet ist."
Weitere Kinostarts mit Prädikat in der kommenden Woche: Der Dokumentarfilm MALALA - IHR RECHT AUF BILDUNG, das Drama MEERES STILLE sowie der Kinderfilm RETTET RAFFI.
Mehr Informationen zu aktuellen und kommenden FBW-Empfehlungen unter www.fbw-filmbewertung.com.
Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet herausragende Filme mit den Prädikaten wertvoll und besonders wertvoll aus. Über die Auszeichnungen entscheiden unabhängige Jurys mit jeweils fünf Filmexperten aus ganz Deutschland. Die FBW bewertet die Filme innerhalb ihres jeweiligen Genres.
Prädikatsfilme vom 15. Bis 22. Oktober 2015
Crimson Peak
Horror, Grusel, Spielfilm. USA 2015.
Als sich die junge Edith Cushing Hals über Kopf in den englischen verarmten Baron Thomas Sharpe verliebt, ist ihr Vater alles andere als begeistert. Zu sehr misstraut er dem jungen geheimnisvollen Mann und seiner Schwester Lucille, die Thomas auf Schritt und Tritt begleitet. Doch Edith hört nicht auf die Warnungen des Vaters, heiratet Thomas und zieht mit ihm und Lucille auf deren heruntergekommenes und einsam gelegenes Anwesen in Nordengland, Allerdale Hall. Dort arbeitet Thomas Tag und Nacht an einer bahnbrechenden Erfindung, während Lucille stets auf Distanz bleibt und Edith argwöhnisch zu beobachten scheint. Die junge Frau fühlt sich bald einsam und verlassen in dem kalten Haus, in dem die Geister der Vergangenheit immer noch zu verharren scheinen. Eines Nachts hört Edith eine Stimme, die ihr sagt, sie müsse weggehen. Denn die Mauern von Allerdale Hall verbergen ein grausames Geheimnis, das für Edith bald zur tödlichen Bedrohung wird. Meisterregisseur Guillermo del Toro gelingt mit CRIMSON PEAK ein kunstvoller Balanceakt zwischen den verschiedenen Spielarten des Horrorgenres. Von romantischem Gothic-Grusel über geschickt inszenierte Schockmomente bis hin zu blutigen kleinen "Überraschungen" ist in diesem Film alles enthalten. Die Geschichte ist bis ins Detail dramaturgisch durchdacht und entwirft geschickt einen Spannungsbogen, der den Zuschauer fesselt und bei der Stange hält. Ganz dem Stil des Regisseurs entsprechend ist auch die Welt von CRIMSON PEAK eine Welt der Farben, Formen und Fantasie. Die Geister sind sphärische und doch auch plastische Wesen zwischen Tod und Leben, die das Anwesen bevölkern und ihm zusammen mit einer exquisiten Farbdramaturgie seine einzigartige Atmosphäre verleihen. Kostüme und Maske, die Lichtsetzung, der Score von Fernando Velazquez und die fantastische Kamera von Dan Laustsen - all diese Elemente sind stimmungsvoll umgesetzt. Als unheilvolles Figurendreieck überzeugen Mia Wasikowska, Jessica Chastain und Tom Hiddleston. Glaubwürdig spielen sie drei Menschen, vereint durch ein düsteres Schicksal und gefangen in einem geheimnisumwitterten Anwesen, aus dem es kein Entkommen gibt. Mit CRIMSON PEAK gelingt Guillermo del Toro ein kunstvoll inspirierter Film und gleichzeitig eine formidable Verbeugung vor den Klassikern des Genres. Betörend romantisch und schaurig schön.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/crimson_peak
Kleine Ziege, sturer Bock
Spielfilm, Komödie. Deutschland, Norwegen 2014.
Jakob, Ende 30, hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und weigert sich, sesshaft zu werden. Geschweige denn Verantwortung zu übernehmen. Eines Tages jedoch ruft seine Ex-Freundin an und verkündet, dass Jakob eine 12-jährige Tochter namens Mai hat. Und nicht nur das. Sie sei schon auf dem Weg zu ihm nach Hamburg, da sie ihren Vater endlich einmal kennenlernen möchte. Nach einem anfänglichen Schock beschließt Jakob, das Beste aus der Situation zu machen und Mai einfach zu seinem nächsten Job mitzunehmen. Er soll einen Schafbock von Hamburg nach Norwegen transportieren. Eigentlich die beste Gelegenheit, um sich kennenzulernen, findet Jakob. Mai jedoch ist schnell von allem genervt. Und bald schon ist nicht mehr klar, wer in dem klapprigen Auto eigentlich der sturste Bock von allen ist. KLEINE ZIEGE, STURER BOCK ist auch ein Road-Movie voller amüsanter Momente. Immerhin ist ein Schafbock der dritte Hauptdarsteller, der mit gelungenem komödiantischem Timing in Szene gesetzt wird. Im Zentrum der Geschichte steht jedoch die zunächst sehr holprige Beziehung zwischen Jakob und Mai, gespielt von Wotan Wilke Möhring und der bezaubernd entwaffnend und herrlich kratzbürstig agierenden Sofia Bolotina, die perfekt funktioniert im Zusammenspiel mit Möhring und Julia Koschitz als kontrollbesessener Mutter. Scheinbar en passant und mit großer Leichtigkeit werden im Verlauf der Reise die Generationsprobleme zwischen Heranwachsenden und der Elterngeneration behandelt, sodass der Film sowohl jüngere als auch erwachsene Zuschauer anspricht. Die Landschaftsaufnahmen vermitteln luftig schöne Reisegefühle, der Elvis-Presley-Soundtrack - meisterlich interpretiert von Möhring selbst - passt perfekt. Eine gelungene und überzeugend gespielte Komödie inklusive Nordlichtern, jeder Menge Elvis-Hits, einer bezaubernden kleinen Ziege sowie mindestens einem lernfähigen sturen Bock.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/kleine_ziege_sturer_bock
Unser letzter Sommer
Spielfilm, Drama. Deutschland, Polen 2015.
Sommer 1943: Die deutsche Sicherheitspolizei kontrolliert das besetzte Ostpolen. Romek ist Heizer und träumt davon, als Lokomotivführer zu arbeiten. Er will das Herz von Franka erobern, die eine Anstellung als Küchenhilfe im deutschen Gendarmerieposten hat. Franka wiederum lernt dort den jungen Deutschen Guido kennen, der für das Hören von entarteter Musik in ihr Dorf strafversetzt wurde. Er soll die Bahnstrecke absichern, nach Flüchtlingen suchen und Partisanen aufspüren. Die Liebe zum Jazz bringt die Drei zusammen. Polen und Deutsche haben sich fernab der Ostfront in einer vermeintlichen Idylle eingerichtet. Der Krieg scheint weit weg, dafür ist der Sommer umso näher. Auf dem Weg zur Arbeit, entlang der Zugstrecke, findet Romek das verletzte jüdische Mädchen Bunia. Er beschließt ihr zu helfen. Für einen Moment in diesem Sommer ist der Wunsch nach Liebe größer als die Vorsicht vor der stetigen Bedrohung. Doch die Gefahr und die Auswirkungen des Krieges kommen immer näher. Am Ende muss jeder von ihnen eine lebenswichtige Entscheidung treffen. Mit exzellent eingefangenen Bildern gelingt der deutsch-polnischen Koproduktion, die latente Bedrohung, die auf die Bevölkerung einwirkt und die Willkür der Gewalt durch die Soldaten spürbar zu machen. Der Film erzählt eine Geschichte, die keiner Helden bedarf. Das Spiel der Jungdarsteller - allen voran Jonas Nay - Filip Piotrowicz, Maria Semotiuk und Urszula Bogucka - sowie der Schauspielgrößen Gerdy Zint, André M. Hennicke und Steffen Scheumann ist überzeugend und authentisch. Leise und lebendig erzählt UNSER LETZTER SOMMER von einem Stück Kriegsgeschichte, das vom Überleben, der Orientierungslosigkeit der Menschen handelt und seine beeindruckende und intensive Wirkung ohne überzogenes Drama erzielt.
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