Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
DIE PEANUTS erobern das Kino mit Prädikat "besonders wertvoll"/Außerdem mit Prädikat im Kino: DIE MELODIE DES MEERES, ICH BIN DANN MAL WEG, REMEMBER und David O. Russells JOY
Wiesbaden (ots)
Seit über 60 Jahren sind die PEANUTS des Zeichners Charles M. Schulz bei kleinen und großen Comic-Fans beliebt. Nun haben sich die Macher der ICE AGE-Filme ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk für die Fans überlegt und bringen die Geschichten rund um Charlie Brown, seinen Hund Snoopy und seine Freunde in DIE PEANUTS - DER FILM (Start: 23. Dezember) zum ersten Mal auf die Kinoleinwand. Die Jury der FBW war begeistert von der kunst- und liebevollen Verbindungen der einzelnen Animationsstile und schreibt in ihrer Begründung für das Prädikat "besonders wertvoll": "Da die Filmemacher die 3D-Technik mit einer bemerkenswerten Zurückhaltung anwenden und sich bei der Charakter Animation mit großer Werktreue an die Originalentwürfe gehalten haben, gelingt es ihnen, die ganz eigene Stimmung der alten Fernsehserie und Zeichentrickfilme zu bewahren. So haben sie all das, was den Reiz der PEANUTS ausmacht, in diese behutsame Modernisierung integriert und sie so in das 21. Jahrhundert hinübergerettet."
Mit MELODIE DES MEERES (Start: 24. Dezember) startet ein Animationsfilm in den deutschen Kinos, der ebenfalls perfekt für das Weihnachtsfamilienkino erscheint. Denn in der europäischen Koproduktion unter der Regie von Tomm Moore geht es vor allen Dingen um eines: Die Kraft und Magie von Geschichten. Helden des Films sind der kleine Ben und seine Schwester Saoirse, die ihre Mutter früh verloren haben und nun, durch alte keltische Mythen, ein Geheimnis über sie herausfinden, das auch ihr Leben verändern wird. Vom ersten Bild an ist der Zuschauer verzaubert von diesem wunderschön animierten Ausflug in das Reich der Fantasie. Für die fünfköpfige Expertenrunde der FBW empfiehlt sich MELODIE DES MEERES als perfekter Familienfilm: "Mit den jungen Helden, die lernen, einander, ihrer eigenen Stärke und ihrer Fantasie zu vertrauen, ist dies ein sehr kindgerecht erzählter Familienfilm, der durch seine liebevolle und einfallsreiche Animation auch die Erwachsenen bezaubern kann." Hierfür vergibt sie das Prädikat "besonders wertvoll".
Im Jahr 2001 steht Hape Kerkeling kurz vor einem gesundheitlichen Zusammenbruch. Er beschließt, eine Auszeit zu nehmen und den Jakobsweg nach Santiago de Compostela in Spanien zu wandern. Hape Kerkelings Reisebericht ICH BIN DANN MAL WEG, den er 2006 veröffentlichte, wurde in Deutschland ein Riesenerfolg und sorgte zusätzlich für einen regelrechten Boom auf dem Pilgerweg. Unter der Regie von Julia von Heinz startet am 24. Dezember die Verfilmung des Bestsellers in den Kinos. Dem Film gelinge es, so die FBW-Jury, "einen Eindruck sowohl vom Reiz wie auch von den Strapazen der Pilgerreise zu geben". Dazu verfüge der Film über einen "charmant entspannten Grundton". In ihrer Begründung für das Prädikat "wertvoll" hob die Jury zudem lobend das Spiel von Devid Striesow, der in Kerkelings Rolle schlüpft, "ohne ihn zu imitieren. So macht er ihn zu einem sympathischen Helden in einer sowohl beruflichen wie auch spirituellen Krise."
Für den Rentner Zev gibt es, nach dem Tod seiner geliebten Frau und seiner immer stärker zunehmenden Demenz, keinen Sinn mehr im Leben. Als er von seinem alten Freund Max, mit dem er im Altersheim lebt, gebeten wird, Rache an einem ehemaligen KZ-Aufseher zu verüben, stimmt Zev zu. Denn auch er will Vergeltung für das, was ihm und seiner Familie angetan wurde. In seinem neuen Film REMEMBER (Start: 31. Dezember) verhandelt Regisseur Atom Egoyan so grundlegend existenzielle Themen wie Schuld, Vergeltung, Vergessen und Verdrängung. In den Hauptrollen glänzen Altstars wie Christopher Plummer, Bruno Ganz, Martin Landau und Jürgen Prochnow. "Nach wie vor versteht Egoyan sein Handwerk bestens: Die Maskenbildner leisten ganze Arbeit, ebenso wie die Kamera und der Schnitt. REMEMBER unterhält auf angenehm zurückhaltende Weise und regt zum Nachdenken über Erinnern und Vergessen an." So die FBW-Jury in ihrer Begründung für das Prädikat "wertvoll".
Außerdem im Kino: JOY - ALLES AUSSER GEWÖHNLICH (Start: 31. Dezember), der neue Film von David O. Russell. Eine wunderbar leicht erzählte Geschichte über eine alles andere als gewöhnliche Heldin, gespielt von Jennifer Lawrence. Die perfekte Mischung aus Tragik und Komik erhielt von der FBW-Jury das Prädikat "besonders wertvoll".
Mehr Informationen zu aktuellen und kommenden FBW-Empfehlungen unter www.fbw-filmbewertung.com.
Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet herausragende Filme mit den Prädikaten wertvoll und besonders wertvoll aus. Über die Auszeichnungen entscheiden unabhängige Jurys mit jeweils fünf Filmexperten aus ganz Deutschland. Die FBW bewertet die Filme innerhalb ihres jeweiligen Genres.
Prädikatsfilme vom 23. bis 31. Dezember 2015
Die Peanuts - Der Film
Animationsfilm, Kinder- und Jugendfilm. USA 2015.
Charly Brown ist nicht gerade der typische Gewinner. Seine Mitschülerin Lucy hänselt ihn ständig, seinen Hund Snoopy hat er so gar nicht im Griff, und seit Jahr und Tag versucht er nun schon erfolglos, einen Drachen steigen zu lassen. Doch eines Tages passiert es: Die Klassentür öffnet sich, ein rothaariges Mädchen kommt herein - und um Charly Brown ist es geschehen. Er ist verliebt. Und sieht eine einzigartige Chance: Von nun an will er nicht mehr der Loser sein, der Schwächling, dem alles misslingt. Er will etwas auf die Beine stellen, ein Erfolgstyp sein, zum Gewinner werden. Doch wenn das alles so einfach wäre... DIE PEANUTS sind wieder da! Vor über 60 Jahren erfand der Zeichner Charles M. Schultz seine Figuren Charly Brown, Lucy, Schroeder, Peppermint Patty, Snoopy und wie sie alle heißen. Jede Generation kennt die bunte Truppe, ob als Comic Strips oder als Fernsehepisoden. Nun endlich erwecken die Macher hinter den ICE AGE-Filmen die Peanuts wieder zum Leben und schicken sie in moderner 3D-digitalisierter Form zurück auf die Leinwand. Doch was dem Kreativteam rund um Eric Darnell und Simon J. Smith gelungen ist, ist vielmehr als nur eine Modernisierung. Es ist gleichzeitig eine liebevoll erdachte und umgesetzte Hommage an all die kleinen und großen Momente, die den Zauber der PEANUTS schon immer ausmachten. Die Rahmenhandlung rund um den liebenswerten und tollpatschigen Charly Brown ist episodenhaft angelegt und bietet immer wieder viele lustige Wiedererkennungswerte und Anspielungen auf die Tradition der Geschichten. Unbedingt dazugehören muss auch Snoopy, für viele der heimliche Held der Geschichten, der sich in einem Tagtraum mit seinem ewigen Rivalen, dem "Roten Baron" messen muss. Trotz der tollen 3D-Effekte lassen die Zeichner auch immer wieder den Charme der alten Comic Strips in den Film einfließen, durch Gedankenblasen und Tagträume. Schon für die jüngsten Zuschauer ist der Film ein großer Spaß, die Action ist gut dosiert, bei den Figuren ist für jeden eine Identifikationsmöglichkeit dabei. Für erwachsene Fans des Originals ist der Film voller herrlicher Anspielungen und somit eine wunderbare Reise zurück in die Kindheit. Das Klassische und das Innovative, das Nostalgische und das Moderne gehen bei DIE PEANUTS Hand in Hand. Dies macht den Film zu einem perfekten Familienfilm, der Fans der PEANUTS glücklich macht - und sicherlich zahlreiche neue dazugewinnen wird.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/die_peanuts_der_film http://www.jugend-filmjury.com/film/die_peanuts_der_film
Die Melodie des Meeres
Animationsfilm. Frankreich; Belgien; Irland; Dänemark; Luxemburg 2014.
Noch immer vermisst der kleine Junge Ben seine Mutter, die vor Jahren von einem auf den anderen Tag ganz plötzlich verschwand und ihn, seinen Vater und seine kleine Schwester Saoirse einfach zurückließ. Ben ist seitdem sehr traurig und denkt viel zurück an die Zeit, als seine Mutter ihm die herrlichsten Geschichten und Märchen erzählte. Märchen von verwunschenen und verzauberten Unterwasserwesen, die sich in der wilden rauen irischen See tummeln. Auch Saoirse hört diese Märchen gern und würde gerne mehr Zeit mit ihrem großen Bruder verbringen. Doch der ist nur genervt. Schließlich kann Saoirse nicht sprechen und auch sonst ist seine kleine Schwester für ihn eher Zeitverschwendung. Doch was er nicht weiß: In Saoirse schlummert ein unglaubliches Geheimnis. Mit DIE MELODIE DES MEERES entführt der irischen Filmemacher Tomm Moore kleine und große Zuschauer in die Welt der Sagen, Mythen und der Magie. Vom ersten Bild an ist man verzaubert. Der Animationsstil ist fantasievoll und hebt sich von bekannten Standards ab. Dazu arbeitet die europäische Koproduktion DIE MELODIE DES MEERES mit einer Vielzahl von Farb- und Lichtspielen, die den Zuschauer sofort in ein liebevoll gezeichnetes Universum eintauchen lässt. Als Vorlage dienen die unzähligen Mythen, Legenden und Sagen der keltischen Tradition, aus denen die geheimnisvollen Wesen entnommen sind, die die Welt von Ben und Saoirse bevölkern. Diese sind mal lustig, mal mysteriös, mal skurril gezeichnet. Immer aber mit liebevollen Eigenschaften, die die Figuren schnell ans Herz wachsen lassen. Dass am Ende alles gut ausgeht, liegt auch und vor allen Dingen am Zusammenhalt der Geschwister, die im Laufe der Geschichte zueinander finden und sich gegenseitig unterstützen und helfen, komme was wolle. Dies ist nur eine der positiven Botschaften des Films, die auf ganz beiläufige Weise ohne erhobenen Zeigefinger transportiert werden. Eine andere ist, immer an die Kraft und die Magie der Geschichten zu glauben. Denn diese können Welten retten. Ein wunderschönes poetisches Filmmärchen für die ganze Familie.
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Ich bin dann mal weg
Spielfilm, Literaturverfilmung. Deutschland 2015.
Für den Entertainer Hape Kerkeling läuft es 2001 zwar beruflich gut, doch gesundheitlich ist nicht alles wirklich rund. Mehrere Schwächeanfälle nach den Auftritten, eine Gallenblasen-OP und der dringende Rat des Arztes, kürzer zu treten. Hape ist klar: So geht es nicht weiter. Er entscheidet sich zu einem großen Schritt. Besser gesagt, zu einem langen Weg. Er will den Jakobsweg nach Santiago de Compostela laufen, die ganzen 770 Kilometer. Seine Freunde glauben ihm nicht, seine Agentin hat Angst um seine Gesundheit, auch Hape selbst zweifelt, ob er das schaffen kann. Und doch traut er sich. Und trifft im Verlauf der Wanderung auf interessante, skurrile, nette und komische Menschen. Vor allem jedoch trifft er - auf sich selbst. Im Jahr 2006 veröffentlichte Hape Kerkeling ICH BIN DANN MAL WEG. Das Buch wurde über 3 Millionen Mal verkauft und ist das zweiterfolgreichste deutsche Sachbuch überhaupt. Nun hat Regisseurin Julia von Heinz die Geschichte mit Devid Striesow in der Hauptrolle verfilmt. Striesow ist als Hape ein wahrer Glücksgriff. Die Sprache, die Gestik und Mimik, der Humor - man vergisst, dass hier jemand Hape Kerkeling spielt. Immer mehr glaubt man, Hape Kerkeling auch wirklich zu sehen. Karoline Schuch und Martina Gedeck verkörpern ebenso überzeugend die Rollen als Hapes Reisebekanntschaften, die immer mehr auch zu Wegbegleiterinnen und Freundinnen werden. Schön eingeflochten in die Rahmenhandlung werden Hapes Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend. Der kleine, etwas untersetzt wirkende Junge aus Recklinghausen, der am liebsten vor dem Fernseher saß und von seiner "Omma" Schnittchen vorgesetzt bekam. Doch angetrieben wurde auch der kleine Hape nur von einem Traum: ins Fernsehen kommen und zeigen, was er kann. Julia von Heinz verwebt geschickt die beiden Erzählebenen, die Klammer bilden dabei Hapes eigene Überlegungen aus dem Buch, die sich als Kommentar aus dem Off über die Handlung legen. Es sind oftmals gar nicht übergroße Gedanken, keine großen philosophischen Betrachtungen. Eher sind es Alltagsreflektionen, kurze Momente der Selbsterkenntnis oder der Beobachtung der Umwelt um ihn herum. Doch genau dies macht den Charme nicht nur der Vorlage, sondern auch dieses Films aus, der zudem mit wunderschön gefilmten Aufnahmen auch die Faszination dieses Weges auf beste Weise bebildert. ICH BIN DANN MAL WEG ist eine gelungene Umsetzung von Hape Kerkelings Erfolgsroman. Ein Film, der anregt, amüsiert, berührt und vielleicht ja auch inspiriert.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/ich_bin_dann_mal_weg
Remember
Drama, Spielfilm. Deutschland, Kanada 2015.
Es gibt für Zev eigentlich nichts mehr, für das es sich zu leben lohnt. Vor kurzem starb seine geliebte Frau und seine fortschreitende Demenz raubt ihm mehr und mehr die Erinnerung. Dann wird er von seinem alten Freund Max an einen ungeheuerlichen Plan erinnert, den die beiden gemeinsam geschmiedet haben: Max hat einen ehemaligen KZ-Aufseher gefunden, der in den USA unter falscher Identität lebt. Und Max will Rache. Genau wie Zev, der sich entscheidet, loszuziehen, um diese Rache selbst zu vollstrecken. Trotz seiner Verfassung unternimmt er die anstrengende Reise quer durchs Land. Denn er hat einen Wunsch: Dem Mann in die Augen zu sehen, der so viele Leben auf dem Gewissen hat. Und dann Vergeltung zu üben. In seinem neuen Film verhandelt der Regisseur Atom Egoyan die Themen Schuld, Vergeltung, Vergessen und Verdrängung. Erneut arbeitet er dabei mit Christopher Plummer zusammen, der die Rolle des Zev mit beeindruckender Intensität erfüllt. Ein Mann am Ende seines Lebens, der alles, was er liebte, bereits verloren hat und sich nun ohne Rücksicht auf Konsequenzen auf die letzte entscheidende Reise macht. Plummer agiert glaubwürdig, natürlich, berührend und authentisch. Das Krankheitsbild der Demenz macht er spürbar, aber nie plakativ. Das Entsetzen des Holocaust, die niemals heilenden Wunden der Überlebenden und die ambivalente Reue der Täter - das alles erzählt Egoyan, ohne es mit moralischem Zeigefinger in den Vordergrund zu schieben. Das Ensemble ist mit Bruno Ganz, Martin Landau und Jürgen Prochnow hochkarätig besetzt. Am Ende des Films erhält die spannende Geschichte noch eine letzte Wendung, die den Zuschauer fassungslos zurücklässt. Auch dadurch ist REMEMBER gelungenes Genre-Kino, das die Standards gut einzusetzen weiß und außerdem mit ihnen spielt. Ein bewegender und überzeugender Film über Rache und Vergebung. Und über das langsame Vergessen, das ein ganzes Leben auslöschen kann.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/remember_2
Joy - Alles außer gewöhnlich
Tragikomödie, Spielfilm. USA 2015.
Man kann sich die Familie nicht aussuchen, in die man geboren wird. Als Joy ein kleines Mädchen war, hatte sie große Pläne. Sie wollte Dinge erfinden und damit die Welt verändern. Doch dann lassen sich die Eltern scheiden, die Mutter verkriecht sich in ihr Schlafzimmer, wo sie den lieben langen Tag Seifenoper schaut, der Vater zieht von einer Liebelei zur nächsten und Joy selbst ist bald gezwungen, die Verantwortung für alle zu übernehmen. Ihre eigene Ehe endet mit zwei Kindern und der Scheidung, was den Ex-Mann nicht davon abhält, noch immer in Joys Keller zu hausen. Als ihr eines Tages dann jedoch eine zündende Idee kommt, glaubt sie, jetzt sei endlich ihr Tag gekommen. Wild entschlossen entwickelt sie einen Businessplan und beginnt, ihre Erfindung zu vermarkten. Doch das Leben verläuft nun einmal nicht wie eine Seifenoper. Und auf Joy warten noch einige Klippen, die sie auf dem Weg in das verdiente Glück umschiffen muss. David O. Russells neuer Film JOY - ALLES AUSSER GEWÖHNLICH startet mit einer wundervollen Persiflage auf eine typisch amerikanische Seifenoper. Und auch das Familienszenario, das er entwirft, wirkt wie nach einem solchen Muster erdacht. Neurosen, lautstarke Auseinandersetzungen und ein ständiges Hin und Her sind der großartige Auftakt zur Reise der Filmheldin, die wie ein Phoenix aus der Asche steigt und sich das Leben erarbeitet, was ihr zusteht. Keine andere Schauspielerin könnte diese Rolle, die auf der wahren Geschichte der Unternehmerin Joy Mangano basiert, so wunderbar ausfüllen wie Jennifer Lawrence. Das nette Mädchen von nebenan, das sich Stück für Stück in eine Kämpferin und Business-Frau verwandelt, spielt Lawrence so authentisch und lebensnah, dass man ihr als Zuschauer jede Sekunde glaubt und sie auf ihrem Weg begleitet. Doch auch die Nebenrollen glänzen: Robert de Niro als unfähiger Vater, der seiner Tochter den Respekt verwehrt, den sie sich so sehr wünscht; Virginia Madsen als schrullige Mutter, die sich vor dem Leben versteckt, oder auch Edgar Ramirez als ein Luftikus von Ex-Mann, der trotz allem immer zu Joy hält und sie und die Kinder nicht verlassen möchte. Und natürlich Isabella Rossellini als Investorin und Freundin des Vaters. Sie alle tragen zu einem bunten Figurenpuzzle bei, das um Joy kreist und gleichzeitig von ihr zusammengehalten wird. David O. Russell gelingt es, die Figuren perfekt zu führen, was auch an seinem Drehbuch liegt, das in dem für ihn so typisch lakonischen Stil perfekte Dialoge liefert. Der Soundtrack ist genial gewählt, Klassiker wie "Somethin' stupid" und verschiedene Hits von 70 bis 90 reihen sich aneinander und geben dem Film seine Leichtigkeit, die die oftmals dramatische Entwicklung der Geschichte geschickt auffängt. Auch kehrt der Film immer wieder als dramaturgischer Kniff zum Leitthema der Seifenoper zurück und gestaltet Joys Tag- und Albträume ganz in diesem herrlich überzeichneten Stil. Sehr gekonnt verbindet JOY - ALLES AUSSER GEWÖHNLICH das Tragische mit dem Komischen. Ein unterhaltsam ergreifender Film.
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