Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Kinostart mit Prädikat für Carey Mulligan in SUFFRAGETTE/Außerdem mit Prädikat im Kino: Der große Animationsspaß ROBINSON CRUSOE
Wiesbaden (ots)
Im Jahr 1912 wird die Londoner Wäscherin Maud Watts am helllichten Tag Zeugin davon, wie wütende Frauen Schaufensterscheiben mit Steinen einschlagen. Zunächst ist Maud erschrocken und weiß nicht, was diese Frauen wollen. Doch bald schon wird sie ein Teil der "Suffragetten", wie sie sich selber nennen. Ihr Ziel: Das Wahlrecht für Frauen, dazu bessere Arbeitsbedingungen und ein größeres Mitbestimmungsrecht. Für dieses Recht wollen die Frauen auf die Straße gehen - und wenn es sein muss, auch ins Gefängnis. In ihrem Film SUFFRAGETTE (Start: 4. Februar) beleuchten Regisseurin Sarah Gavron und ihre Drehbuchautorin Abi Morgan, die bereits für SHAME und DIE EISERNE LADY die Drehbücher verfasste, ein filmisch bisher wenig aufgearbeitetes Thema. Doch neben dem historischen Aspekt ist es beiden auch wichtig, die tief bewegende Geschichte einer einzelnen Frau zu erzählen, die exemplarisch für so viele Schicksale in der damaligen Zeit steht. "Das historische Drama hat nichts museales an sich, sondern ist stattdessen packend inszeniert. Das Produktionsdesign wirkt authentisch und der Film ist bis in kleine Nebenrollen hochkarätig besetzt. Carey Mulligan gelingt es eindrucksvoll, Maudes Entwicklung von einer sich den Männern in ihrem Leben unterordnenden zu einer selbstbewusst für ihre Rechte kämpfenden Frau intensiv und glaubwürdig darzustellen. SUFFRAGETTE erzählt eine Geschichte, für die die Zeit schon lange überreif ist." Die fünfköpfige Expertenrunde der FBW vergibt dem Film das höchste Prädikat "besonders wertvoll".
ROBINSON CRUSOE (Start: 4. Februar) ist einer von den Stoffen, die seit der Stummfilmzeit immer wieder verfilmt wurden. In dem neuesten französisch-belgischen Animationsfilm von Ben Stassen und Vincent Kesteloot wird die Geschichte nun aus einem anderen, überraschenden Blickwinkel erzählt. Denn der Gestrandete findet sich nicht etwa, wie sonst immer, alleine auf einer einsamen Insel wieder, sondern diese ist bereits von Tieren bewohnt, für die Robinson ein Eindringling ist, mit dem sie sich langsam anfreunden. Der Held der Geschichte ist konsequenterweise der neugierige Papagei Dienstag, der davon träumt, die große weite Welt jenseits seiner Heimatinsel kennenzulernen und für den Robinson keine Bedrohung ist, sondern die Chance bietet, seinen Horizont zu erweitern. Die Jury der FBW, die dem Film das Prädikat "besonders wertvoll" verleiht, lobt die Vielfalt der witzigen und originellen Figuren, die allesamt "liebevoll und mit kleinen Eigenheiten und Details entworfen werden", zudem hebt sie hervor, wie "grandios und mit einem guten Gespür für das Potential der 3D-Technik" dieses "spannende Abenteuer" animiert ist. Auch die Jugend Filmjury der FBW vergab vier von fünf Sternen und empfiehlt den Film für "Entdecker und Entdeckerinnen am 7 Jahren".
Mehr Informationen zu aktuellen und kommenden FBW-Empfehlungen unter www.fbw-filmbewertung.com.
Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet herausragende Filme mit den Prädikaten wertvoll und besonders wertvoll aus. Über die Auszeichnungen entscheiden unabhängige Jurys mit jeweils fünf Filmexperten aus ganz Deutschland. Die FBW bewertet die Filme innerhalb ihres jeweiligen Genres.
Die Jugend Filmjurys der FBW sind mit 10-14-jährigen Schülerinnen und Schülern besetzt. Sie sind an insgesamt acht Standorten in Deutschland etabliert und sichten vor Kinostart das Filmprogramm für 5-14-jährige.
Prädikatsfilme vom 4. Februar 2016
Suffragette
Drama, Spielfilm. Großbritannien 2015.
London, 1912. Als die in einer Wäscherei beschäftigte Maud Watts auf der Straße Zeugin wird, wie Dutzende Frauen Schaufensterscheiben mit Steinen einschlagen und Parolen wie "Taten statt Worte" schreien, ist sie zunächst erschrocken. Denn Maud hat, wie viele Frauen ihrer Generationen, Zeit ihres Lebens immer nur ehrerbietend getan, was Männer ihr sagten. Doch immer mehr Frauen fordern das Wahlrecht, das ihnen bisher per Gesetz nicht zusteht. Sie fordern gerechten Lohn und vor allem Anerkennung für das, was sie leisten. Und sie sind bereit, für dieses Recht auf die Straße zu gehen - oder auch ins Gefängnis. Die Regierung nimmt die "Suffragetten" jedoch nicht ernst. Und die Polizei sieht in ihnen Ruhestörer, die zum Schweigen gebracht werden sollen. Nach und nach regt sich auch in Maud der Widerstand. Denn die leise Stimme in ihrem Kopf, die sagt, sie müsse für ihr Recht kämpfen, wird lauter und lauter und vermengt sich mit so vielen anderen, die lauthals einfordern, was selbstverständlich sein sollte: Gleichberechtigung. In ihrem Film beleuchten Regisseurin Sarah Gavron und Drehbuchautorin Abi Morgan ein filmisch bisher wenig aufgearbeitetes Thema. Dabei gelingt es, neben der Darstellung historischer Ereignisse rund um die Suffragetten-Bewegung die emotionale Geschichte eines Einzelschicksals zu erzählen, das für viele andere in dieser Zeit steht. Maud verkörpert all das, was Frauen zu dieser Zeit erdulden mussten. Die Bevormundung und Entmündigung durch den Ehemann, der Missbrauch von Machthabenden, die Herabsetzung durch Recht und Gesetz. Carey Mulligan gelingt eine atemberaubende Darstellerleistung. Wenn die Kamera ihr Gesicht zeigt, dann sieht man Schmerz und Leid, Erschöpfung und Resignation darin eingebettet. Und doch sieht man auch diesen Funken in ihren Augen, der zeigt, dass sie sich aufbäumt, dass sie sich wehrt und dass sie ihren eigenen Weg gehen wird. Auch der Rest des Cast überzeugt auf ganzer Linie. Anne-Marie Duff als Kollegin, die bald zu einer Freundin wird und sich trotz Schicksalsschläge nicht unterkriegen lässt, Helena Bonham-Carter als taffe Anführerin, Brendan Gleeson als bärbeißiger Polizist und Ben Whishaw als Ehemann, der ein Opfer seiner Zeit ist und nicht erträgt, dass seine Frau sich emanzipiert. Emmeline Pankhurst, die Mitbegründerin der Suffragetten-Bewegung, wird von Meryl Streep verkörpert, die selbst in einem kurzen Auftritt zweifelsohne ihr Können unter Beweis stellt. Eine nahe Kameraführung, die starke Inszenierung von Massenszenen sowie eine historisch authentische Ausstattung und Kostümierung versetzen den Zuschauer in die damalige Zeit. Die Demütigungen der Frauen von damals werden durch eine straffe und klug gestrickte Dramaturgie greif- und auch fühlbar gemacht. Ein wichtiger, beeindruckender und bewegender Film, der eine Geschichte erzählt, die heute ebenso aktuell ist wie damals. Und die genau so erzählt werden muss.
http://www.fbw-filmbewertung.com/film/suffragette
Robinson Crusoe
Animationsfilm, Kinder- und Jugendfilm. Frankreich, Belgien 2015.
Robinson Crusoe strandete auf einer Insel, auf der es sonst keinen Menschen gab - außer Freitag vielleicht, seinen treuen Helfer. Soweit die bekannte Geschichte. Doch hat sich mal jemand die Mühe gemacht und die Tiere gefragt, die vor Robinson auf der Insel wohnten? Nein? Dann wird es jetzt aber Zeit. Die Antwort gibt uns ein Papagei, den Robinson auf den Namen "Dienstag" getauft hat. Er erzählt von sich und seinen Freunden, die friedlich miteinander auf einer Südseeinsel lebten - bis eines Tages der schiffbrüchige Robinson an Land gespült wird. Nach dem ersten Schreck merken die Tiere, dass sie von Robinson nichts zu befürchten haben und legen ihre Angst vor ihm schnell ab. In kurzer Zeit freunden sie sich an und helfen Robinson dabei, ein Baumhaus zu bauen. Doch eines Tages stürmen bösartige Eindringlinge das Inselparadies. Jetzt müssen Robinson und seine neuen Freunde zusammenhalten, um ihr Zuhause zu verteidigen. Der besondere Clou in dem neuen Film von Vincent Kesteloot und Ben Stassen liegt in der ungewöhnlichen Perspektive, aus der die altbekannte Geschichte über Robinson Crusoe erzählt wird. Denn nicht etwa der Mensch, sondern der Papagei ist es, der von seinen Abenteuern berichtet. Und so ist Dienstag, der Papagei, auch derjenige, durch dessen Augen der Zuschauer all die Ereignisse erlebt. Dies führt zu ganz vielen witzigen und abenteuerlichen Momenten, in denen oftmals die Tiere die wirklich schlauen Wesen sind und die Menschen eher zu Nebenfiguren werden. Dienstag selbst ist ein neugieriger Entdecker, ein aufgewecktes Wesen, das seine Freunde ermuntert, die Welt zu erkunden. Und auch die anderen Figuren der tierischen Clique bringen, jeder auf seine Weise, ein paar ganz individuelle Eigenschaften mit, die der Gruppe helfen, die Abenteuer und Aufgaben gemeinsam zu bestehen und die beim Zusehen für reichlich Identifikationsangebote sorgen. Für gehörigen Spaß sorgen die Katzenbösewichter und die polternden Piraten, die trotz ihrer gerissenen Tricks oftmals das Nachsehen haben gegenüber der fest zusammenhaltenden und bunten Inseltruppe. Das Tempo ist rasant, es gibt viele spannend und abwechslungsreich inszenierte Verfolgungsjagden und eine reizvoll gestaltete Inselkulisse. ROBINSON CRUSOE ist ein bezauberndes und liebevoll erdachtes Kinovergnügen nicht nur für junge Zuschauer, das jede Menge Spaß und Abenteuer zu bieten hat.
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