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VDE Verb. der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik

Aktuell zur Hannover Messe 2005
VDE: Entscheidungsstau im Netz- und Kraftwerksbau
Studie unterstützt Handlungsbedarf für tragfähige Energiestrategie

Frankfurt/Main (ots)

Die Stromübertragungsnetze in zentraler
Lage Europas und insbesondere in Deutschland sind stark ausgelastet.
Die Lage wird sich in den nächsten Jahren weiter verschärfen. Zu
diesem Ergebnis kommt der VDE in seiner Studie "Elektrische
Energieversorgung 2020 - Perspektiven und Handlungsbedarf". Gründe
dafür sind die Liberalisierung des Strommarktes und die zunehmende
Nutzung der Windenergie. Beides führt zu großen Stromtransporten über
weite Entfernungen, für die die Übertragungsnetze ursprünglich nicht
konzipiert waren. Wenn Energiemix und Netzstrukturen nicht bald auf
die Herausforderungen der Zukunft eingestellt werden, könnte die
heute hohe Zuverlässigkeit des Stromnetzes in den nächsten 20 Jahren
erheblich sinken.
Die Kapazitätsreserven im Netz werden durch die derzeitige
Entwicklung vollständig in Anspruch genommen. Technische
Gegenmaßnahmen (wie Redispatching, d. h. Änderung des
Kraftwerkseinsatzes auf Anforderung des Netzbetreibers) wirken nur
begrenzt. Angesichts der langen Planungs- und Bauzeiten für neue
Leitungen ist mit einer baldigen Entlastung nicht zu rechnen.
Hinzu kommt die absehbare Stilllegung vorhandener Kraftwerke -
nicht allein von Kernkraftwerken. Aus Sicht der Netzbetreiber wäre
der erforderliche Neubau wie bisher in der Nähe der
Verbrauchsschwerpunkte zweckmäßig. Anderenfalls müssten weitere
zusätzliche Übertragungsleitungen errichtet werden.
Unsicherheiten für die Stabilität des Stromtransports resultieren
zudem aus der gesetzlichen Verpflichtung der Netzbetreiber, den Strom
aus erneuerbaren Energien bevorzugt in ihre Netze aufzunehmen.
Bereits heute treten insbesondere in Norddeutschland
windstrombedingte Netzengpässe auf. Die Experten der
Energietechnischen Gesellschaft im VDE (ETG) rechnen damit, dass die
stärkere Nutzung von Windenergie bis 2015 deutschlandweit den Bau von
rd. 2.000 km neuer Hoch- und Höchstspannungsleitungen erforderlich
machen wird. Der bis 2020 geplante Bau von Offshore-Windparks in der
Nord- und Ostsee mit einer Gesamtleistung von ca. 20.000 MW ist darin
nur zum Teil berücksichtigt.
Schwerpunktmäßig untersucht die VDE-Studie in drei
Modellrechnungen, wie sich die unterschiedliche Nutzung von
regenerativen Energien, fossilen Brennstoffen und Kernenergie
auswirkt. Die Ergebnisse unterscheiden sich sehr deutlich sowohl beim
Ausstoß des Treibhausgases CO2 als auch bei den notwendigen
Investitionen. Das Szenario "Aktuelle Regierungspolitik" unterstellt
- entsprechend der offiziellen Energiepolitik - eine intensive
Förderung regenerativer Energien, insbesondere der Windkraft, und den
vollständigen Ausstieg aus der Kernenergie bis 2020. Die entstehende
Energielücke wird in diesem Szenario durch Windenergie und Gasimporte
geschlossen. Der CO2-Ausstoß wird den gemäß Kyoto-Vorgabe für 2012
geforderten Wert von 302 Mio. Tonnen erst im Jahr 2020 mit 292 Mio.
Tonnen knapp unterschreiten. Mit 123 Mrd. Euro fallen die höchsten
Investitionskosten an, vor allem auch als Folge des
Windenergieausbaus und der dafür notwendigen Reservekapazitäten.
Hinzu kommt eine zunehmende Importabhängigkeit.
Das zweite Szenario erreicht das Kyoto-Ziel kostengünstiger. Es
geht davon aus, dass die jüngeren Kernkraftwerke länger betrieben
werden und 2020 noch die Hälfte der heutigen Strommenge liefern. Auch
in diesem Modell leisten die regenerativen Energien mit 15 Prozent
einen relevanten Beitrag zur Stromerzeugung. Der Investitionsaufwand
sinkt um knapp 40 Mrd. auf 85 Mrd. Euro.
Drastisch weniger Treibhausgas ist das Kennzeichen im dritten
Szenario des VDE. Die erneuerbaren Energien werden einen Anteil von
26 Prozent an der Stromversorgung erreichen, die Nutzung der
Kernenergie bleibt auf heutigem Niveau. Der Ausstoß von CO2 sinkt in
dieser Rechnung von 314 Mio. Tonnen im Jahr 2003 um 39 Prozent auf
192 Mio. Tonnen 2020. Die Reduzierung des Treibhausgases um 122 Mio.
Tonnen ist mehr als fünfmal so hoch wie bei dem Szenario 1.
Braunkohle würde - anders als Steinkohle - weiter verstromt. Die
Investitionskosten lägen bei knapp 100 Mrd. Euro und damit zwischen
erstem und zweitem Szenario. Die Importabhängigkeit wäre gering.
Die VDE-Studie "Elektrische Energieversorgung 2020" können Sie für
150 Euro inkl. MwSt. (VDE-Mitglieder kostenlos) unter
www.vde.com/reports herunterladen.
Hinweis für die Redaktion: Unter www.vde.com/grafiken finden Sie
Grafiken zum Thema.

Pressekontakt:

Ursula Gluske-Tibud
Pressereferentin
VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V.
Stresemannallee 15
60596 Frankfurt am Main
Tel. 069 6308218
Fax 069 96315215
ursula.gluske-tibud@vde.com
www.vde.com

Original-Content von: VDE Verb. der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik, übermittelt durch news aktuell

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