Nobelpreisträgerin Doris Lessing: Kampf für die Gleichberechtigung der Frau noch nicht beendet
Hamburg (ots)
Literatur-Nobelpreisträgerin Doris Lessing hält den Kampf für die Gleichberechtigung der Frau für noch nicht beendet. "Wirklich erstaunt bin ich besonders darüber, dass Frauen nach all diesen historischen Veränderungen nicht nach mehr suchen, nach anderen Arbeitsformen. Mir scheint, dass Frauen zu viel mehr in der Lage wären, als sie wirklich tun .... Freiheit läuft immer noch stark auf die Frage hinaus: Verdient man sein eigenes Geld oder nicht?", sagt sie der ZEIT.
In ihren neuen Buch "Die Kluft" spielt sie mit dem Gedanken, das weibliche Geschlecht sei gattungsgeschichtlich dem männlichen vorausgegangen. Lessing sagt: "Männer und Frauen sind extrem unterschiedlich ... Frauen gebären, alles Leben stammt von ihnen. Das ist naturgegeben."
Die britische Schriftstellerin äußert sich in der ZEIT zur aktuellen politischen Situation: "Unsere Spezies scheint keinen ausgeprägten Sinn für Selbsterhaltung zu haben. Was sich tatsächlich durch die Zeiten nicht verändert, ist die Sucht großer Staaten, zu dominieren und andere zu malträtieren." Sie spricht auch die wieder auftauchende Bedrohung durch einen Atomkrieg an: "Plötzlich ist eine Bedrohung wieder da, die eine Weile geschlummert hat." Lessing kritisiert an England, ihrem eigenen Land, eine Fremdenfeindlichkeit: "Außerdem staune ich darüber, wie traditionell ablehnend wir als das absolute Einwanderungsland gegenüber außen sind. Es ist ja nicht das erste Mal, dass die ganze Welt hier einwandert; das Römische Reich war genau so ein Schmelztiegel, und die DNA-Forschung beweist, dass wir alle irgendetwas Gemischtes in unserem Blut haben."
Allerdings sieht Doris Lessing auch Anzeichen für eine positive Entwicklung: "Die Apartheid ist Vergangenheit. Rassismus ist endlich ein Verbrechen. Wirklich hoffnungsvoll ist nur, dass über all das gesprochen wird. Vor hundert Jahren hätte niemand etwas von Darfur gewusst. Wir kennen die Tragödien und fragen uns zumindest, was man tun könnte."
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Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 43 vom 18. Oktober 2007
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