Starfotograf Martin Parr: "Wenn das Geld stimmt, dann lasse ich mich auch kaufen"
Hamburg (ots)
Der britische Magnum-Fotograf Martin Parr gilt als einer der einflussreichsten Fotografen der Gegenwart. Die meisten der politisch korrekten Fotografen halte er für "furchtbare Langweiler", sagt er der ZEIT. Ihm sei "das Zwittrige lieber, das Ambivalente. Ich will nicht einfach der good guy oder der bad guy sein, das wäre mir zu einfach." Parr: "Nennen Sie mich ruhig einen Prostituierten, das stört mich nicht. Wenn das Geld stimmt, dann lasse ich mich auch kaufen, so wie jetzt in Dubai, wo ich für Louis Vuitton fotografiert habe. Ich finde nicht, dass daran etwas verwerflich ist. Auch Becher-Schüler wie Andreas Gursky haben Werbung gemacht, als sie noch nicht so berühmt waren. Und warum auch nicht, das ist schnell verdientes Geld, mit dem kann ich dann andere Dinge finanzieren, meine Buchprojekte zum Beispiel."
Parr, der schon mit 13 Jahren wusste, dass er Fotograf werden wollte und dessen frühe Fotos oft das triste Alltagsleben der Unter- und Mittelschicht zeigten, hat jetzt den Reichtum für sich entdeckt: "Diesen ungeheuren Luxus, den die Welt hervorbringt." Er möchte sich jetzt mit dem beschäftigen, was gerade entsteht. "Und natürlich sind Orte wie Dubai so großartig paradox, man muss sie einfach fotografieren. Wohl nirgendwo sonst ist der Abstand zwischen Image und Wirklichkeit größer als dort"
Der Fotokünstler bezeichnet sich als "Populisten". Er will, sagt er der ZEIT, "dass sich viele Leute von meinen Fotos angezogen fühlen". Er sei immer "bilderhungrig". Und je mehr Bilder er sehe, "desto hungriger werde ich". In seinen Fotos stecke so eine Art Hassliebe: "Ich fotografiere nur das , was mich interessiert. Ich bin immer ein Teil dieser Bilder." Parr weiter: "Das Großartige an der Fotografie ist doch, dass ich mit ihr in ganz verschiedenen Kontexten auftreten kann. Ich kann mit meinen Bildern Werbung machen, ich kann aber auch einen Artikel illustrieren, und in einem Museum auftreten kann ich auch noch. Ich genieße das, von einer Welt in die andere zu gleiten."
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Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 18 vom 24. April 2008
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