Alle Storys
Folgen
Keine Story von DIE ZEIT mehr verpassen.

DIE ZEIT

Pisa-Forscher Baumert fordert Kurswechsel in der Bildungspolitik

Hamburg (ots)

Einen Kurswechsel in der Bildungspolitik fordert der führende deutsche Erziehungs-wissenschaftler Jürgen Baumert. In der ZEIT beklagt der Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, die Kultusminister hätten die besonders lernschwachen Schüler nicht energisch genug gefördert. Bereits die erste 2001 veröffentlichte Pisa-Studie habe eine im internationalen Vergleich sehr große Gruppe von Schülern gezeigt, die im Alter von fünfzehn Jahren weder richtig lesen noch rechnen konnten. "Hier hätten sich die Kultusminister aufraffen" müssen und die Förderung dieser Schüler zur "Hauptherausforderung" erklären. Nötig seien zusätzliche Lernangebote am Nachmittag oder in den Ferien.

Ein realistisches Ziel der Bildungspolitik könne laut Baumert darin bestehen, ein Bildungsminimum zu definieren, das allen Kindern unabhängig von ihrer Herkunft garantiert wird. "Jeder, der die Schule verlässt", sagt Baumert, "muss eine reale Chance haben, in Würde an der Gesellschaft teilzuhaben".

Insbesondere den Stadtstaaten, sowie Nordrhein-Westfalen und Hessen, empfiehlt Baumert das Modell des zweigliedrigen Schulsystems, wo es neben dem Gymnasium nur eine weitere Schulform gibt. Damit könne der Tendenz entgegengewirkt werden, dass sich die sogenannten Risikoschüler in Hauptschulen sammeln würden. Dass Schulpolitiker in Nordrhein-Westfalen das gegliederte Schulsystem in seiner jetzigen Form retten wollten, kommentiert Baumert mit den Worten: "Das Land ist gerade dabei, sich das Leben schwer zu machen. Mit einem kompromisslosen Beharren auf hergebrachten Strukturen werden Kosten verursacht und Handlungsmöglichkeiten abgeschnitten." Langfristig, sagt Baumert voraus, würden auch Baden-Württemberg und Bayern schon "aus demografischen Gründen" den "Weg in die Zweigliedrigkeit öffnen".

Der Bildungsforscher weist darauf hin, dass ein frühes Aufteilen von Schülern die sozialen Unterschiede vergrößere. Zwar bestimme die soziale Herkunft in jedem Land der Welt den Schulerfolg mit, jedoch könne die Schule Unterschiede abmildern.

Pressekontakt:

Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 39 vom 18. September 2008
senden wir Ihnen für Zitierungen gern zu.

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Elke Bunse, DIE ZEIT Presse-
und Öffentlichkeitsarbeit (Tel.: 040/3280-217, Fax: 040/3280-558,
E-Mail: elke.bunse@zeit.de)

Original-Content von: DIE ZEIT, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: DIE ZEIT
Weitere Storys: DIE ZEIT
  • 17.09.2008 – 12:45

    Barbara Siebeck träumt vom Fliegen

    Hamburg (ots) - Barbara Siebeck, Buchautorin und Ehefrau des ZEIT-Gourmets Wolfram Siebeck, träumt immer wieder vom Fliegen. Dem ZEITmagazin sagt sie: "Manchmal, nachts, kann ich fliegen wie ein Vogel. Das ist seltsam, denn wenn ich wach bin, habe ich Angst vorm Fliegen. Da steige ich nur mit großer Überwindung in ein Flugzeug, und nur wenn es sein muss, um mit meinem Traummann in Istanbul zu essen oder in London oder ...

  • 17.09.2008 – 12:45

    Wolfram Siebeck: Die Köche sitzen auf hohem Ross

    Hamburg (ots) - Deutschlands berühmtester Restaurantkritiker Wolfram Siebeck (79) hält wenig von seinen jüngeren Berufskollegen. Dem ZEITmagazin sagt Siebeck: "Die Jungen, die über mich herziehen, haben zu wenig Erfahrung in dem Job. Heute hat kein Mensch im Alter von 30 oder 40 Jahren diese Restauranterfahrung wie ich damals. Jeder muss sich warmschreiben, und gerade bei Restaurantkritiken braucht man Übung. Erst ...

  • 14.09.2008 – 14:52

    Joschka Fischer rechnet bei der Bundestagswahl 2009 mit Ampel- oder Jamaika-Koalition

    Hamburg (ots) - Joschka Fischer glaubt, dass es bei der Bundestagswahl 2009 auf eine Ampel- oder Jamaika-Koalition hinausläuft. Bei der ZEIT MATINEE in den Hamburger Kammerspielen am 14. September 2008 sagte Fischer jedoch weitere rot-rote Koalitionen auf Landesebene voraus, z. B. in Thüringen und im Saarland. Ein rot-rot-grünes Bündnis auf Bundesebene ...