Schauspieler Meyerhoff nennt Theater mutlos und selbstzufrieden
Hamburg (ots)
Joachim Meyerhoff, 41, einer der besten Theaterschauspieler deutscher Sprache, äußerte sich in der ZEIT kritisch über das deutsche Theater: "Das Theater verpasst unheimlich viel dadurch, dass es meint, sich immerzu entscheiden zu müssen: für die eine Lesart oder die andere." Das aktuelle Theater nannte er "oft mutlos" und "mit sich zufrieden". Als Zuschauer fühle er sich von vielen Aufführungen unterschwellig belehrt. Der Theaterschauspieler: "Man teilt mir auf subtile Weise mit, dass ich nicht cool genug bin, nicht schlau genug, nicht intelligent genug, dass ich nicht still genug sitzen kann. Wenn ich das spüre, krieg ich einen solchen Hass - und muss fliehen."
Meyerhoff, der im Jahr 2007 zum "Schauspieler des Jahres" gewählt wurde und Ensemblemitglied des "Wiener Burgtheaters" ist, sprach auch über sein großes Solo-Theaterprojekt "Alle Toten fliegen hoch". Meyerhoff: "Mein Gott, was wird im Theater gestorben, und es bedeutet nichts, nichts, nichts! Man spielt sich die Seele aus dem Leib, und es hat keine Wirkung, man denkt: Komm, lass es, wurscht! Wenn ich vom Tod erzähle, erreicht es erstaunlicherweise die Zuschauer. Es ist Empathie im Raum."
Von Theaterkünstlern, denen nichts peinlich ist, hält Meyerhoff nichts; Peinlichkeit sei vielmehr ein entscheidender Spielantrieb. Er selbst sei allerdings über Jahre hin ein "glücklicher Nackter" auf der Bühne gewesen: "Ich habe es sogar geschafft, mich im Weihnachtsmärchen nackt zu machen." Er habe Nacktheit früher für einen Ausdruck künstlerischer Radikalität gehalten. "Aber jetzt war ich Gott sei Dank schon lang nicht mehr nackt."
Meyerhoffs neues Stück aus dem Zyklus "Alle Toten fliegen hoch" wird am 17. Dezember am Wiener Burgtheater uraufgeführt.
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Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 51 vom 11. Dezember 2008
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