Weltbankchef Wolfensohn befürchtet Proteste in Prag
Harsche Kritik an Weltbankgegnern und Industrieländern: Versprochene Finanzhilfe für Entwicklungsländer erneut angemahnt
Hamburg (ots)
Weltbankchef James Wolfensohn befürchtet gewaltsame Proteste bei der Jahrestagung, die die Bank gemeinsam mit dem Internationalen Währungsfonds im September in Prag abhalten wird. In einem ZEIT-Interview sagte er: "Wenn die Demonstranten das Ziel haben, die Tagung zu verhindern - und einiges, was im Internet steht, klingt danach - dann werden wir wohl die Hilfe der tschechischen Polizei in Anspruch nehmen müssen." James Wolfensohn beginnt im Juli seine zweite Fünf-Jahres-Amtszeit.
Die Kritik an der Weltbank wies er mit harschen Worten zurück. Die Vorwürfe mancher Globalisierungsgegner seien "schlicht lächerlich". Die "Intoleranz" gegenüber seiner Bank sei "mitunter kaum zu ertragen". Er verteidigte das umstrittene Milliarden-Projekt einer Öl-Pipeline durch den Tschad und durch Kamerun. "Ich bin sehr stolz auf dieses Projekt", sagte Wolfensohn der Wochenzeitung DIE ZEIT.
Auf die Frage, ob ihn die Nominierung des Deutschen Horst Köhler für den IWF-Chefposten überrascht habe, antwortete er: "Ja. Sie nicht? Der ganze Prozess war ziemlich unglücklich, auch wenn das Ergebnis nun positiv ausgefallen ist." Erneut mahnte Wolfensohn die Industrieländer, vor allem Deutschland, England und die USA, mehr Geld für die Entwicklungszusammenarbeit auszugeben: "Von den 0,7 Prozent des Bruttosozialproduktes, die die Industrieländer einmal für die Entwicklungshilfe ausgeben wollten, ist Deutschland ebenso wie die USA oder Großbritannien weit entfernt."
Diese Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 26/2000 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 21. Juni 2000 ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Interviews kann angefordert werden.
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