Philosoph Hans-Georg Gadamer, 100: Es gibt nichts, was man wissen muss - nur etwas, das man wissen will
Hamburg (ots)
Hans-Georg Gadamer, 100, Nestor der deutschen Philosophie, schreibt in der jüngsten Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT über seine Lehrjahre. "Das erste Mal etwas von Philosophie gehört habe ich im Geschichtsunterricht. Ich war elf oder zwölf Jahre alt. Der Lehrer hatte etwas über die antike Welt erzählt - Epikur, Stoa und solche Sachen. Ich erinnere mich noch genau, wie er uns abhörte und dann plötzlich meinte: 'Du, Gadamer, Philosophie - dafür bist du der Richtige!' Ich war höchst erstaunt. Ich wusste gar nicht, was das war."
Gadamer weiter: "In Deutsch hatte ich einen sehr guten Lehrer. Nur wenn man den Lehrer liebt, lernt man. Die Schule muss die Freude am Lernen entwickeln. Es gibt nichts, was man wissen muss - nur etwas, das man wissen will."
Hans-Georg Gadamer studierte dann Germanistik und habe "unsinniger Weise die ganze deutsche Sprachgeschichte gelernt: Gotisch, Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch". Weiter: "Dann erzählten mir Kommilitonen, Philosophie sei viel interessanter. Daraufhin hörte ich mir verschiedene Vorlesungen an, mein Interesse geschürt hat dann Richard Hönigswald. Bis heute fasziniert mich an der Philosophie, dass wir nicht aufhören, Fragen zu stellen, die wir nicht beantworten können."
Für seinen Vater war es "ein Jammer, dass ich zu den Schwätzprofessoren ging. Brotlose Kunst. Aber er nahm es als sein Schicksal hin."
Diese Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 31/2000 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 27. Juli 2000 ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Textes kann angefordert werden.
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