Paul Spiegel in der ZEIT: "Inzwischen bin auch ich sehr frustriert."
Hamburg (ots)
Paul Spiegel, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, richtet im Interview der Wochenzeitung DIE ZEIT einen Appell an Politiker, Intellektuelle, Kulturschaffende und Kirchen, das Thema Rechtsextremismus zu besetzen. Spiegel unterstreicht, dass "diese Entwicklung nicht nur Ausländer und andere Minderheiten, sondern uns alle bedroht". Spiegel fordert ein Ende der "Zustimmungsbotschaft und Wegschau-Mentalität". Jetzt müsse "ein Ruck durch die Bevölkerung" gehen.
Spiegel, der die Nachfolge von Ignatz Bubis im Januar 2000 angetreten ist, hält die Auswirkungen der Forderung Walsers nach einem Schlussstrich für nachhaltig spürbar. Von vielen Seiten würde der Wunsch nach einem Schlussstrich geäußert. Walser gelte in diesen Fällen als Alibi. Spiegel habe gehofft, Bubis Befürchtungen seien nicht wahr. Im ZEIT-Interview sagt er: "Inzwischen bin auch ich sehr frustriert".
Viele junge deutsche Juden definierten sich zunehmends als Deutsche jüdischen Glaubends. Eine unbefangene Begegnung zwischen Juden und Nichtjuden sei jedoch immer noch nicht gegeben. "Dazu ist die Zeit nach dem Holocaust zu kurz."
Trotz aller Rückschläge lohne es sich, für die Demokratie zu kämpfen. Ob Juden tatsächlich auch als Juden in Deutschland leben können, hänge jedoch nicht von den Juden, sondern von den Nichtjuden ab. Und Spiegel weiter: "Ich frage mich, ob die Mehrheit der Deutschen eine starke jüdische Gemeinde haben will".
Diese Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 32/2000 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 3. August 2000 ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Textes kann angefordert werden.
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