Dagmar Schipanski über persönlich erlebte Ungerechtigkeiten des DDR-Systems
Hamburg (ots)
Dagmar Schipanski hat es während ihrer Jugend in der DDR nicht leicht gehabt. Das berichtet die thüringische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Bildung in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT in der Rubrik "Meine Lehrjahre": "Die Ungerechtigkeit des Systems habe ich schon vor dem Mauerbau zu spüren bekommen." So wurde der Pfarrerstochter der Zugang zur Oberschule trotz guter Noten zunächst verwehrt. Offizielle Begründung: die "nicht stimmige soziale Zusammensetzung" der Schule. Erst nachdem Dagmar Schipanski bereits eine Ausbildung zur Sekretärin begonnen hatte, konnten ihre Eltern der Tochter durch massiven Druck einen Platz auf der Oberschule erkämpfen.
In der ZEIT verrät die Professorin für Festkörperelektronik an der Technischen Universität Ilmenau, warum sie sich 1962 für das Physikstudium entschied: "Ich hätte mir auch vorstellen können, Theaterwissenschaft oder Germanistik zu studieren. Doch die Inhalte in den geisteswissenschaftlichen Fächern waren so ideologisiert, dass man sie nicht studieren konnte. Jura fiel auch weg, weil ich keine Rechtsauffassung vertreten konnte, die ich nicht anerkannte. Die Naturwissenschaften aber waren unabhängig, und die Physik war damals sehr modern."
Erst nach der Wende wurde Dagmar Schipanski 1990 zur Professorin berufen, nachdem sie bereits seit 1967 als Assistentin an der Technischen Universität gearbeitet hatte. Sie war als erste Frau Vorsitzende des Wissenschaftsrates und kandidierte 1998 gegen Johannes Rau für das Amt des Bundespräsidenten.
PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 44/2000 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 26. Oktober 2000 ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei.
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