Walter Jens schreibt in der ZEIT über seine Lehrjahre
Hamburg (ots)
Walter Jens, der bis 1988 den in Tübingen extra für ihn geschaffenen Lehrstuhl für allgemeine Rhetorik innehatte, berichtet in der jüngsten Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT über die Vorbilder seiner Lehrjahre.
Als eines dieser prägenden Vorbilder beschreibt der 77-jährige seinen Lateinlehrer Ernst Fritz an der Gelehrtenschule des Hamburger Johanneums, der seinen Schülern im Unterricht Witze über das Nazi-Regime erzählte: "So fragte er uns beispielsweise: 'Was ist der Unterschied zwischen einem Hund und einem SA-Mann? Der SA-Mann hebt den Arm, der Hund das Bein.'" Vor der Gestapo versuchte Walter Jens, den verehrten Lehrer zu retten: "Noch heute besitze ich das Protokoll, in dem es heißt: 'Jens leugnet schlechterdings alles - selbst das, was der Lehrer schon zugegeben hat.' Ich war kein Widerstandskämpfer; ich hatte lediglich das Bedürfnis, durch dick und dünn zu gehen für diesen Mann, der für mich ein Vorbild war."
Walter Jens, der mit 21 Jahren über "Die Funktion der Stichomythie in Sophokles' Tragödien der Mannesjahre" promovierte, suchte sich auch im Studium seine Vorbilder und erwarb sich ihre Anerkennung: "Nie werde ich vergessen, wie glücklich mich ein Erlebnis in den fünfziger Jahren gemacht hat: Im Hörsaal A der Universität Freiburg hielt ich einen Vortrag. Ich blickte ins Auditorium und dachte, ich träumte: Da saßen meine Lehrer von damals- und hörten mir zu. Unter ihnen, neben dem Germanisten Walter Rehm, auch Martin Heidegger, von dem ich so viel gelernt habe."
"Mein verehrter Lehrer" und andere Wendungen, die noch aus älteren Zeiten stammen, bedeuten viel für mich. Wenn einer über mich sagt: "Der Jens ist doch ein klassischer Bildungsbürger - dann empfinde ich das als Auszeichnung. Ich bin es gern."
Diese PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 46/2000 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 9. November 2000 ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Textes kann angefordert werden.
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