ZEIT_online: Unterschriftenschlacht um Hochschulreform
Hamburg (ots)
Für rasche und tiefgreifende Veränderungen der deutschen Universitäten haben sich 464 im Ausland forschende deutsche Wissenschaftler ausgesprochen. In einem Brief, der der ZEIT_online-Ausgabe vom 27. März 2001 unter www.zeit.de vorliegt, fordern sie Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn und die deutschen Kultusminister auf, die geplante Hochschulreform zügig umzusetzen. Die sogenannte Dienstrechtsreform sieht unter anderem eine leistungsgerechtere Bezahlung für Hochschullehrer sowie die Einführung einer Juniorprofessur vor - zugleich soll die Habilitation abgeschafft werden.
Im krassen Gegensatz dazu steht ein Aufruf des Deutschen Hochschulverbandes, der Standesorganisation der deutschen Professoren. Dieser verlangt von der Bundesregierung, den Reformentwurf zurückzuziehen. Er ist von Professoren aus ganz Deutschland unterzeichnet und wird am Mittwoch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als Anzeige abgedruckt.
In ihrem Brief bezeichnen die deutschen Forscher im Ausland, unter ihnen die beiden Nobelpreisträger Herbert Krömer und Johann Deisenhofer, solchen Widerstand gegen die Hochschulreform als Interessenpolitik einer Gruppe, die "um ihre Macht und Privilegien fürchtet". Dabei sei die akademische Struktur des deutschen Hochschulsystems schon längst nicht mehr zeitgemäß, weil unangemessen hierarchisch und unflexibel. Die Habilitation diene der Zementierung existierender Machtstrukturen.
"Viele der Unterzeichner sind wegen eben dieser Strukturen ins Ausland geflüchtet", sagt Stefan Schlatt, einer der Initiatoren der Unterschriftenaktion, der zur Zeit an der Universität von Pennsylvania forscht. Für talentierte Nachwuchswissenschaftler aus aller Welt sei der Wissenschaftsstandort Deutschland heute "allenfalls zweite Wahl".
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